Rezension: "Leichenschmaus"

Der von der Zeitschrift "essen & trinken" empfohlene Kriminalroman "Leichenschmaus" erweist sich als kurzweilige, spannende Lektüre nicht nur für die Hochsommertage.

In einem Kölner "Ein-Sterne-Lokal" ereignen sich höchst dubiose Todesfälle, welche in fortlaufender Handlung aufgeklärt werden. Die Protagonistin Katharina Schweizer, eine aus Baden stammende begnadete Köchin für kalte Speisen, die in besagtem Lokal tätig ist, berichtet ausführlich, was sich an ihrem Arbeitsplatz zuträgt. Um das Lesevergnügen nicht zu schmälern, wird an dieser Stelle allerdings das kriminalistisch interessante Geschehen nicht näher erläutert.

Stattdessen soll darauf hingewiesen werden , dass es der Autorin gelungen ist, dem Leser im Rahmen ihrer Story, über Leistungsdruck und damit einhergehender hektischer Betriebsamkeit in der gehobenen Küche breitgefächert zu berichten. Man erfährt mit welch' ungeheurem Aufwand ein vom Michelin ausgezeichnetes Speiselokal sein Handwerk betreiben muss, aus wie vielen Personen eine so genannte Küchenbrigade zusammengesetzt ist, welche Funktionen die verschiedenen Köche haben und was sie im Einzelnen leisten müssen. Ferner lässt sich die Autorin auch über die Beschaffungs-Logistik hochwertiger Lebensmittel aus (Rungis bleibt nicht unerwähnt) und über all die vielen Vorbereitungen, die getroffen werden müssen, bis der eigentliche Kochvorgang beginnt.

Wir erfahren, wie sehr der Gast, das scheue Reh, gehegt und gepflegt wird, und wie kostenintensiv das ganze Prozedere letztlich ist. Auch wird man in Kenntnis gesetzt, dass der jeweilige große Meister selbst selten am abendlichen Herd steht, nicht zuletzt, weil dessen Aufgabe im kreativen Bereich zu suchen ist. Er ist derjenige, der fortwährend neue Rezepte entwickeln muss, um den Gast nicht zu langweilen und das Niveau zu halten. Zudem ist er für die Werbung zuständig, muss also pausenlos Kontakt zu den Medien halten und sich mit den lästigen Gastro-Kritikern herumärgern.

Brigitte Glaser lässt den Leser also hinter den Vorhang schauen und bereitet dabei dem kulinarisch Interessierten die Freude, eine Vielzahl feinster Speisen näher kennen zulernen, indem sie die Herstellung detailliert beschreibt. Aber man wird auch mitgenommen auf Erkundungen durch die unterschiedlichsten Kölner Stadtviertel und erhält gut verwertbare Informationen über die dort ansässige Gastronomie.

Durch die bunte Mixtur aus Homosexuellengeschichten, Kokainproblemen, WDR-Präzens und Kölner Klüngel koloriert die Autorin den vorliegenden Krimi mit gekonnt köl`schem Pinsel und unterlegt das Ganze mit einer Fülle von Zitaten aus Goethes Faust, was sicher nicht ohne Grund geschieht!


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

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