Rezension Peter J. König: TÖDLICHER STEILHANG- Kriminalroman-Paul Grote

Der Autor Paul Grote ist kein Neuling auf dem Gebiet des Kriminalromans. Nicht nur, dass er im dtv-Verlag bereits sieben sehr erfolgreiche Krimis veröffentlicht hat, nein es ist die Art und Weise die begeistert, wie er diese spannende Lektüre jeweils aufbaut. Kriminalromane sind schon immer die wohl am meisten gelesenen Bücher weltweit. Dabei ist es das ausgesprochene Spannungspotential, das den Leser auf die Reise durch die Welt des Verbrechens, der Abartigkeiten und der menschlichen Niedertracht führt. Diesen Themenreigen bedienen sie alle von jeher, diese Romane, die dem Liebhaber von solcher Lektüre den gewünschten „thrill“ geben, der ihn immer wieder in den Bann zieht. Deshalb ist es müssig, viele Worte über die Tatsache zu verlieren, dass Paul Grotes Werk „Tödlicher Steilhang“ natürlich äußerst spannungsgeladen ist, er ist ein Meister in diesem Fach. Darüber hinaus hat der Autor sich zum Ziel gesetzt, seine Handlung in dem Milieu zu platzieren, das ihn schon seit vielen Jahren fasziniert. 

Wie in seinen früheren Kriminalromanen ist auch diesmal ein spezielles Weinanbaugebiet in Europa der Ort, wo sich die Verbrechen abspielen, wo hinter der Idylle der Landschaft sich die großen und kleinen Abgründe menschlichen Seins auftun. Für den Kenner Grote “scher Literatur ist es nach dem Titel auch keine große Sache mehr, zumal wenn er sich mit Wein auskennt, zu bestimmen, wohin uns der Autor dieses Mal führt. Es sind die Steilhanglagen an der Mosel, bestens geeignet die Basis allen Übels herzugeben. Doch nicht nur der harte Existenzkampf und die Konkurrenz untereinander geben Anlass zu mancherlei Querelen der Winzer und ihrer Familien. 

Ein Mammutprojekt, die Moselhochbrücke an der Mittelmosel, ein seit Jahren umstrittenes Bauprojekt des europäischen Straßenbaus droht weltberühmte Weinlagen zu zerstören und deren Eigentümer Jahrhunderte alter Besitz fortzureißen. Das beschwört den erbitterten Widerstand der betroffenen Anwohner heraus, schließlich erhofft man sich, als Weltkulturerbe eingestuft zu werden. Dies ist die Situation, die Georg Hellberger, Geschäftsführer eines Sicherheitsunternehmens in Hannover vorfindet, als er der Einladung eines Winzers in sein Weingut an der Mosel folgt. Kaum dort angekommen, verlässt sein Gastgeber überstürzt seinen Betrieb in Richtung südliche Toskana, in seinem italienischen Weingut haben erhebliche Manipulationen mit den geernteten Trauben stattgefunden.

Hellberger selbst in Schwierigkeiten mit seiner Firma, glaubt in der Beschaulichkeit der Mosellandschaft die nötige Ruhe und den Abstand zu finden, der ihn wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Doch schon am nächsten Tag wird die Leiche eines Winzers am Moselufer angespült. Als Unfall eingestuft, beginnt die Gerüchteküche unter den Einheimischen zu brodeln. Hellberger bleibt davon nicht verschont, zu lange hat er in seinem Beruf investigativ gearbeitet, um seine Neugierde zu zügeln. So dauert es nicht lange und er steckt mitten drin in der Angelegenheit, die an sich nicht seine eigene ist. 

Wer „Tödlicher Steilhang“ sich genussvoll zu Gemüte führt, wird wie immer von Paul Grote mit einem starken Krimi belohnt, er hat auch wie in allen Büchern dieses Autors die wunderbare Gelegenheit, die besonderen Vorzüge der jeweiligen Landschaften, ihrer Menschen und vor allen Dingen ihrer Weine kennen zu lernen. Doch dieses Mal ist Grote noch einen Schritt weiter gegangen. Eingebunden in die Handlung, entwickelt sich der Leser zu einem profunden Weinkenner, zumindest lernt er alle wesentlichen Schritte des Weinmachens an der Mosel kennen, wobei diese Schritte ziemlich gefährlich sein können, solange man sich in den einmaligen Riesling- Steillagen bewegt. 

Sehr empfehlenswert

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Rezension:Allmen und die Dahlien (Gebundene Ausgabe)

Vorab: Martin Suter schreibt sehr gut, vielleicht weil seine Texte ironisch distanziert verfasst sind. Ob es notwendig ist, in die Dialoge spanische Sätze einzubauen, sei dahingestellt. Meines Erachtens unterstreichen sie die erwünschte Weltläufigkeit des Protagonisten Johann Friedrich von Allmen, ein Hochstapler, der einen Weg gefunden hat, auf legalem Wege mit gewissen Unterbrechungen sein Luxusleben zu finanzieren. 

Wer je einen Menschen wie Allmen im realen Leben näher kennen gelernt hat oder gar mit ihm leben muss, wird in ihm nicht so sehr den Helden sehen können, sondern sich wünschen, ihm nie begegnet zu sein.

Gut, dass Suter Allmen keine Frau an die Seite gestellt hat, die mit ihm die Suppe seiner Großspurigkeiten auslöffeln muss. Das muss letztlich "nur" sein kolumbianischer Buttler, der das Rüstzeug und die Nerven dazu hat. Spaßig finde ich dies alles dennoch nicht.

Leider verbietet es ein Detektivroman, Inhalte auszuplaudern, weil die Spannung ansonsten Weg ist. Die Handlung spielt mal wieder in dem Milieu, in dem von Allmen am liebsten seine Brötchen verdient, "in der Welt der Reichen und Schönen- umschwirrt von all denen, die auch dazugehören wollen."

Dazugehören wollen hier ja möglicherweise auch irgendwelche Leser, aber sie sollten vorsichtig sein, zumeist trügt ja bekanntermaßen der Schein und vielleicht ist es ja auch hier der Fall.

Eine kurzweilige Detektivgeschichte, die man an einem Nachmittag gelesen hat. Ideal als Ferienlektüre. Suter zeigt mal wieder die Welt des schönen Scheins, die kein Mensch braucht und nach der sich auch keiner sehnen sollte.

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Rezension: CASSANDRA NEGRA - Die Lust des Bösen - THRILLER

Obwohl dieser Psycho-Thriller sehr umfangreich ist, immerhin kommen wir auf eine Zahl von 475 Seiten, gibt es keinerlei Spannungsabfall durch die gesamte Story. Zart besaitete Gemüter müssen eher damit rechnen, dass sie doch sehr unter Druck geraten. Denn die Art und Weise, wie Cassandra Negra, übrigens ein Pseudonym für die Autorin, einer promovierten Politik- und Sozialwissenschaftlerin, das Verbrechen schildert, verlangt schon ein ziemlich stabiles Nervenkostüm. Die Darstellung des Abartigen, aber auch die Liebes- und Sexszenen sind von einer Direktheit, die man bei einem Thriller so nicht vermutet. Vielleicht ist ja gerade diese Erzählweise der Grund warum der Leser immer weiter fasziniert dranbleibt. Tötungsrituale neben unverblümter pornografischer Darstellung zeigen, dass Cassandra Negra schonungslos und direkt mit dem Lesewilligen umgeht. Hier macht sie ihrem Künstlernamen alle Ehre. Nicht unerwähnt soll bleiben, dass Cassandra Negra nichts verherrlicht und sich eindeutig von den Machenschaften der Nazis distanziert.

Erzählt wird der erste Fall einer jungen Profilerin, die beim LKA in Berlin ihren neuen Job angetreten hat. Bei einer Führung durch die Berliner Katakomben, alte Bunker aus der Zeit des Dritten Reiches, die alle Versuche einer Sprengung überstanden haben, entdeckt man die Leiche einer jungen Frau. Dabei wird selbst alten Hasen der Kripo speiübel, denn der Leichnam ist bestialisch zugerichtet worden. Herz und Hirn wurden entfernt und in Glasgefäße, gefüllt mit Formalin so drapiert, als seien sie als eine Art Opfergabe im Fahrerbunker der ehemaligen Reichskanzlei unter den Wandmalereien von naiver Nazikunst dargebracht worden. Dass dies alles kein Zufall ist, wird Lea Lands, so heißt die Novizin im Kriminalgeschäft, sofort klar. 

Einerseits muss die rechtsradikale Szene in irgendeiner Weise involviert sein,  andererseits zeigt die Art wie der Täter sein Opfer chirurgisch massakriert hat, dass entsprechende Kenntnisse vorliegen müssen. Zudem legt der psychische Zustand eines solchen Täters die Vermutung nahe, ein solches Verbrechen ist kein Einzelfall, die weitere Tötung junger Frauen ist nicht auszuschließen. Es könnte ein Serienkiller am Werk sein. Diese Annahme wird unmittelbar bestätigt, als auf dem inneren Gelände der Wolfsschanze, Hitlers ehemaligem Hauptquartier in Ostpreußen erneut eine, in der gleichen Weise schändlich zugerichtete Frauenleiche gefunden wird. Der Abgleich von DNA-Spuren bringt dann auch ziemlich schnell Klarheit, zumal die Verstümmelungen der Körper die gleichen Symptome aufweisen. Hier war ein und derselbe Psychopath zugange. 

Diese Erkenntnisse helfen der jungen Profilerin und ihrem ausgebrannten Kollegen aber noch lange nicht zu einem Festnahmeerfolg. Bis dahin sind noch viele mörderische Hintergründe, menschliche Abgründe von Wahnsinn und Besessenheit und sexuellen Begierden und Abartigkeiten zu recherchieren. Wurde anfangs über die sprachlichen Aspekte der Autorin gesprochen, so gilt es jetzt noch auf die inhaltlichen Feinheiten aufmerksam zu machen. Besonders auffallend ist die exakte Darstellung der Handlungsorte, die einhergeht mit der geschichtlichen Komponente Hitlers und der Nazizeit. Welche Rolle daraus resultierend die heutigen Neonazis in Deutschland und anderen Staaten Europas spielen, zeigt, dass hier der Thriller durchaus aktuelle, hochbrisante Entwicklungen einbinden kann, ohne die Spannung zugunsten eines politischen Exkurses zu verlieren. Ganz im Gegenteil, die Autorin hat es prächtig verstanden vor diesen politischen Hintergründen aus Vergangenheit und Gegenwart einen lesenswerten Thriller zu entwickeln. Dabei hat sie aber nicht vergessen, die modernen, freizügigen Lebensgewohnheiten junger Frauen, aber auch die Tristesse seelisch verkrüppelter Menschen, die eine solche Weltstadt wie Berlin in sich birgt, entsprechend zu beleuchten. Die Gefühlstiefe in die jeweiligen Protagonisten ist sehr mitreißend, sodass man manchmal vergisst, dass es sich hierbei nicht um einen Thriller sondern um einen beachtlichen Roman handeln könnte. Die nächste Schilderung des unvorstellbaren Grauens rückt dann aber wieder sehr schnell die Tatsachen zurecht.

 Sehr empfehlenswert

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