Rezension: Todesbotschafter- Thriller- Cassandra Negra

Erneut hat die promovierte Politik- und Sozialwissenschaftlerin, die in Zürich in der Schweiz zu Hause ist,  unter ihrem Künstlernamen Cassandra Negra einen bemerkenswerten Thriller zu Papier gebracht. Zuletzt hatte sie mit ihrem Werk "Die Lust des Bösen" die Krimifreunde überrascht, denn selten hat ein Thriller dem Leser so vorgeführt, wie eindringlich und wie äußerst drastisch das Verbrechen geschildert werden kann, so dass man das Gefühl bekam, unmittelbar involviert zu sein.

In ihrem aktuellen Krimi "Todes-Botschafter" erleben wir nicht minder all die besonderen Eigenschaften des Schreibens, die Cassandra Negra so meisterlich beherrscht. Dazu gehört natürlich ein nie abfallender Spannungsbogen, der zunächst eine spektakuläre Story voraussetzt. Hier orientiert sich die Autorin an aktuelle Geschehnisse der Zeitgeschichte, an spektakulären Verbrechen, die extreme Ausmaße angenommen haben und immer die ganze Gesellschaft zutiefst berührt oder sie unmittelbar trifft. 

Verankert ist der gesamte Kriminalroman bei der Profilerin Lea Lands, die in ihrem zweiten Fall sich mit nichts Geringerem befassen muss, als mit einem Selbstmordattentäter, der eine Bombe just zu dem Zeitpunkt im Kabinettssaal zündet, als die Bundeskanzlerin zur wöchentlichen Kabinettssitzung aufruft. Dass ein solches Verbrechen einen langen Vorlauf, aber auch mit ganz besonders perfiden Strategien von abartig und bösartigen, hochintelligenten Menschen zu tun haben muss, leuchtet sofort ein. 

Selbstverständlich spielen dabei die politischen Ereignisse und die Auseinandersetzungen mit der muslimischen Welt eine Schlüsselrolle. Dass seit den Ereignissen von "nine-eleven" in den USA auch die Bundesrepublik im Fokus von islamistischen Attentätern mehrmals gestanden hat, bisher allerdings mit keinem mörderischen Ausgang wie in anderen westlichen Staaten, dies war für die Autorin jedoch Anlass genug, ein solches Szenario zu entwerfen. Dabei scheint es typisch für die Thriller von Cassandra Negra zu sein, wir erleben es hier zum zweiten Mal, wie schonungslos sie die Details der Verbrechen beschreibt. 

Rücksicht auf das zarte Gemüt irgendwelcher Leser wird da nicht genommen, ganz im Gegenteil. Aber ebenso detailliert und akribisch werden die Charaktere und die Handlungsweisen ihrer Protagonisten durchleuchtet. Besonders ist es immer wieder die Psyche all dieser Personen, denen sich die Autorin ausgiebig widmet. Scheinen zunächst erwähnte Detailbeschreibungen, die von einer großen Ortskenntnis zeugen, mit der Story wenig oder gar nichts zu tun zu haben, so entwickelt sich mit dem Fortschreiten der Ereignisse ein feinmaschiges Netz, das immer deutlicher macht, welche ungeheureren Verbrechen sich anzubahnen drohen. Dies ist wahrlich hohe Krimi-Kunst. Dabei wird die Spannung immer erlebbar, der Leser wird ganz eng durch die Seiten geführt, ein gedankliches Abschweifen findet einfach nicht statt.

Er will unbedingt wissen, welche Abgefeimtheiten die Täter sich immer und immer wieder einfallen lassen und wie Lea Lands diese kontert. Dabei zeigt sich die Profilerin alles andere als ein Kriminalroboter. Auch hier hat sich Cassandra Negra von dem üblichen Krimi-Genre entscheidend entfernt. Der Leser steht einer außergewöhnlichen jungen Frau gegenüber, hoch intelligent und bestens für ihren Job ausgebildet, aber auch mit gelegentlichen Selbstzweifeln, psychischen Verunsicherungen und dabei jedoch dem Leben gegenüber stets gefühlsoffen.

Auf die Frage, warum dieser zweite Thriller von Cassandra Negra "Todes-Botschafter" so lesenswert ist, darauf wurde zuvor in den unterschiedlichsten Details hingewiesen. Entscheidend aber ist, dass sich die Story immer auf höchstem Niveau bewegt, die Erzählweise ihre eigene Eindringlichkeit besitzt, die Autorin unmittelbar am Puls der Zeit schreibt, dabei die Dinge beim Namen nennt, soll heißen, wenn es um Sex geht, wird auch Sex beschrieben und, dies ist der eigentliche Kern dieses Buches, der Leser immer bestens unterhalten wird. 

Sehr empfehlenswert.


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Rezension Peter J. König: TÖDLICHER STEILHANG- Kriminalroman-Paul Grote

Der Autor Paul Grote ist kein Neuling auf dem Gebiet des Kriminalromans. Nicht nur, dass er im dtv-Verlag bereits sieben sehr erfolgreiche Krimis veröffentlicht hat, nein es ist die Art und Weise die begeistert, wie er diese spannende Lektüre jeweils aufbaut. Kriminalromane sind schon immer die wohl am meisten gelesenen Bücher weltweit. Dabei ist es das ausgesprochene Spannungspotential, das den Leser auf die Reise durch die Welt des Verbrechens, der Abartigkeiten und der menschlichen Niedertracht führt. Diesen Themenreigen bedienen sie alle von jeher, diese Romane, die dem Liebhaber von solcher Lektüre den gewünschten „thrill“ geben, der ihn immer wieder in den Bann zieht. Deshalb ist es müssig, viele Worte über die Tatsache zu verlieren, dass Paul Grotes Werk „Tödlicher Steilhang“ natürlich äußerst spannungsgeladen ist, er ist ein Meister in diesem Fach. Darüber hinaus hat der Autor sich zum Ziel gesetzt, seine Handlung in dem Milieu zu platzieren, das ihn schon seit vielen Jahren fasziniert. 

Wie in seinen früheren Kriminalromanen ist auch diesmal ein spezielles Weinanbaugebiet in Europa der Ort, wo sich die Verbrechen abspielen, wo hinter der Idylle der Landschaft sich die großen und kleinen Abgründe menschlichen Seins auftun. Für den Kenner Grote “scher Literatur ist es nach dem Titel auch keine große Sache mehr, zumal wenn er sich mit Wein auskennt, zu bestimmen, wohin uns der Autor dieses Mal führt. Es sind die Steilhanglagen an der Mosel, bestens geeignet die Basis allen Übels herzugeben. Doch nicht nur der harte Existenzkampf und die Konkurrenz untereinander geben Anlass zu mancherlei Querelen der Winzer und ihrer Familien. 

Ein Mammutprojekt, die Moselhochbrücke an der Mittelmosel, ein seit Jahren umstrittenes Bauprojekt des europäischen Straßenbaus droht weltberühmte Weinlagen zu zerstören und deren Eigentümer Jahrhunderte alter Besitz fortzureißen. Das beschwört den erbitterten Widerstand der betroffenen Anwohner heraus, schließlich erhofft man sich, als Weltkulturerbe eingestuft zu werden. Dies ist die Situation, die Georg Hellberger, Geschäftsführer eines Sicherheitsunternehmens in Hannover vorfindet, als er der Einladung eines Winzers in sein Weingut an der Mosel folgt. Kaum dort angekommen, verlässt sein Gastgeber überstürzt seinen Betrieb in Richtung südliche Toskana, in seinem italienischen Weingut haben erhebliche Manipulationen mit den geernteten Trauben stattgefunden.

Hellberger selbst in Schwierigkeiten mit seiner Firma, glaubt in der Beschaulichkeit der Mosellandschaft die nötige Ruhe und den Abstand zu finden, der ihn wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Doch schon am nächsten Tag wird die Leiche eines Winzers am Moselufer angespült. Als Unfall eingestuft, beginnt die Gerüchteküche unter den Einheimischen zu brodeln. Hellberger bleibt davon nicht verschont, zu lange hat er in seinem Beruf investigativ gearbeitet, um seine Neugierde zu zügeln. So dauert es nicht lange und er steckt mitten drin in der Angelegenheit, die an sich nicht seine eigene ist. 

Wer „Tödlicher Steilhang“ sich genussvoll zu Gemüte führt, wird wie immer von Paul Grote mit einem starken Krimi belohnt, er hat auch wie in allen Büchern dieses Autors die wunderbare Gelegenheit, die besonderen Vorzüge der jeweiligen Landschaften, ihrer Menschen und vor allen Dingen ihrer Weine kennen zu lernen. Doch dieses Mal ist Grote noch einen Schritt weiter gegangen. Eingebunden in die Handlung, entwickelt sich der Leser zu einem profunden Weinkenner, zumindest lernt er alle wesentlichen Schritte des Weinmachens an der Mosel kennen, wobei diese Schritte ziemlich gefährlich sein können, solange man sich in den einmaligen Riesling- Steillagen bewegt. 

Sehr empfehlenswert

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Rezension:Allmen und die Dahlien (Gebundene Ausgabe)

Vorab: Martin Suter schreibt sehr gut, vielleicht weil seine Texte ironisch distanziert verfasst sind. Ob es notwendig ist, in die Dialoge spanische Sätze einzubauen, sei dahingestellt. Meines Erachtens unterstreichen sie die erwünschte Weltläufigkeit des Protagonisten Johann Friedrich von Allmen, ein Hochstapler, der einen Weg gefunden hat, auf legalem Wege mit gewissen Unterbrechungen sein Luxusleben zu finanzieren. 

Wer je einen Menschen wie Allmen im realen Leben näher kennen gelernt hat oder gar mit ihm leben muss, wird in ihm nicht so sehr den Helden sehen können, sondern sich wünschen, ihm nie begegnet zu sein.

Gut, dass Suter Allmen keine Frau an die Seite gestellt hat, die mit ihm die Suppe seiner Großspurigkeiten auslöffeln muss. Das muss letztlich "nur" sein kolumbianischer Buttler, der das Rüstzeug und die Nerven dazu hat. Spaßig finde ich dies alles dennoch nicht.

Leider verbietet es ein Detektivroman, Inhalte auszuplaudern, weil die Spannung ansonsten Weg ist. Die Handlung spielt mal wieder in dem Milieu, in dem von Allmen am liebsten seine Brötchen verdient, "in der Welt der Reichen und Schönen- umschwirrt von all denen, die auch dazugehören wollen."

Dazugehören wollen hier ja möglicherweise auch irgendwelche Leser, aber sie sollten vorsichtig sein, zumeist trügt ja bekanntermaßen der Schein und vielleicht ist es ja auch hier der Fall.

Eine kurzweilige Detektivgeschichte, die man an einem Nachmittag gelesen hat. Ideal als Ferienlektüre. Suter zeigt mal wieder die Welt des schönen Scheins, die kein Mensch braucht und nach der sich auch keiner sehnen sollte.

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Rezension: CASSANDRA NEGRA - Die Lust des Bösen - THRILLER

Obwohl dieser Psycho-Thriller sehr umfangreich ist, immerhin kommen wir auf eine Zahl von 475 Seiten, gibt es keinerlei Spannungsabfall durch die gesamte Story. Zart besaitete Gemüter müssen eher damit rechnen, dass sie doch sehr unter Druck geraten. Denn die Art und Weise, wie Cassandra Negra, übrigens ein Pseudonym für die Autorin, einer promovierten Politik- und Sozialwissenschaftlerin, das Verbrechen schildert, verlangt schon ein ziemlich stabiles Nervenkostüm. Die Darstellung des Abartigen, aber auch die Liebes- und Sexszenen sind von einer Direktheit, die man bei einem Thriller so nicht vermutet. Vielleicht ist ja gerade diese Erzählweise der Grund warum der Leser immer weiter fasziniert dranbleibt. Tötungsrituale neben unverblümter pornografischer Darstellung zeigen, dass Cassandra Negra schonungslos und direkt mit dem Lesewilligen umgeht. Hier macht sie ihrem Künstlernamen alle Ehre. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Cassandra Negra nichts verherrlicht und sich eindeutig von den Machenschaften der Nazis distanziert.

Erzählt wird der erste Fall einer jungen Profilerin, die beim LKA in Berlin ihren neuen Job angetreten hat. Bei einer Führung durch die Berliner Katakomben, alte Bunker aus der Zeit des Dritten Reiches, die alle Versuche einer Sprengung überstanden haben, entdeckt man die Leiche einer jungen Frau. Dabei wird selbst alten Hasen der Kripo speiübel, denn der Leichnam ist bestialisch zugerichtet worden. Herz und Hirn wurden entfernt und in Glasgefäße, gefüllt mit Formalin so drapiert, als seien sie als eine Art Opfergabe im Fahrerbunker der ehemaligen Reichskanzlei unter den Wandmalereien von naiver Nazikunst dargebracht worden. Dass dies alles kein Zufall ist, wird Lea Lands, so heißt die Novizin im Kriminalgeschäft, sofort klar. 

Einerseits muss die rechtsradikale Szene in irgendeiner Weise involviert sein,  andererseits zeigt die Art wie der Täter sein Opfer chirurgisch massakriert hat, dass entsprechende Kenntnisse vorliegen müssen. Zudem legt der psychische Zustand eines solchen Täters die Vermutung nahe, ein solches Verbrechen ist kein Einzelfall, die weitere Tötung junger Frauen ist nicht auszuschließen. Es könnte ein Serienkiller am Werk sein. Diese Annahme wird unmittelbar bestätigt, als auf dem inneren Gelände der Wolfsschanze, Hitlers ehemaligem Hauptquartier in Ostpreußen erneut eine, in der gleichen Weise schändlich zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Der Abgleich von DNA-Spuren bringt dann auch ziemlich schnell Klarheit, zumal die Verstümmelungen der Körper die gleichen Symptome aufweisen. Hier war ein und derselbe Psychopath zugange. 

Diese Erkenntnisse helfen der jungen Profilerin und ihrem ausgebrannten Kollegen aber noch lange nicht zu einem Festnahmeerfolg. Bis dahin sind noch viele mörderische Hintergründe, menschliche Abgründe von Wahnsinn und Besessenheit und sexuellen Begierden und Abartigkeiten zu recherchieren. Wurde anfangs über die sprachlichen Aspekte der Autorin gesprochen, so gilt es jetzt noch auf die inhaltlichen Feinheiten aufmerksam zu machen. Besonders auffallend ist die exakte Darstellung der Handlungsorte, die einhergeht mit der geschichtlichen Komponente Hitlers und der Nazizeit. Welche Rolle daraus resultierend die heutigen Neonazis in Deutschland und anderen Staaten Europas spielen, zeigt, dass hier der Thriller durchaus aktuelle, hochbrisante Entwicklungen einbinden kann, ohne die Spannung zugunsten eines politischen Exkurses zu verlieren. Ganz im Gegenteil, die Autorin hat es prächtig verstanden vor diesen politischen Hintergründen aus Vergangenheit und Gegenwart einen lesenswerten Thriller zu entwickeln. Dabei hat sie aber nicht vergessen, die modernen, freizügigen Lebensgewohnheiten junger Frauen, aber auch die Tristesse seelisch verkrüppelter Menschen, die eine solche Weltstadt wie Berlin in sich birgt, entsprechend zu beleuchten. Die Gefühlstiefe in die jeweiligen Protagonisten ist sehr mitreißend, sodass man manchmal vergisst, dass es sich hierbei nicht um einen Thriller sondern um einen beachtlichen Roman handeln könnte. Die nächste Schilderung des unvorstellbaren Grauens rückt dann aber wieder sehr schnell die Tatsachen zurecht.

 Sehr empfehlenswert

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Rezension: Günter v. Lonski "EIS!"

Bei seinem neuesten Krimi "EIS" ist es Günter v. Lonski zweifellos schwer gefallen, seine Ironie zu zügeln, seine humoreske Art im Zaum zu halten, die wir bei seinem letzten Buch "Bittere Medizin" so schätzen lernen durften. Mit dem Wechsel des Schauplatzes vom Weserbergland in die Stadt Hannover hat sich zwar nicht das Genre "Krimi aus der Region" verändert, aber entschieden doch die psychologische Plattform, auf der die beiden Hauptprotagonisten agieren.

War der Radiojournalist Wesemann zuvor mit einer lockeren, eher entspannten Art an die Aufklärung der Verbrechen herangegangen, so tendiert die Kriminalkommissarin Marike Kalenberger jetzt gegen den psychologischen Nullpunkt, immer scharf am Drama eines Totalabsturzes entlang. Auslöser dieser tiefen Depression sind zum einen die niederschmetternden Erfahrungen in ihrem trostlosen Job bei der Polizei, weitaus mehr ist sie jedoch gebeutelt durch die fast tödlichen Folgen einer Schießerei am Steintor im Rotlichtviertel von Hannover.

Soeben hat es der Chirurg geschafft nach einem Bauchschuss, sie unter den Lebenden zu halten und sie zusammen zu flicken, eine nicht ganz einfache Aufgabe. Eine mehrmonatige Genesungszeit hat sie körperlich wieder aufgerichtet, na ja vielleicht nicht ganz. Ihre Psyche allerdings liegt weiterhin am Boden danieder. Sie hat Angst, elende Angst vor allem und jedem, da konnte ihr auch die Psychotherapeutin so gut wie gar nicht aufhelfen. Nach einem halben Jahr zusammen mit ihrem dreibeinigen Kater Toto im arbeitslosen Nichtstun fand sie, es müsse jetzt doch endlich wieder einmal weitergehen, außerdem vermisste sie ihre Kollegen, ihr früherer Familienersatz. Zudem wollte sie wissen, wie sich der junge Kommissar erholt, der bei der Schießerei am Steintor ebenfalls angeschossen wurde.

Die Tatsache, dass die Mannschaft im Präsidium sie nach ihrer Rückkehr sichtlich schnitt, war ihr auf Anhieb ein unerklärliches Rätsel, dabei hätte sie sich so auf eine warmherzige Begrüßung gefreut. Sie konnte sich auf dieses ablehnende Verhalten keinen Reim machen, bis ihr gesteckt wurde: der junge Kollege hatte lauthals herausposaunt, sie hätte ihm beim Schusswechsel keine Rückendeckung gegeben, der einzige Grund, warum er die schwere Schussverletzung hatte hinnehmen müssen. Mit dieser bösen Verleumdung konfrontiert, zog es ihr erneut den Boden unter den Füßen weg. Jeglicher Versuch die psychische Balance zurück zu gewinnen war dahin, da ja sie es war, die den jungen Draufgänger immer wieder zurückhielt, um in Deckung zu bleiben. Er aber wollte den Helden spielen, sich als Rambopolizist profilieren.

Dies war der einzige Grund,  warum sie ihre Deckung verlassen hatte, sie musste ihm unbedingt helfen. Am Ende waren sie beide durch Schüsse niedergestreckt worden. Keine Minute länger konnte sie im Polizeipräsidium bleiben. Sie musste raus hier, bevor die emporkriechende Angst ihr den letzten Atem nahm. Sie musste zurück an den einzigen Zufluchtsort, an dem sie der Depression trotzen konnte, sie zumindest aushielt. So war sie zu Hause unter ihre Decke auf der Wohnzimmercouch gekrochen und hatte sich in Träume geflüchtet, die aber auch nur fortwährend die Ereignisse am Steintorplatz reproduzierten. Ganz in der Ferne vernahm sie das Klingeln ihres Handys, Töne aus einer anderen Welt.

Soeben konnte sie noch die Stimme ihrer Stieftochter identifizieren, mit ihrer eindringlichen Bitte um Hilfe konnte sie jedoch nichts anfangen. Aylin, die Tochter ihres verstorbenen Mannes ließ eher selten von sich hören, zu sehr war sie als jugendliche Schülerin damit beschäftigt die Nächte mit Partys zu verbringen, den Jungs die Köpfe zu verdrehen. Telefonate waren nur dann angesagt, wenn sie zu klamm war, um sich neue ausgefallene Klamotten für den nächsten Eventmarathon zuzulegen. Diesmal ging es jedoch um etwas Anderes.

Pia ihre Mitschülerin und in erster Linie beste Freundin war verschwunden. Nach einem durchfeierten Wochenende war sie nicht mehr zurück gekehrt, hatte sich auch nicht per Phone oder SMS gemeldet, nirgendwo. Dieses Verhalten war ungewöhnlich, denn nach eins, zwei Nächten, nachdem die erste heiße Phase mit einer neuen Eroberung verflogen war, musste sie alles mit ihrer Intimfreundin bequatschen, so lief das normalerweise. Jetzt aber wochenlang kein Lebenszeichen.

Günter v. Lonski hat in dem vorliegenden Buch ein Thema in seinen Kriminalroman eingepackt, das nicht täglich in der Rubrik neueste Kriminalfälle zu lesen ist, da diese normalerweise in der Verbrechenskartei der Freiheitsberaubung, Zwangsprostitution, Menschenhandel oder gar Mord zugeordnet werden. Im Zusammenhang mit der Verschleppung von Hunderttausenden von osteuropäischen, jungen Frauen, die in Westeuropa oder am Persischen Golf unter menschenverachtenden Bedingungen zur Prostitution gezwungen werden, hören wir fast täglich in den Medien. Über die Tatsache, dass junge, gar jüngste Schülerinnen im Alter ab 12 oder 13 durch sogenannte "Loverboys" zur käuflichen Liebe verführt und gezwungen werden, hört man so gut wie nichts. Dabei nutzen junge Männer die erste Liebessehnsucht dieser blutjungen Mädchen aus, um sie durch allerlei Versprechen zum Sex mit anderen Männern zu bewegen, natürlich gegen entsprechendes Bares, das sie dann in ihren aufwendigen Lebenswandel investieren, ein schmutziges Millionengeschäft, in dem es nicht zimperlich zugeht.

Dem Autor ist es ein Anliegen diese widerlichen Erscheinungsformen von Zwangsprostitution in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Klugerweise hat er dazu die Form des Kriminalromans gewählt, denn damit hat Günter v. Lonski sehr schnell eine große Schar von interessierten Lesern auf seiner Seite, die über das faktische Spannungserleben hinaus sich auch mit der Thematik dahinter befassen können, so die große Hoffnung des Autors, frei nach dem Motto spannende, unterhaltsame Lektüre ja, aber immer auch verbunden mit Nachdenkenswertem. Dabei wirkt das sichtliche Schwächeln seiner Kommissarin alles andere als negativ auf den Geschehensablauf. Ständig hat man beim Lesen das Gefühl, Marike Kalenberger packt es nicht mehr, jetzt ist sie am Ende, wirklich ein besonderer Einfall der Dramaturgie.

 Es müssen nicht immer die strahlenden Helden sein, die uns beim Lesen von hochinteressanten Geschichten fesseln, gebrochene Persönlichkeiten können dies oftmals besser. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Autor am Werk ist der sein Metier beherrscht. Dies ist bei Günter v. Lonski eindeutig der Fall. Er hat bewiesen, dass er in völlig unterschiedlichen Erzählformen seine Leser mitnehmen und fesseln kann. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob im Weserbergland oder in Hannover, einem guten Autor wie Günter v. Lonski fallen selbst bei einer identischen Location zwei total unterschiedliche Kriminalgeschichten ein, immer mitreißend und kurzweilig, und man kommt nicht auf die Idee, dass trotzdem beide aus einer Feder, pardon einem Laptop stammen.

Empfehlenswert.

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Rezension: Günter v. Lonski- BITTERE MEDIZIN Ein Weserbergland-Krimi

Das Verbrechen lauert wirklich überall, selbst in der Idylle des Weserberglandes. Dies mag man zuerst gar nicht glauben, denn aus Kindertagen wissen wir, dass mit dem Auszug des Rattenfängers von Hameln und dem Verschwinden der großen Kinderschar, das Land am Oberlauf der Weser in eine tiefe Depression gefallen ist, die Menschen geläutert sind und gottesfürchtig nur anständigen Tätigkeiten nachgehen. Gott sei Dank gehört Hannover nicht mehr unmittelbar zu dieser Region, sonst wäre man schon viel früher darauf aufmerksam geworden, dass Gier, Habsucht und alle möglichen Kapitalverbrechen genauso hierher gehören, wie in alle anderen Idyllen unseres Landes, immer dort wo Menschen darauf aus sind, fette Beute zu machen. 

Deshalb hat sich der Krimiautor Günter v. Lonski gesagt, warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse doch so nahe liegt. V. Lonski lebt in der Nähe von Hannover, also ist er vertraut mit Land und Leuten aus dem Weserbergland, nebst seinen malerischen Städtchen, die durchaus die geeignete Kulisse abgeben, wenn man einen „Krimi aus der Region“ vorlegen möchte. „Bittere Medizin“ ist ein Roman dieses Genres. Die stetig steigenden Auflagen zeigen, wie sehr die Lesegemeinde es schätzt, nicht nur dem Verbrechen in der Lagunenstadt Venedig, dem Perigord oder an der Cote d`azur nachzuspüren, nein, sie wollen erleben, wie das Böse in ihrer unmittelbaren Nähe, an ihnen bekannten Orten, quasi zuhause sich breit gemacht hat. 

Hier lässt sich sehr wirklichkeitsnah Aufklärung betreiben, irgendwie ist man näher am Verbrechen. Der Radio-Journalist Wesemann hat es nicht leicht als freier Mitarbeiter des Regionalsenders in Hameln das örtliche Geschehen rechtzeitig im Blick zu haben, um so der schreibenden Zunft immer einen Schritt voraus zu sein. Deshalb ist auch das Investigative sein Ding und nicht die schnöde Berichterstattung über den Karnevalsumzug in Hessisch Oldendorf, einer Kleinstadt unweit von Hameln. Aber er hat keine Wahl, allein der Wille seines Chefs zählt, denn er vergütet seinen Lebensunterhalt. 

Tröstlich, dass seine Freundin Karola, sie ist im Sender fest angestellt, bereit ist, mit ihm sich ins närrische Treiben zu werfen. Soeben hat der Umzug mit dem prächtigen Prinzenwagen vor Wesemann einen kurzen Halt eingelegt. Dr. Bodo Schobinsky, der Gekürte nebst Prinzessin lassen es sich nicht nehmen einen karnevalistischen Gruß dem Radioreporter zuzusenden, als unmittelbar danach der Karnevalsprinz vom Wagen stürzt und zu Füßen Wesemanns auf den Asphalt aufschlägt. Zweifellos ist Schobinsky tot. Dies erkennen die Umstehenden sofort. Die Polizei wird später dieses Ereignis als Unfall deklarieren, denn immerhin war Dr. Bodo Schobinsky hochgradig zuckerkrank. 

Der reichliche Alkoholgenuss, den er während des langen Umzuges nicht verabscheut haben soll, hat dazu geführt, dass er bewusstlos vom Wagen fiel und in den Tod stürzte. Damit war der Fall ad acta gelegt worden. Bei Wesemann blieben Zweifel zurück. Als er anfängt zu recherchieren, wird schnell klar, dass es sich mitnichten um einen Unfall gehandelt hat. Hier wurde kräftig nachgeholfen, aber von wem? 

Alles begann als Dr. Schobinsky eine Heilquelle im Park von Bad Münder entdeckt haben will, die sich vortrefflich dazu eignen soll, eine neue Kurklinik zu betreiben. Doch anstatt heilend zu wirken, hinterlässt das Wasser nur einen stinkenden, fischigen Geruch, nicht dazu angetan, einen herkömmlichen Heilbetrieb aufzuziehen. Durch den abgetrennten Kopf eines Chinesen im Söltjerbrunnen von Bad Münder wird Wesemann klar, Schobinsky hat versucht die Quelle als chinesisches Wunderwasser über sein neuestes Klinikprojekt zu vermarkten. Die eingereisten Chinesen entpuppen sich dabei nicht als Mediziner der fernöstlichen Heilkunst sondern als Mitglieder einer Triade, die skrupellos im Weserbergland Millionen von Dollar einer Geldwäsche unterziehen wollen. Für die örtlichen Geschäftemacher ist dieses alles eine Nummer zu groß. Das muss auch Wesemann erkennen, als die Recherchen drohen, auch seinen Kopf zu kosten.

Günter v. Lonski hat mit dem hier vorliegenden Band bereits seinen dritten Weserbergland-Krimi geschrieben. Allein das zeigt schon, die Leser haben die Bücher des Autors angenommen. Dies ist bei der Lektüre sofort nachvollziehbar, denn neben der skurrilen und vielschichtigen Handlung, neben den exakten Ortskenntnissen und Milieustudien sind es besonders die Beschreibungen der Charaktere der Protagonisten, die den Leser begeistern werden. Der Romanheld ist alles andere als ein Draufgänger. Er gehört eher zu der Kategorie Held wider Willen, da der Autor ihn als eine Person darstellt, der im Leben nicht allzu viel gelungen ist. 

Dieses Manko wird aber dadurch ausgeglichen, dass er in seiner Freundin Karola eine taffe Person an seiner Seite hat, ganz nach dem Motto: ein halbwegs schwacher Mann kann nur dann überleben, wenn eine starke Frau ihn durchs Leben führt. Dass v.Lonski alles mit der notwendigen Ironie und einem Augenzwinkern versieht, macht den Krimi besonders kurzweilig. Die nötige Spannung wird dadurch erreicht, dass man nie ahnt, wohin sich die Geschichte jeweils entwickelt. Wie so oft in den neuzeitlichen Kriminalromanen dient die Polizei eher dem Zweck, Heiterkeit beim Leser auszulösen. Letztendlich kann aber unser investigative Journalist nicht auf sie verzichten. 

 Wer auf der Suche nach blutrünstigen Aktionen ist, wird hier nicht fündig, denn dem Autor geht es weit mehr um das ausgeklügelte Verbrechen, zumal die Triaden ungerne sichtbare Spuren außerhalb ihres chinesischen Umfeldes hinterlassen. Zusammengefasst hat man es hier mit einem Kriminalroman zu tun, der seine eigene Art hervor gebracht hat, losgelöst von der üblichen Machart. Nicht zuletzt daraus entwickelt das Buch die anhaltende Neugierde beim Lesen. 

 Empfehlenswert

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Rezension: Rüdiger Opelt- WASSER UND EIS-Alpen-Klima-Krimi

Zugegeben, wenn man das Buch zum ersten Mal in den Händen hält und unter dem Titel die Machart dieses Werkes, also Krimi, mitgeteilt bekommt, der dann auch noch näher definiert wird und zwar als Alpen-Klima-Krimi, dann kommt man als Leser doch schon ins Grübeln. Krimis gibt es ja so viele wie Chinesen auf dem Roten Platz in Peking, wenn einst Mao die Geschichte vom großen Marsch durch das Riesenreich propagierte. Ebenso kennen wir die unterschiedlichsten Spielarten, die verschiedensten Genres, die sich die Schreiberlinge so ausgedacht haben. Aber was ist bitte ein Alpen-Klima-Krimi?

 Schnell wird beim Lesen dieses Werkes klar, worum es dem Autor Rüdiger Opelt wirklich geht. Natürlich wollte er einen Krimi schreiben, mit all seinen Facetten, die eine solche Geschichte auszeichnet: skrupellose Verbrecher, die ihre Gier und Habsucht ausleben, ohne Rücksichtnahme auf das Leben, die Gesundheit oder das Eigentum von einzelnen oder vielen Menschen. Dann gehören natürlich die Fahnder und Ermittler dazu, also die Kriminalbeamten, manchmal mehr und manchmal weniger klug. Daraus ergibt sich dann eine Handlung, manchmal mehr und manchmal weniger spannend, allgemein Ermittlungsphase genannt. 

 In der Regel kommt es dann, wenn man sich dem Ende nähert zur Auflösung des Gesamtkomplexes, sprich Kommissar Zufall war den Kripobeamten gnädig, der Fall wurde gelöst. Wenn die Hirnwindungen des Erzählers weniger klar strukturiert und mehr verschlungen sind, wenn er auch noch dem Positiven in dieser Welt nichts mehr abgewinnen kann, dann triumphiert das Verbrechen. 

Wir leben in der Zeit um das Jahr 2030. Die Klimaerwärmung hat dafür gesorgt, dass die Pole massiv abgeschmolzen, die Hochgebirge weltweit nur noch verkarstete, trockene Mondlandschaften und die einst wasserreichen Ströme nur noch stinkende Rinnsale sind. In den Alpen sind die Gletscher verschwunden, im österreichischen Dachsteingebiet, einst bekannt durch seine herrlichen schneebedeckten Berge und einzigartigen Wintersportaktivitäten ist nichts mehr von der weißen Pracht und dem natürlichen Hochgebirges Idyll übriggeblieben. 

Waren es früher der Schnee und das Eis, die das Alpenpanorama verzauberten und auch konservierten, so setzen heute Regen und Sonne dem Gestein derart zu, dass eine fortschreitende Erosion unaufhaltsam ist. Die menschliche Gier tut ihr Übriges. Die Berge werden zugepflastert mit absonderlichen, touristischen Freizeitaktivitäten, in Form von alpinen Aquaparks, Abfahrten auf Rollenskier und befremdlichen Hüpfburgen, die es erlauben, angeseilt durch die Lüfte, die Hänge hinab zu springen. Die natürliche Vegetation ist durch diese Massenaktivitäten schon lange ein Relikt der Vergangenheit. 

Jetzt sind wir mittendrin in dem Szenario, das der Psychologe Rüdiger Opelt gewählt hat, um hier Perfides geschehen zu lassen. Bei so viel Raffgier und Missachtung der Natur sind auch die entsprechenden Protagonisten nicht weit, die noch mehr an sich reißen wollen. Dabei planen sie das Gebiet um den Dachstein als riesiges Wasserreservoir umzufunktionieren, in Form eines gigantischen Stausees, von dem man dann Wasser von bester mineralischer Qualität durch umfunktionierte Gaspipelines bis in die Länder am Persischen Golf transportiert, da dort nur Wasser minderer Qualität aus Entsalzungsanlagen gewonnen wird. Schon lange hat der Rohstoff Wasser den pekuniären Stellenwert erreicht, den Öl einst hatte. Somit sind auch die Gewinne exorbitant, die mit den österreichischen Ressourcen verdient werden können. 

Dass außerdem mit entsprechenden Wasserkraftwerken auch noch Energiegeschäfte gemacht werden, ist ein zusätzlicher angenehmer Nebeneffekt und mindert zudem die Produktionskosten. Natürlich ruft eine solche Goldader die unterschiedlichsten gierigen Strategen auf den Plan. Angeheuerte Killer sorgen für die notwendige Einschüchterung in Form von Leichen. Jeder von ihnen versucht den Anderen zu übertrumpfen, ihn kaltzustellen oder ihn ermorden zu lassen. Die Einheimischen sehnen sich nach früheren Zeiten zurück, als die Natur noch intakt war. Dabei gehen sie bei ihrem Widerstand auch nicht gerade zimperlich mit ihren Mitteln um. 

Diesem Allem stehen zwei ermittelnde Beamte gegenüber, die der Autor aber nicht in die zukünftigen Jahrzehnte versetzt hat. Diese Exemplare stammen eher noch aus der Zeit, als Österreich als noch besonders bodenständig galt, und genauso werden auch ihre Ermittlungen durchgeführt. Ob sie am Ende reüssieren werden, zeigt die Lektüre des Kriminalromans. 

 Was ist jetzt von diesem Buch zu halten?

 Der in Salzburg lebende und als Klinischer Psychologe und Psychotherapeut arbeitende Rüdiger Opelt beweist in diesem Kriminalroman, dass er über eine ausgeprägte Phantasie verfügt, die ihm ermöglicht, die fortschreitende Zerstörung in der Natur, in seiner unmittelbaren österreichischen, alpinen Heimat zu thematisieren und sie hier in zukünftigen Jahrzehnten erlebbar zu machen. Dass ihn die in unserer Gesellschaft grassierende kriminelle Raffsucht ankotzt, die eine solche Zerstörung der Natur erst möglich macht, erlaube ich mir aus dem Text zu entnehmen. Für den Autor war es ein Bedürfnis dieses gesellschaftliche Versagen in diesem Buch zu verarbeiten, deshalb also ein Alpen-Klima-Krimi. 

Für Spannung und genügend Leichen ist, neben den oben erwähnten Anliegen, reichlich gesorgt und sie werden dem Leser auch nicht zu unappetitlich serviert. Das Lokale kommt nicht zu kurz, alles spielt sich in den österreichischen Alpen ab, also ein Krimi aus der Region. Was diesen Roman für mich so besonders macht und darin unterscheidet er sich von den meisten anderen, ist die versteckte, feine Ironie, die sich durch das ganze Buch zieht und die auf Anhieb nicht erkennbar, sich erst nach einigen Seiten offenbart. Zuerst glaubt man sich in einen kitschigen, überspannten Heimatkrimi verirrt zu haben. Dem ist aber absolut nicht so, denn je tiefer man in den Roman eindringt, umso mehr erkennt man, wie sensibel ironisierend der Autor mit den Figuren in seinem Werk umgeht und doch scheint vordergründig alles ganz anders. Dies ist wirklich gekonnt gemacht.

Fazit: Rüdiger Opelt ist es gelungen einen spannenden, kurzweiligen, aber trotzdem nachdenklichen Kriminalroman vorzulegen, der seine Wirkung bei dem anspruchsvollen  Leser  nicht verfehlen wird.

Empfehlenswert.

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Rezension: Monsieur Rainer- COMMISSAIRE CARLUCCI- Terror in Paris

Irgendwann musste es ja einmal kommen, das Ende von Carlucci, sei es durch eine tödliche Kugel oder viel schlimmer, durch eine Kugel, die ihn so schwer verletzt, dass man ihn einigermaßen zusammenflickt  und ihn nach Hause in den Ruhestand schickt, wo er dann jämmerlich verkümmert. Die entscheidenden  Geschosse strecken ihn in Konstanz am Bodensee nieder, nachzulesen in Carluccis sechster Episode "Tosca", wo er sich um das Schicksal eines weltberühmten Dirigenten kümmert, das ihn zu einer Gerichtsverhandlung außerdienstlich nach Deutschland führt. Dort passiert es dann, und dort gelingt es den Ärzten ihn soeben noch vor dem Jenseits zu bewahren. 

Aber wie, monatelang wird um sein Leben gekämpft, erst in Konstanz, und als er transportfähig ist in Paris im besten Militärhospital, wo auch alle politischen Führer dieser Welt, die Frankreich nahestehen, die optimale medizinische Versorgung erhalten. Hier werden sie wieder auf die Beine gestellt, vom französischen Präsidenten bis hin zu den Potentaten Schwarzafrikas, wenn sie gesundheitlich straucheln. Der Palästinenser-Präsident Arafat hat hier seine letzten Tage verbracht, allerdings vergeblich. Es wird gemunkelt, dass er schon zu stark radioaktiv verseucht war, als man ihn dort einlieferte. 

Carlucci hat es körperlich noch einmal geschafft, zumindest hat man ihm auch seine Pension zugestanden, trotz seiner privaten Auslandsaktionen, die ihn normalerweise der staatlichen Alterszuwendungen beraubt hätten. Nun hockt er da in der Rue Jacob in der Pension seines Bruders, tief deprimiert, ohne irgendein weiteres Lebensziel vor Augen. Über seine ach so geliebten Laster brauchen wir überhaupt nicht mehr zu reden, Martinis und Gitanes mais sind für den Rest seines kümmerlichen Daseins von der Suchtkarte gestrichen worden, ein für alle Mal, so die Krankenhausmediziner. Welch ein trostloser Ruhestand für den rastlosen Sizilianer?

 Allein der Umstand, dass sein Sohn Jean-Baptiste, der ihm schon einmal bei den „Wilden Brigaden“ in Nizza als Kommandoführer zur Seite stand, und der jetzt Carluccis Posten als commissaire und Sonderermittler des Innenministeriums übernommen hat, hält den Alten noch einigermaßen in der Spur, da er hofft, ihm bei seiner zukünftigen schmutzigen Arbeit behilflich sein zu können. 

Jean-Bapiste Carlucci, intern nur der Junior genannt, soll die erfolgreiche Arbeit seines Vaters fortführen. Dies hofft man seitens der Führungsspitze des Ministeriums, besonders von der Innenministerin, allerdings doch weitaus disziplinierter als der alte Carlucci es vermochte. Da wird sie sich noch wundern, die attraktive Dame, die für die innenpolitischen Geschicke Frankreichs verantwortlich ist. Der junge Carlucci verkörpert nämlich eine ganz besondere Mischung aus dem Genpool: heißblütiger sizilianischer Vater und bretonischer Dickschädel seitens der Mutter, eine ganz besondere Melange für einen taffen Polizeioffizier.

 Nachdem man ihn offiziell in sein Amt eingeführt hatte, ohne großen Pathos, aber immerhin im Beisein seines alten Herren, was wiederum die Innendienstler zum Anlass nahmen, vom Carlucci-Clan zu sprechen, da der Junge nahtlos die früheren Kollegen des Alten in seiner Abteilung beließ, sollte der Neue sich erst einmal warmlaufen, als man ihm die Überprüfung eines amerikanischen Passes übertrug, der in einer Kaschemme gefunden wurde. Die dazugehörige Person konnte aber nirgendwo in Paris ausfindig gemacht werden. Dies ist ja beileibe in dieser Stadt mit Horden von amerikanischen Touristen nichts Außergewöhnliches. Dass der Pass aber in einer üblen Spelunke in einem noch übleren Stadtteil in den „banlieues“ von Paris aufgetaucht ist, Rückzugsort von maghrebinischen Straßen Gangs, wo kein öffentlicher Nahverkehr, keine Feuerwehr und keine ordentliche Polizeistreife sich hinwagt, lässt nichts Gutes erahnen. 

Doch Carlucci Junior will und muss der Sache nachgehen. Dies ist er seinem Berufsethos schuldig. Hier beginnt auch ein Fall von ungeahnter Verschwörung, in die nicht nur muslimische Terroristen involviert sind, wo ebenfalls die verkommenen amerikanischen Geheimdienste ihre Finger ganz tief in der „merde“ mit drinnen haben und wo die Sicherheit ganz Frankreichs gefährdet ist. Jetzt zeigt Jean-Baptiste Carlucci was wirklich in ihm steckt. Natürlich kann der Alte da nicht stillsitzen. Vieles hat er ja mittlerweile verloren, seinen untrüglichen Instinkt und seine zahlreichen, außerordentlichen Connections jedoch nicht. So kommt es, wie es kommen muss, der Alte wirft sich ins Geschehen, der Junge hat alle Mühe zu zeigen, wer ab sofort das Sagen hat. Letztendlich gelingt ihm dieses souverän, obwohl er froh ist, bei diesem Bedrohungspotential, den besten commissaire den Frankreich in den letzten zwanzig Jahren aufbieten konnte, an seiner Seite zu wissen.  

Monsieur Rainer, wie immer brillant, spannend und ganz großes Kino. Einmal wieder hieß die Devise nicht kleckern, sondern klotzen. Die recherchierenden Dorfpolizisten, kleinen Commissarios und Ermittler aus der Region oder Rechercheure aus Leidenschaft oder Selbstnutz überlassen Sie anderen Autoren. Bei Ihnen geht es immer um das Ganze, um ganz Frankreich, um ganz Europa, um die Hegemonialpolitik von ganz Amerika. Jetzt aber scheint es vorbei zu sein, falls Sie nicht doch noch ihre Ankündigung wahrmachen, uns zu erzählen, wie sich der alte Carlucci im Champagner ersäuft oder irgendetwas Ähnliches im Zuge der Verfolgung des Champagnerclans passiert. Basis Ihrer Krimis waren immer hochnotpeinliche Fälle für die französischen Kriminalisten. Die örtlichen Begebenheiten sind ein gefundenes Fressen für alle Leser die gerne auf den Spuren des vermeintlichen Verbrechens wandeln. Für mich persönlich ist das Eindringen in die französische Lebensart immer wieder ein Genuss, und davon haben Sie reichlich und sehr schmackhaft geliefert. Für den jetzigen Moment sage ich erst einmal „merci et au revoir, a bientot“. Ich bin überzeugt, wir werden bald wieder von Ihnen hören, denn ich bin ebenfalls überzeugt, Sie können es nicht lassen, auch zukünftig spannende Krimis und gute Romane zu schreiben.

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Rezension: Monsieur Rainer- Commissaire Carlucci: Der Austernzüchter von Arcachon


Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, zum Vierten und zum Fünften. Carlucci und kein Ende sollte man meinen. Irgendwie müsste sich der üble Zyniker doch einmal abgenutzt oder vielleicht sogar totgesoffen haben. Vielleicht sind auch seine Knochen von seinen Gewalteinsätzen derart lädiert, dass es nicht mehr reicht seine Beretta, also seine großkalibrige Pistole hochzuhalten, um sich wirksam gegen das kriminelle Gesindel, dem er immer wieder nachstellt, wehren zu können.

Alles stimmt und stimmt doch nicht in dieser fünften Episode von COMMISSAIRE CARLUCCI. 

 Wie der Titel „Der Austernzüchter von Arcachon“ vielleicht suggeriert, könnte der Leser auf die Idee kommen, dass der "Commissaire"   tatsächlich seine Drohung wahrgemacht, seinen Abschied, mehr oder minder freiwillig, genommen hat, um in der malerischen Bucht von Arcachon im Südwesten Frankreichs am Atlantik den Austernzüchtern bei ihrer Arbeit zuzusehen und um täglich bei wohldosierter Menge an Martinis und „Gitanes mais“ über sein verpfuschtes Juristenleben nachzudenken.

 Er könnte im Zustand tiefer Reflektion, quasi auf Metaebene über die Gier und Verkommenheit der menschlichen Gesellschaft sein Polizistenleben Revue passieren lassen, um dann in der Hoffnung, dass irgendjemand sich für seine Weisheiten interessiert, noch alles  zu Papier zu  bringen.

Aber was wäre denn das für ein Carlucci?

 Jedenfalls keiner, der von dem Autor Monsieur Rainer geschrieben worden wäre. Seine Carluccis sind hart, unerbittlich, intelligent, unverwüstlich, nicht korrupt, desillusioniert und nicht allzu sentimental, es sei denn, dieser lauscht während der Proben den großen italienischen Opern.

Tatsächlich wird der wahre Carlucci, er ist jetzt unabhängiger Sonderermittler des Innenministeriums, von "Monsieur le ministre", dem er direkt unterstellt ist, zu Genesungszwecken, bei seinem letzten Einsatz hat es ihn arg zerrupft (siehe im Band 4: Der Sizilianer) nach Arcachon geschickt. Dort wartet ein 5Sterne Hotel auf ihn, mit einem entsprechenden "Spa", so recht geeignet um verwöhnt zu werden. Eigentlich wollte Carlucci einen ausgiebigen Urlaub in der Normandie machen, um nach einem alten Bauernhof für seinen Ruhestand zu suchen. Ausschlaggebend für seine Reise nach Arcachon war die Tatsache, dass der gesamte Aufenthalt dort unten zu Lasten der Staatskasse erfolgen sollte. Da konnte das Häuschen im Calvados warten.

Nebenbei, so hatte der Minister gesagt, soll er doch einmal überprüfen, warum die Bevölkerung nach einem Mord an einem Austernzüchter so aufgebracht ist.  Gut, die Gendarmerie aus Bordeaux konnte den Täter nicht ermitteln. Zudem wurde den Züchtern seitens der Präfektur auch noch der Handel mit den Schalentieren untersagt, weil sie laut dubioser Tests angeblich nicht mehr zum Verzehr geeignet sind. Dies bedeutet ein wirtschaftliches Desaster für die Menschen in der Region. Die meisten Familien leben von der Austernzucht.

Der Innenminister sieht sich genötigt seinen erfahrensten Sonderermittler vor Ort zu entsenden, denn Austern aus Arcachon stehen Trüffeln, Käse, Cognac und fois gras in nichts nach. Alle diese Köstlichkeiten sind dem Franzosen heilig. Sich daran zu vergehen ist ein unverzeihliches Sakrileg. So etwas kann die Chancen zu Höherem für einen Politiker komplett zunichte machen. 

 In seiner gewohnten unprätentiösen Art wird Commissaire Carlucci den Tod des Austernzüchters untersuchen. Dazu muss er erst das Vertrauen der Leute in Arcachon gewinnen, zumal die Ermittler aus Bordeaux alle Sympathien bei der Bevölkerung verspielt haben.

Nach akribischer Recherche wird Carlucci klar, dass hier überdimensionale Räder gedreht werden. In großem Stil wurden rund um die Bucht riesige Grundstücksmengen von einer anonymen Immobiliengesellschaft, die auf Curacao den holländischen Antillen registriert ist, aufgekauft. Der Mord an dem Vorsitzenden des Züchterverbandes sollte allein dazu dienen, weitere Anwohner der Bucht einzuschüchtern, um sie zum Verkauf zu bewegen.

Doch wer hat all dieses eingefädelt, wer hat seine dreckigen Finger im Spiel?

Woher kommen die vielen Milliarden, die notwendig waren, um all die Ländereien zusammen zu kaufen?

Carlucci wird es herausfinden und wenn dabei der Rest seines malträtierten Körpers draufgeht.

Monsieur Rainer hat hier ein ganz heißes Eisen angepackt. An Hand dieses Kriminalromans will er aufzeigen, wie die Billionen vagabundierenden Geldes rund um den Globus immer wieder neue Anlagemöglichkeiten organisieren müssen. Kriminell erworbenes Geld sucht kriminell organisierte, lukrative Rendite, so heißt der Deal. Dass im Roman David, also Carlucci und seine Leute, den Goliath, sprich das internationale Großverbrechertum, im Gegensatz zur Realität besiegt, ist dem Gerechtigkeitssinn des Autors geschuldet. Der Leser sollte es Monsieur Rainer großzügig nachsehen. Im Gegenzug erhält er einen Roman voller in sich verwobener Strukturen deren Auflösung man spannend verfolgen kann. Der Handlungsrahmen bewegt sich wie immer europaweit, überall dorthin, wo die kriminellen Köpfe des Verbrechens sich festgefressen haben. Kurzum, wir haben es hier mit einem Kriminalroman der besonderen Güte zu tun, der wie immer auf tatsächlichen Verbrechen fußt.

Empfehlenswert.
     

Rezension: Monsieur Rainer- Commissaire Carlucci- Der Sizilianer-

Die bösen Vorahnungen, die sich zum Ende der Zeit, als Carlucci, der Commissaire noch Leiter der "Wilden Brigarde" war, nachzulesen in der Episode "Der Pate von Nizza" in der gleichnamigen Krimireihe Commissaire Carlucci, diese düsteren Vorboten sind tatsächlich eingetroffen. Die Wirkung dieses schicksalhaften Niederschlags war von einer derartigen Dimension, dass es den ausgebufften Commissaire der Police national, der ja als gebürtiger Sizilianer doch so manche Niederträchtigkeit in seinem jahrzehntelangen Polizistenleben wegstecken musste, der Länge nach hingeschlagen hat. Bei Boxern spricht man in so einem Fall von einem k.o., zustande gekommen durch fiese, hinterhältige Tricks, die bei Kirmesveranstaltungen besonders gerne vom blutrünstigen Publikum gesehen werden. Carlucci wälzt sich im Sand, und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Was war geschehen?

Die Innenministerin hatte mit Carluccis Dienstwaffe, die er achtlos im Handschuhfach seines Dienstwagens verstaut hatte, als er Madame vom Flughafen zu ihrem heimatlichen Domizil nach St. Jean de Luz bringen wollte, im Zustand tiefster Depression ihrem Leben ein Ende gesetzt. Möglich war dies nur, da er sie in seinem Wagen an ihrem Lieblingsstrand, für einige Minuten der Selbstfindung, wie sie es sich erbat, alleine gelassen hatte, nicht ahnend, dass diese ehrbare Politikerin, nach all den verschwörerischen Intrigen und ihrer Verschleppung durch skrupellose Mafiosi, für sich keine Möglichkeit mehr sah, ihre Reputation wieder makellos herzustellen. Aus diesem unprofessionellen Umgang mit seiner Dienstwaffe wurde Carlucci der Strick gedreht, an dem man ihn baumeln sehen wollte. Dies war die Gelegenheit, ihn für alle Zeiten zu entsorgen, niedergeschmettert mit einer unehrenhaften Entlassung, ausgestattet nur mit einer Minimalrente, die kaum den monatlichen Konsum von seinen Gitanes deckt. Wahrlich eine Kanonade unter die Gürtellinie, und das nachdem er sich dutzendhaft für die "Grande Nation" eingesetzt hatte, sich nicht zu schade war, auch das dreckigste Rattenloch auszumisten, dabei sich mit dem höchst verkommenen Gesindel, das man auf Gottes Erdboden findet, herumschlug, wenn sein Job es von ihm verlangt hat.

Dann ging alles ganz schnell. Binnen Stunden war er alles los, was jemals für ihn eine Bedeutung hatte. Seine Identität als einer der erfolgreichsten commissaire Frankreichs, seinen Ausweis nebst Dienstwaffe, seine Autorität gegenüber jedermann, seine Fürsorglichkeit für seine Mitarbeiter, alles löste sich in Luft auf, und zurück blieb eine leere Hülle, die dem früheren Carlucci noch nicht einmal äußerlich annähernd ähnlich sah. In den Kneipen rund um den Blumenmarkt, nahe der Altstadt von Nizza wird ein versoffener, abgerissener Penner wahrgenommen, der jeden Clochard in ganz Paris hätte alt aussehen lassen, wenn Carlucci schon morgens, anstatt eines café, sich mit billigem Rotwein die Kugel gibt, natürlich aufgewärmt, die Dröhnung der letzten Nacht ist ja noch gar nicht verdaut. Das Personal in den Restaurants an dem Platz, wo man an der ganzen Cote d´ Azur zweifellos die schönsten Blumengebinde ersteht und es sich auch wunderbar die attraktiven Einwohnerinnen der ach so italienisch anmutenden Metropole der Cote beim Einkauf beobachten lässt, diese Jungs fluchen verächtlich vor sich hin, wenn der alte Säufer, wieder einmal gegen Mittag, natürlich wie immer ohne einen Sous zu hinterlassen, sternhagelvoll zum Strand an der Promenade d´ Anglais wankt, um sich mit seinen abgerissenen Klamotten in den Sand zu werfen, ohnmächtig überhaupt noch irgendetwas um sich herum zu erkennen. Alle Kneipiers lassen das unwürdige Schauspiel nur gewähren, weil sie wissen, dass am nächsten Ersten der Suffkopp für die Unmengen der vernichteten "Rouge" seine letzten Scheine der Rente hinblättert und dass es dabei aber noch nie zu einem Rückstand gekommen ist. Wie der Alte sich die Wohnung unmittelbar über eines dieser Restaurants, an so begehrter Stelle nicht unweit der Promenade und des berühmten Hotels Negresco leisten kann, ist für jedermann ein einziges Rätsel.

Allein seiner Tochter Lucia verdankt Carlucci es, dass er überhaupt noch ein Dach über dem Kopf hat. Nachdem sie gegen seinen Wunsch Jean de Sobieski, den Colonel des militärischen Geheimdienstes, den sie im Zuge ihrer Tätigkeit als Sonderstaatsanwältin bei der "Wilden Brigade" kennen und lieben lernte, ihm nach der Eheschließung auf sein Anwesen in der Nähe von St. Tropez gefolgt ist, um dort Mutter einer Tochter zu werden, hat sie ihren Vater erweichen können, in ihre leerstehende Eigentumswohnung zu ziehen. Dieses war keineswegs einfach, denn Carlucci hat nach dem Rausschmiss aus dem Dienst einen totalen Blackout gehabt. Sofortige Trennung von der Familie, seinen Freunden und guten Bekannten, Trennung von allem was ihm einst lieb und teuer war. Allein die Trunksucht und seine Gitanes sind ihm geblieben. So konnte Lucia wenigstens für eine feste Bleibe sorgen, ohne die Carlucci schon längst verendet wäre.

Spät, aber nicht zu spät, greift das Schicksal erneut in das Leben des gestrandeten commissaire ein. Carluccis Enkeltochter wird entführt. Dieser Umstand alleine ist ausschlaggebend, dass der Verzweifelte in die Realität zurückkehrt. Wie von einem starken Stromstoß durchfahren, bäumt sich der Niedergestreckte auf. Mit einem Schlag sind sein unbändiger Wille, aber auch sein Hass und seine Gefährlichkeit wieder da. Seine Achtung vor dem Gesetz allerdings hat er für alle Zeit verloren. Davon ist er zutiefst überzeugt. Die Aussicht seine Enkelin vielleicht nie mehr lebend zu sehen, macht ihn rasend. Was jetzt kommt, ist einem Ausbruch des Ätna nicht unähnlich, beides zeugt von sizilianischer Urgewalt, mögen auch die Dimensionen auf Anhieb recht unterschiedlich anmuten.


An dieser Stelle will ich die Besonderheiten eines Carlucci-Krimis von Monsieur Rainer nicht schon wieder runterbeten. Immerhin ist es mir bis dato mehrmals vergönnt gewesen, einige Romane dieser Reihe zu lesen und ihre Vorzüge kundzutun. Allein diese Tatsache zeigt schon, dass es sich hierbei um spannende, unterhaltsame, aber auch wirklichkeitsnahe Texte handelt, denn nichts ist dröger als ein Krimi, der seinen Leser nicht richtig antörnt, und kein Mensch tut sich dann auch noch die Wiederholung einer solchen Langweile an. Dieses mute ich mir jedenfalls nicht zu. Im vorliegenden Fall aber wäre es ein grobes Versäumnis gewesen, nicht zum nächsten Band gegriffen zu haben. Dieser Carlucci hat immer wieder etwas Neues auf der Pfanne, dank Monsieur Rainer und seinem scheinbar unerschöpflichen Reservoir an Phantasie, Wissen und Erzählkunst.

Hiermit schließe ich mich meinen früheren Empfehlungen an.

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