Rezension: Peter J. König- Eskapaden Der achte Fall für Bruno Chef de police -Martin Walker-Diogenes

Martin Walker, der Autor der mittlerweile ach so berühmten Krimi-Kultserie, dessen Protagonist Bruno der Chef de Police in der Gemeinde Saint Denis im Périgord ist, hat in seinem achten Fall ein besonders heißes Eisen angefasst, steht doch im Mittelpunkt der Geschehnisse die Familie eines französischen Nationalhelden, einem Fliegerass aus dem Zweiten Weltkrieg, der in einer gemeinsamen russisch-französischen Kampfstaffel seine glorreichen Meriten verdient hat. Als Kampfflieger hat er zusammen mit russischen Kameraden sehr erfolgreich gegen die deutschen Invasoren gekämpft, was ihm die höchste Anerkennung der obersten Sowjet-Führer als auch der französischen Präsidenten eingebracht hat. 

Als der betagte Held zu seiner Geburtstagsfeier auf sein Schloss unweit von Saint Denis die Haute Vollée aus der Region und aus Paris eingeladen hat, ist es Bruno vergönnt, endlich den Held seiner Jugend kennenzulernen, da er als Freund und Begleiter einer adeligen Dame an diesem spektakulären Fest teilnehmen darf. Schon als kleiner Junge hat er Marco Desaix verehrt, als dieser als erster französischer Pilot die Schallmauer durchbrach. 

Nun konnte er seinem Idol gegenübertreten und voll Respekt von Angesicht zu Angesicht seine Glückwünsche übermitteln. Neben den illustren Gästen waren es besonders die weitverzweigten Familienangehörigen des Patriarchen die den Chef de Police neugierig machten und natürlich die ausgesuchten Leckereien des Périgord, die reichlich ihre Abnehmer fanden. Dazu wurden spezielle Weine aus dem eigenen Weingut gereicht, deren Weinberge unweit des Schlosses für herausragende Tropfen bekannt waren. 

Das Familienweingut stand unter der Leitung von einem der Söhne des Kriegshelden, seine Frau Madelaine, eine kühle Schönheit,  unternahm währenddessen alle Anstrengungen, um als Repräsentantin der Region Périgord in die französische Nationalversammlung gewählt zu werden. Bevor eine Fliegerstaffel zu Ehren des Jubilars über das Anwesen des hochdekorierten Helds hinwegdonnerte, war Bruno eine Begebenheit aufgefallen, die er zwar merkwürdig fand, ihr jedoch keine größere Bedeutung beimaß. 

Ein Gast hatte sich der schönen Enkelin des Patriarchen genähert, um auf eine sehr ruppige Art auf zu einzuwirken und sie dabei fast umstieß. Schnell hatte das Personal den Störenfried abgeführt, schien es doch so, als habe er zu viel getrunken. Beim Anblick der tieffliegenden Kampfjäger war der Vorfall rasch wieder vergessen und die Flugeinlagen hatten die Gesellschaft komplett erneut in den Bann gezogen. Zu diesem Zeitpunkt konnte Bruno noch nicht ahnen, dass er bald mehr als nur Gast auf dem Schloss des Fliegerasses sein würde, sondern dass er schon am nächsten Morgen in amtlicher Mission die gesamte Familiengeschichte mit all ihren Intrigen und Abgründen durchleuchten würde, nachdem man den vermeintlichen Trunkenbold erstickt an eigenem Erbrochenem in einem Nebengebäude des Schlosses aufgefunden hatte. 

Eskapaden, Brunos achter Fall führt die Leser in die Welt der Geheimdienste und der diplomatischen Verwicklungen während des Zweiten Weltkrieges und damit zu den Beziehungen zwischen Frankreich und der Sowjet-Union, als sie noch als Verbündete gegen das Nazi-Regime kämpften. Zwangsläufig haben sich daraus sehr persönliche Freundschaften entwickelt, die auch während des Kalten Krieges von Bestand waren und sich dadurch so manche geheime Information beschaffen ließen. Aber die französischen Flieger haben nicht nur gemeinsam gekämpft mit Russland, so manche Liaison mit den ausgesucht hübschen russischen Frauen haben Früchte getragen, die weitverzweigte Familienbande entstehen ließen und deren Hintergründe kaum zu durchschauen waren. 

Für Bruno ist dies alles eine unbekannte Welt, die Zusammenhänge mit dem Toten in der Scheune muss er erst mühsam aufdröseln. Welche Besonderheiten innerhalb der Familie gepflegt werden, ist für ihn zunächst auch ein Rätsel, schnell jedoch weiß er damit umzugehen. Martin Walker hat es auch im neuesten Bruno bestens verstanden die liebenswerten Eigenheiten des Périgord sehr nahe bringend zu schildern, Land und Leute und besonders die kulinarische Seite schmackhaft zu machen.

Als Melange mit der Kriminalgeschichte zeigt Walker erneut, wie kurzweilig und spannend er zu schreiben weiß. Für Neueinsteiger ist Brunos achter Fall eine interessante Begegnung mit der französischen Provinz im Périgord, für alte Hasen eine Rückkehr auf lieb-gewonnenes Terrain.

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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