Rezension: Martin Suter: Allmen und die Libellen

Hätte ich nach der Lektüre des Buches nicht doch noch die Rückseite des Buchumschlags gelesen, wäre ich nicht auf die Idee gekommen, einen Krimi verschlungen zu haben. Ich nahm Suters "Allmen und die Libellen" nämlich zunächst als hinreissend geschriebenen Schelmenroman wahr und freue mich nun auf weitere Folgen dieses "Serienkrimis", bei dem zu hoffen bleibt, dass der Protagonist seine amüsanten Allüren beibehält und auf keinen Fall unter das in diesem Buch angezeigte Niveau rutscht.

Der in der Schweiz geborene Protagonist Hans Fritz Vonallmen hat sich in jungen Jahren bereits entschieden, seinem Namen den "bäuerischen Geruch" zu nehmen und ihn im Laufe der Zeit in "Johann Friedrich v. Allmen" zu veredeln.

John, wie er sich von seinen Freunden nennen lässt, ist Sohn eines zu Reichtum gekommenen Schweizer Bauern, der über viel Geschäftssinn verfügte, dem es jedoch an Bildung mangelte, die er alsdann wohlwollend seinem Spross zukommen lassen möchte. Dieser beginnt nach der Schulzeit sein kurzweiliges Leben als Langzeitstudent.

Allmen ist nicht faul, sondern vielseitig interessiert, spricht Schweizerdeutsch, akzentfrei Französisch, Italienisch, Englisch, Portugiesisch, kann sich in Russisch und Schwedisch unterhalten und vermag in lupenreinem Bühnendeutsch kurzweilig zu parlieren.

Während seiner Studienzeit reist er, finanziert von seinem Vater, durch die Welt, hält sich- einem Aristokraten angemessen - in den interessantesten Hauptstädten auf unserer Erde auf und übt sich auf besagte Weise in Weltgewandtheit. Um diese sich in allen Belangen des Lebens anzueignen, muss er natürlich investieren. Das Leben in der Upper-Class lässt besonders in Großstädten wie Paris und London keine finanzielle Kurzatmigkeit zu.

John verfügt über reichliche pekuniäre Mittel, besonders in den ersten Jahren nach dem Tode seines Vaters. Er besitzt eine Zeitlang eine Villa, lebt in exquisiten Nobelhotels, ist großzügig gegenüber allen, schätzt Kunst und Antiquitäten, für die er ein Vermögen ausgibt, hat aber keinen finanziellen Überblick und so schmilzt das Millionenerbe seines Vaters allmählich dahin. Dies hindert John nicht daran, seinen Lebensstil fortzusetzen und dabei sehr bauernschlau seine Schulden zu managen.

Gemeinsam mit seinem aus Guatemala stammenden Butler Carlos, der zwischenzeitlich Mädchen für alles geworden ist, findet Allmen einen Weg, der verspricht, sein "Dolce Vita" entspannt weiterführen zu können....

Wie es dazu kommt, erfährt man im Plot, den ich, um die Spannung nicht zu mindern, natürlich nicht erzählen werde.....

Die Liebe zur Kunst spielt eine Rolle in diesem Roman. Dabei gelingt es dem Autor aufzuzeigen, wie besessen kunstbeseelte Menschen beim Erwerb liebgewonnener Exponate vorgehen können, wenn sie von starkem Habendenken getrieben sind. Die "Gallé-Schalen" mit den Libellenmotiven, um die es im Handlungsablauf geht, wurden übrigens am 27.10.2004 bei einem Einbruch im Chateau Gingins tatsächlich aus einer Ausstellung gestohlen, kann man einer Anmerkung des Autors zum Ende des Buches entnehmen.

Suter lässt erkennen, dass er sich gut auskennt im Bereich delikater Speisen und teuerer Weine und dass er dem "Savoir Vivre" in seiner Buntheit alles anders als schmallippig, sondern vielmehr augenzwinkend gegenüber steht. Das zeigt nämlich der Schluss des Romans. Suter gönnt seinem Protagonisten eine Fortsetzung.

Der Plot selbst ist spannend aufgebaut. An keiner Stelle wirkt der Protagonist überzeichnet. Er spielt keine Rolle, sondern ist so, wie er vom Autor dargestellt wird, ist also ein Genussmensch, der den Augenblick voll auskostet und letztlich über genügend Selbstvertrauen verfügt, seiner Zukunft hoffnungsfroh entgegen zu blicken. Grund dazu hat er auf jeden Fall, den "Johann Friedrich v. Allmen" ist eine Kopfgeburt Martin Suters, der ihm gewiss auch zukünftig den Rahmen zubilligt, der ihm zwar nicht durch Geburt, aber qua Chuzpe zusteht.

Empfehlenswert.



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