Rezension: Günter v. Lonski "EIS!"

Bei seinem neuesten Krimi "EIS" ist es Günter v. Lonski zweifellos schwer gefallen, seine Ironie zu zügeln, seine humoreske Art im Zaum zu halten, die wir bei seinem letzten Buch "Bittere Medizin" so schätzen lernen durften. Mit dem Wechsel des Schauplatzes vom Weserbergland in die Stadt Hannover hat sich zwar nicht das Genre "Krimi aus der Region" verändert, aber entschieden doch die psychologische Plattform, auf der die beiden Hauptprotagonisten agieren.

War der Radiojournalist Wesemann zuvor mit einer lockeren, eher entspannten Art an die Aufklärung der Verbrechen herangegangen, so tendiert die Kriminalkommissarin Marike Kalenberger jetzt gegen den psychologischen Nullpunkt, immer scharf am Drama eines Totalabsturzes entlang. Auslöser dieser tiefen Depression sind zum einen die niederschmetternden Erfahrungen in ihrem trostlosen Job bei der Polizei, weitaus mehr ist sie jedoch gebeutelt durch die fast tödlichen Folgen einer Schießerei am Steintor im Rotlichtviertel von Hannover.

Soeben hat es der Chirurg geschafft nach einem Bauchschuss, sie unter den Lebenden zu halten und sie zusammen zu flicken, eine nicht ganz einfache Aufgabe. Eine mehrmonatige Genesungszeit hat sie körperlich wieder aufgerichtet, na ja vielleicht nicht ganz. Ihre Psyche allerdings liegt weiterhin am Boden danieder. Sie hat Angst, elende Angst vor allem und jedem, da konnte ihr auch die Psychotherapeutin so gut wie gar nicht aufhelfen. Nach einem halben Jahr zusammen mit ihrem dreibeinigen Kater Toto im arbeitslosen Nichtstun fand sie, es müsse jetzt doch endlich wieder einmal weitergehen, außerdem vermisste sie ihre Kollegen, ihr früherer Familienersatz. Zudem wollte sie wissen, wie sich der junge Kommissar erholt, der bei der Schießerei am Steintor ebenfalls angeschossen wurde.

Die Tatsache, dass die Mannschaft im Präsidium sie nach ihrer Rückkehr sichtlich schnitt, war ihr auf Anhieb ein unerklärliches Rätsel, dabei hätte sie sich so auf eine warmherzige Begrüßung gefreut. Sie konnte sich auf dieses ablehnende Verhalten keinen Reim machen, bis ihr gesteckt wurde: der junge Kollege hatte lauthals herausposaunt, sie hätte ihm beim Schusswechsel keine Rückendeckung gegeben, der einzige Grund, warum er die schwere Schussverletzung hatte hinnehmen müssen. Mit dieser bösen Verleumdung konfrontiert, zog es ihr erneut den Boden unter den Füßen weg. Jeglicher Versuch die psychische Balance zurück zu gewinnen war dahin, da ja sie es war, die den jungen Draufgänger immer wieder zurückhielt, um in Deckung zu bleiben. Er aber wollte den Helden spielen, sich als Rambopolizist profilieren.

Dies war der einzige Grund,  warum sie ihre Deckung verlassen hatte, sie musste ihm unbedingt helfen. Am Ende waren sie beide durch Schüsse niedergestreckt worden. Keine Minute länger konnte sie im Polizeipräsidium bleiben. Sie musste raus hier, bevor die emporkriechende Angst ihr den letzten Atem nahm. Sie musste zurück an den einzigen Zufluchtsort, an dem sie der Depression trotzen konnte, sie zumindest aushielt. So war sie zu Hause unter ihre Decke auf der Wohnzimmercouch gekrochen und hatte sich in Träume geflüchtet, die aber auch nur fortwährend die Ereignisse am Steintorplatz reproduzierten. Ganz in der Ferne vernahm sie das Klingeln ihres Handys, Töne aus einer anderen Welt.

Soeben konnte sie noch die Stimme ihrer Stieftochter identifizieren, mit ihrer eindringlichen Bitte um Hilfe konnte sie jedoch nichts anfangen. Aylin, die Tochter ihres verstorbenen Mannes ließ eher selten von sich hören, zu sehr war sie als jugendliche Schülerin damit beschäftigt die Nächte mit Partys zu verbringen, den Jungs die Köpfe zu verdrehen. Telefonate waren nur dann angesagt, wenn sie zu klamm war, um sich neue ausgefallene Klamotten für den nächsten Eventmarathon zuzulegen. Diesmal ging es jedoch um etwas Anderes.

Pia ihre Mitschülerin und in erster Linie beste Freundin war verschwunden. Nach einem durchfeierten Wochenende war sie nicht mehr zurück gekehrt, hatte sich auch nicht per Phone oder SMS gemeldet, nirgendwo. Dieses Verhalten war ungewöhnlich, denn nach eins, zwei Nächten, nachdem die erste heiße Phase mit einer neuen Eroberung verflogen war, musste sie alles mit ihrer Intimfreundin bequatschen, so lief das normalerweise. Jetzt aber wochenlang kein Lebenszeichen.

Günter v. Lonski hat in dem vorliegenden Buch ein Thema in seinen Kriminalroman eingepackt, das nicht täglich in der Rubrik neueste Kriminalfälle zu lesen ist, da diese normalerweise in der Verbrechenskartei der Freiheitsberaubung, Zwangsprostitution, Menschenhandel oder gar Mord zugeordnet werden. Im Zusammenhang mit der Verschleppung von Hunderttausenden von osteuropäischen, jungen Frauen, die in Westeuropa oder am Persischen Golf unter menschenverachtenden Bedingungen zur Prostitution gezwungen werden, hören wir fast täglich in den Medien. Über die Tatsache, dass junge, gar jüngste Schülerinnen im Alter ab 12 oder 13 durch sogenannte "Loverboys" zur käuflichen Liebe verführt und gezwungen werden, hört man so gut wie nichts. Dabei nutzen junge Männer die erste Liebessehnsucht dieser blutjungen Mädchen aus, um sie durch allerlei Versprechen zum Sex mit anderen Männern zu bewegen, natürlich gegen entsprechendes Bares, das sie dann in ihren aufwendigen Lebenswandel investieren, ein schmutziges Millionengeschäft, in dem es nicht zimperlich zugeht.

Dem Autor ist es ein Anliegen diese widerlichen Erscheinungsformen von Zwangsprostitution in das Licht der Öffentlichkeit zu zerren. Klugerweise hat er dazu die Form des Kriminalromans gewählt, denn damit hat Günter v. Lonski sehr schnell eine große Schar von interessierten Lesern auf seiner Seite, die über das faktische Spannungserleben hinaus sich auch mit der Thematik dahinter befassen können, so die große Hoffnung des Autors, frei nach dem Motto spannende, unterhaltsame Lektüre ja, aber immer auch verbunden mit Nachdenkenswertem. Dabei wirkt das sichtliche Schwächeln seiner Kommissarin alles andere als negativ auf den Geschehensablauf. Ständig hat man beim Lesen das Gefühl, Marike Kalenberger packt es nicht mehr, jetzt ist sie am Ende, wirklich ein besonderer Einfall der Dramaturgie.

 Es müssen nicht immer die strahlenden Helden sein, die uns beim Lesen von hochinteressanten Geschichten fesseln, gebrochene Persönlichkeiten können dies oftmals besser. Voraussetzung ist allerdings, dass ein Autor am Werk ist der sein Metier beherrscht. Dies ist bei Günter v. Lonski eindeutig der Fall. Er hat bewiesen, dass er in völlig unterschiedlichen Erzählformen seine Leser mitnehmen und fesseln kann. Dabei spielt es überhaupt keine Rolle, ob im Weserbergland oder in Hannover, einem guten Autor wie Günter v. Lonski fallen selbst bei einer identischen Location zwei total unterschiedliche Kriminalgeschichten ein, immer mitreißend und kurzweilig, und man kommt nicht auf die Idee, dass trotzdem beide aus einer Feder, pardon einem Laptop stammen.

Empfehlenswert.

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Rezension: Günter v. Lonski- BITTERE MEDIZIN Ein Weserbergland-Krimi

Das Verbrechen lauert wirklich überall, selbst in der Idylle des Weserberglandes. Dies mag man zuerst gar nicht glauben, denn aus Kindertagen wissen wir, dass mit dem Auszug des Rattenfängers von Hameln und dem Verschwinden der großen Kinderschar, das Land am Oberlauf der Weser in eine tiefe Depression gefallen ist, die Menschen geläutert sind und gottesfürchtig nur anständigen Tätigkeiten nachgehen. Gott sei Dank gehört Hannover nicht mehr unmittelbar zu dieser Region, sonst wäre man schon viel früher darauf aufmerksam geworden, dass Gier, Habsucht und alle möglichen Kapitalverbrechen genauso hierher gehören, wie in alle anderen Idyllen unseres Landes, immer dort wo Menschen darauf aus sind, fette Beute zu machen. 

Deshalb hat sich der Krimiautor Günter v. Lonski gesagt, warum in die Ferne schweifen, wenn das Böse doch so nahe liegt. V. Lonski lebt in der Nähe von Hannover, also ist er vertraut mit Land und Leuten aus dem Weserbergland, nebst seinen malerischen Städtchen, die durchaus die geeignete Kulisse abgeben, wenn man einen „Krimi aus der Region“ vorlegen möchte. „Bittere Medizin“ ist ein Roman dieses Genres. Die stetig steigenden Auflagen zeigen, wie sehr die Lesegemeinde es schätzt, nicht nur dem Verbrechen in der Lagunenstadt Venedig, dem Perigord oder an der Cote d`azur nachzuspüren, nein, sie wollen erleben, wie das Böse in ihrer unmittelbaren Nähe, an ihnen bekannten Orten, quasi zuhause sich breit gemacht hat. 

Hier lässt sich sehr wirklichkeitsnah Aufklärung betreiben, irgendwie ist man näher am Verbrechen. Der Radio-Journalist Wesemann hat es nicht leicht als freier Mitarbeiter des Regionalsenders in Hameln das örtliche Geschehen rechtzeitig im Blick zu haben, um so der schreibenden Zunft immer einen Schritt voraus zu sein. Deshalb ist auch das Investigative sein Ding und nicht die schnöde Berichterstattung über den Karnevalsumzug in Hessisch Oldendorf, einer Kleinstadt unweit von Hameln. Aber er hat keine Wahl, allein der Wille seines Chefs zählt, denn er vergütet seinen Lebensunterhalt. 

Tröstlich, dass seine Freundin Karola, sie ist im Sender fest angestellt, bereit ist, mit ihm sich ins närrische Treiben zu werfen. Soeben hat der Umzug mit dem prächtigen Prinzenwagen vor Wesemann einen kurzen Halt eingelegt. Dr. Bodo Schobinsky, der Gekürte nebst Prinzessin lassen es sich nicht nehmen einen karnevalistischen Gruß dem Radioreporter zuzusenden, als unmittelbar danach der Karnevalsprinz vom Wagen stürzt und zu Füßen Wesemanns auf den Asphalt aufschlägt. Zweifellos ist Schobinsky tot. Dies erkennen die Umstehenden sofort. Die Polizei wird später dieses Ereignis als Unfall deklarieren, denn immerhin war Dr. Bodo Schobinsky hochgradig zuckerkrank. 

Der reichliche Alkoholgenuss, den er während des langen Umzuges nicht verabscheut haben soll, hat dazu geführt, dass er bewusstlos vom Wagen fiel und in den Tod stürzte. Damit war der Fall ad acta gelegt worden. Bei Wesemann blieben Zweifel zurück. Als er anfängt zu recherchieren, wird schnell klar, dass es sich mitnichten um einen Unfall gehandelt hat. Hier wurde kräftig nachgeholfen, aber von wem? 

Alles begann als Dr. Schobinsky eine Heilquelle im Park von Bad Münder entdeckt haben will, die sich vortrefflich dazu eignen soll, eine neue Kurklinik zu betreiben. Doch anstatt heilend zu wirken, hinterlässt das Wasser nur einen stinkenden, fischigen Geruch, nicht dazu angetan, einen herkömmlichen Heilbetrieb aufzuziehen. Durch den abgetrennten Kopf eines Chinesen im Söltjerbrunnen von Bad Münder wird Wesemann klar, Schobinsky hat versucht die Quelle als chinesisches Wunderwasser über sein neuestes Klinikprojekt zu vermarkten. Die eingereisten Chinesen entpuppen sich dabei nicht als Mediziner der fernöstlichen Heilkunst sondern als Mitglieder einer Triade, die skrupellos im Weserbergland Millionen von Dollar einer Geldwäsche unterziehen wollen. Für die örtlichen Geschäftemacher ist dieses alles eine Nummer zu groß. Das muss auch Wesemann erkennen, als die Recherchen drohen, auch seinen Kopf zu kosten.

Günter v. Lonski hat mit dem hier vorliegenden Band bereits seinen dritten Weserbergland-Krimi geschrieben. Allein das zeigt schon, die Leser haben die Bücher des Autors angenommen. Dies ist bei der Lektüre sofort nachvollziehbar, denn neben der skurrilen und vielschichtigen Handlung, neben den exakten Ortskenntnissen und Milieustudien sind es besonders die Beschreibungen der Charaktere der Protagonisten, die den Leser begeistern werden. Der Romanheld ist alles andere als ein Draufgänger. Er gehört eher zu der Kategorie Held wider Willen, da der Autor ihn als eine Person darstellt, der im Leben nicht allzu viel gelungen ist. 

Dieses Manko wird aber dadurch ausgeglichen, dass er in seiner Freundin Karola eine taffe Person an seiner Seite hat, ganz nach dem Motto: ein halbwegs schwacher Mann kann nur dann überleben, wenn eine starke Frau ihn durchs Leben führt. Dass v.Lonski alles mit der notwendigen Ironie und einem Augenzwinkern versieht, macht den Krimi besonders kurzweilig. Die nötige Spannung wird dadurch erreicht, dass man nie ahnt, wohin sich die Geschichte jeweils entwickelt. Wie so oft in den neuzeitlichen Kriminalromanen dient die Polizei eher dem Zweck, Heiterkeit beim Leser auszulösen. Letztendlich kann aber unser investigative Journalist nicht auf sie verzichten. 

 Wer auf der Suche nach blutrünstigen Aktionen ist, wird hier nicht fündig, denn dem Autor geht es weit mehr um das ausgeklügelte Verbrechen, zumal die Triaden ungerne sichtbare Spuren außerhalb ihres chinesischen Umfeldes hinterlassen. Zusammengefasst hat man es hier mit einem Kriminalroman zu tun, der seine eigene Art hervor gebracht hat, losgelöst von der üblichen Machart. Nicht zuletzt daraus entwickelt das Buch die anhaltende Neugierde beim Lesen. 

 Empfehlenswert

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Rezension: Rüdiger Opelt- WASSER UND EIS-Alpen-Klima-Krimi

Zugegeben, wenn man das Buch zum ersten Mal in den Händen hält und unter dem Titel die Machart dieses Werkes, also Krimi, mitgeteilt bekommt, der dann auch noch näher definiert wird und zwar als Alpen-Klima-Krimi, dann kommt man als Leser doch schon ins Grübeln. Krimis gibt es ja so viele wie Chinesen auf dem Roten Platz in Peking, wenn einst Mao die Geschichte vom großen Marsch durch das Riesenreich propagierte. Ebenso kennen wir die unterschiedlichsten Spielarten, die verschiedensten Genres, die sich die Schreiberlinge so ausgedacht haben. Aber was ist bitte ein Alpen-Klima-Krimi?

 Schnell wird beim Lesen dieses Werkes klar, worum es dem Autor Rüdiger Opelt wirklich geht. Natürlich wollte er einen Krimi schreiben, mit all seinen Facetten, die eine solche Geschichte auszeichnet: skrupellose Verbrecher, die ihre Gier und Habsucht ausleben, ohne Rücksichtnahme auf das Leben, die Gesundheit oder das Eigentum von einzelnen oder vielen Menschen. Dann gehören natürlich die Fahnder und Ermittler dazu, also die Kriminalbeamten, manchmal mehr und manchmal weniger klug. Daraus ergibt sich dann eine Handlung, manchmal mehr und manchmal weniger spannend, allgemein Ermittlungsphase genannt. 

 In der Regel kommt es dann, wenn man sich dem Ende nähert zur Auflösung des Gesamtkomplexes, sprich Kommissar Zufall war den Kripobeamten gnädig, der Fall wurde gelöst. Wenn die Hirnwindungen des Erzählers weniger klar strukturiert und mehr verschlungen sind, wenn er auch noch dem Positiven in dieser Welt nichts mehr abgewinnen kann, dann triumphiert das Verbrechen. 

Wir leben in der Zeit um das Jahr 2030. Die Klimaerwärmung hat dafür gesorgt, dass die Pole massiv abgeschmolzen, die Hochgebirge weltweit nur noch verkarstete, trockene Mondlandschaften und die einst wasserreichen Ströme nur noch stinkende Rinnsale sind. In den Alpen sind die Gletscher verschwunden, im österreichischen Dachsteingebiet, einst bekannt durch seine herrlichen schneebedeckten Berge und einzigartigen Wintersportaktivitäten ist nichts mehr von der weißen Pracht und dem natürlichen Hochgebirges Idyll übriggeblieben. 

Waren es früher der Schnee und das Eis, die das Alpenpanorama verzauberten und auch konservierten, so setzen heute Regen und Sonne dem Gestein derart zu, dass eine fortschreitende Erosion unaufhaltsam ist. Die menschliche Gier tut ihr Übriges. Die Berge werden zugepflastert mit absonderlichen, touristischen Freizeitaktivitäten, in Form von alpinen Aquaparks, Abfahrten auf Rollenskier und befremdlichen Hüpfburgen, die es erlauben, angeseilt durch die Lüfte, die Hänge hinab zu springen. Die natürliche Vegetation ist durch diese Massenaktivitäten schon lange ein Relikt der Vergangenheit. 

Jetzt sind wir mittendrin in dem Szenario, das der Psychologe Rüdiger Opelt gewählt hat, um hier Perfides geschehen zu lassen. Bei so viel Raffgier und Missachtung der Natur sind auch die entsprechenden Protagonisten nicht weit, die noch mehr an sich reißen wollen. Dabei planen sie das Gebiet um den Dachstein als riesiges Wasserreservoir umzufunktionieren, in Form eines gigantischen Stausees, von dem man dann Wasser von bester mineralischer Qualität durch umfunktionierte Gaspipelines bis in die Länder am Persischen Golf transportiert, da dort nur Wasser minderer Qualität aus Entsalzungsanlagen gewonnen wird. Schon lange hat der Rohstoff Wasser den pekuniären Stellenwert erreicht, den Öl einst hatte. Somit sind auch die Gewinne exorbitant, die mit den österreichischen Ressourcen verdient werden können. 

Dass außerdem mit entsprechenden Wasserkraftwerken auch noch Energiegeschäfte gemacht werden, ist ein zusätzlicher angenehmer Nebeneffekt und mindert zudem die Produktionskosten. Natürlich ruft eine solche Goldader die unterschiedlichsten gierigen Strategen auf den Plan. Angeheuerte Killer sorgen für die notwendige Einschüchterung in Form von Leichen. Jeder von ihnen versucht den Anderen zu übertrumpfen, ihn kaltzustellen oder ihn ermorden zu lassen. Die Einheimischen sehnen sich nach früheren Zeiten zurück, als die Natur noch intakt war. Dabei gehen sie bei ihrem Widerstand auch nicht gerade zimperlich mit ihren Mitteln um. 

Diesem Allem stehen zwei ermittelnde Beamte gegenüber, die der Autor aber nicht in die zukünftigen Jahrzehnte versetzt hat. Diese Exemplare stammen eher noch aus der Zeit, als Österreich als noch besonders bodenständig galt, und genauso werden auch ihre Ermittlungen durchgeführt. Ob sie am Ende reüssieren werden, zeigt die Lektüre des Kriminalromans. 

 Was ist jetzt von diesem Buch zu halten?

 Der in Salzburg lebende und als Klinischer Psychologe und Psychotherapeut arbeitende Rüdiger Opelt beweist in diesem Kriminalroman, dass er über eine ausgeprägte Phantasie verfügt, die ihm ermöglicht, die fortschreitende Zerstörung in der Natur, in seiner unmittelbaren österreichischen, alpinen Heimat zu thematisieren und sie hier in zukünftigen Jahrzehnten erlebbar zu machen. Dass ihn die in unserer Gesellschaft grassierende kriminelle Raffsucht ankotzt, die eine solche Zerstörung der Natur erst möglich macht, erlaube ich mir aus dem Text zu entnehmen. Für den Autor war es ein Bedürfnis dieses gesellschaftliche Versagen in diesem Buch zu verarbeiten, deshalb also ein Alpen-Klima-Krimi. 

Für Spannung und genügend Leichen ist, neben den oben erwähnten Anliegen, reichlich gesorgt und sie werden dem Leser auch nicht zu unappetitlich serviert. Das Lokale kommt nicht zu kurz, alles spielt sich in den österreichischen Alpen ab, also ein Krimi aus der Region. Was diesen Roman für mich so besonders macht und darin unterscheidet er sich von den meisten anderen, ist die versteckte, feine Ironie, die sich durch das ganze Buch zieht und die auf Anhieb nicht erkennbar, sich erst nach einigen Seiten offenbart. Zuerst glaubt man sich in einen kitschigen, überspannten Heimatkrimi verirrt zu haben. Dem ist aber absolut nicht so, denn je tiefer man in den Roman eindringt, umso mehr erkennt man, wie sensibel ironisierend der Autor mit den Figuren in seinem Werk umgeht und doch scheint vordergründig alles ganz anders. Dies ist wirklich gekonnt gemacht.

Fazit: Rüdiger Opelt ist es gelungen einen spannenden, kurzweiligen, aber trotzdem nachdenklichen Kriminalroman vorzulegen, der seine Wirkung bei dem anspruchsvollen  Leser  nicht verfehlen wird.

Empfehlenswert.

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Rezension: Monsieur Rainer- COMMISSAIRE CARLUCCI- Terror in Paris

Irgendwann musste es ja einmal kommen, das Ende von Carlucci, sei es durch eine tödliche Kugel oder viel schlimmer, durch eine Kugel, die ihn so schwer verletzt, dass man ihn einigermaßen zusammenflickt  und ihn nach Hause in den Ruhestand schickt, wo er dann jämmerlich verkümmert. Die entscheidenden  Geschosse strecken ihn in Konstanz am Bodensee nieder, nachzulesen in Carluccis sechster Episode "Tosca", wo er sich um das Schicksal eines weltberühmten Dirigenten kümmert, das ihn zu einer Gerichtsverhandlung außerdienstlich nach Deutschland führt. Dort passiert es dann, und dort gelingt es den Ärzten ihn soeben noch vor dem Jenseits zu bewahren. 

Aber wie, monatelang wird um sein Leben gekämpft, erst in Konstanz, und als er transportfähig ist in Paris im besten Militärhospital, wo auch alle politischen Führer dieser Welt, die Frankreich nahestehen, die optimale medizinische Versorgung erhalten. Hier werden sie wieder auf die Beine gestellt, vom französischen Präsidenten bis hin zu den Potentaten Schwarzafrikas, wenn sie gesundheitlich straucheln. Der Palästinenser-Präsident Arafat hat hier seine letzten Tage verbracht, allerdings vergeblich. Es wird gemunkelt, dass er schon zu stark radioaktiv verseucht war, als man ihn dort einlieferte. 

Carlucci hat es körperlich noch einmal geschafft, zumindest hat man ihm auch seine Pension zugestanden, trotz seiner privaten Auslandsaktionen, die ihn normalerweise der staatlichen Alterszuwendungen beraubt hätten. Nun hockt er da in der Rue Jacob in der Pension seines Bruders, tief deprimiert, ohne irgendein weiteres Lebensziel vor Augen. Über seine ach so geliebten Laster brauchen wir überhaupt nicht mehr zu reden, Martinis und Gitanes mais sind für den Rest seines kümmerlichen Daseins von der Suchtkarte gestrichen worden, ein für alle Mal, so die Krankenhausmediziner. Welch ein trostloser Ruhestand für den rastlosen Sizilianer?

 Allein der Umstand, dass sein Sohn Jean-Baptiste, der ihm schon einmal bei den „Wilden Brigaden“ in Nizza als Kommandoführer zur Seite stand, und der jetzt Carluccis Posten als commissaire und Sonderermittler des Innenministeriums übernommen hat, hält den Alten noch einigermaßen in der Spur, da er hofft, ihm bei seiner zukünftigen schmutzigen Arbeit behilflich sein zu können. 

Jean-Bapiste Carlucci, intern nur der Junior genannt, soll die erfolgreiche Arbeit seines Vaters fortführen. Dies hofft man seitens der Führungsspitze des Ministeriums, besonders von der Innenministerin, allerdings doch weitaus disziplinierter als der alte Carlucci es vermochte. Da wird sie sich noch wundern, die attraktive Dame, die für die innenpolitischen Geschicke Frankreichs verantwortlich ist. Der junge Carlucci verkörpert nämlich eine ganz besondere Mischung aus dem Genpool: heißblütiger sizilianischer Vater und bretonischer Dickschädel seitens der Mutter, eine ganz besondere Melange für einen taffen Polizeioffizier.

 Nachdem man ihn offiziell in sein Amt eingeführt hatte, ohne großen Pathos, aber immerhin im Beisein seines alten Herren, was wiederum die Innendienstler zum Anlass nahmen, vom Carlucci-Clan zu sprechen, da der Junge nahtlos die früheren Kollegen des Alten in seiner Abteilung beließ, sollte der Neue sich erst einmal warmlaufen, als man ihm die Überprüfung eines amerikanischen Passes übertrug, der in einer Kaschemme gefunden wurde. Die dazugehörige Person konnte aber nirgendwo in Paris ausfindig gemacht werden. Dies ist ja beileibe in dieser Stadt mit Horden von amerikanischen Touristen nichts Außergewöhnliches. Dass der Pass aber in einer üblen Spelunke in einem noch übleren Stadtteil in den „banlieues“ von Paris aufgetaucht ist, Rückzugsort von maghrebinischen Straßen Gangs, wo kein öffentlicher Nahverkehr, keine Feuerwehr und keine ordentliche Polizeistreife sich hinwagt, lässt nichts Gutes erahnen. 

Doch Carlucci Junior will und muss der Sache nachgehen. Dies ist er seinem Berufsethos schuldig. Hier beginnt auch ein Fall von ungeahnter Verschwörung, in die nicht nur muslimische Terroristen involviert sind, wo ebenfalls die verkommenen amerikanischen Geheimdienste ihre Finger ganz tief in der „merde“ mit drinnen haben und wo die Sicherheit ganz Frankreichs gefährdet ist. Jetzt zeigt Jean-Baptiste Carlucci was wirklich in ihm steckt. Natürlich kann der Alte da nicht stillsitzen. Vieles hat er ja mittlerweile verloren, seinen untrüglichen Instinkt und seine zahlreichen, außerordentlichen Connections jedoch nicht. So kommt es, wie es kommen muss, der Alte wirft sich ins Geschehen, der Junge hat alle Mühe zu zeigen, wer ab sofort das Sagen hat. Letztendlich gelingt ihm dieses souverän, obwohl er froh ist, bei diesem Bedrohungspotential, den besten commissaire den Frankreich in den letzten zwanzig Jahren aufbieten konnte, an seiner Seite zu wissen.  

Monsieur Rainer, wie immer brillant, spannend und ganz großes Kino. Einmal wieder hieß die Devise nicht kleckern, sondern klotzen. Die recherchierenden Dorfpolizisten, kleinen Commissarios und Ermittler aus der Region oder Rechercheure aus Leidenschaft oder Selbstnutz überlassen Sie anderen Autoren. Bei Ihnen geht es immer um das Ganze, um ganz Frankreich, um ganz Europa, um die Hegemonialpolitik von ganz Amerika. Jetzt aber scheint es vorbei zu sein, falls Sie nicht doch noch ihre Ankündigung wahrmachen, uns zu erzählen, wie sich der alte Carlucci im Champagner ersäuft oder irgendetwas Ähnliches im Zuge der Verfolgung des Champagnerclans passiert. Basis Ihrer Krimis waren immer hochnotpeinliche Fälle für die französischen Kriminalisten. Die örtlichen Begebenheiten sind ein gefundenes Fressen für alle Leser die gerne auf den Spuren des vermeintlichen Verbrechens wandeln. Für mich persönlich ist das Eindringen in die französische Lebensart immer wieder ein Genuss, und davon haben Sie reichlich und sehr schmackhaft geliefert. Für den jetzigen Moment sage ich erst einmal „merci et au revoir, a bientot“. Ich bin überzeugt, wir werden bald wieder von Ihnen hören, denn ich bin ebenfalls überzeugt, Sie können es nicht lassen, auch zukünftig spannende Krimis und gute Romane zu schreiben.

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Rezension: Monsieur Rainer- Commissaire Carlucci: Der Austernzüchter von Arcachon


Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten, zum Vierten und zum Fünften. Carlucci und kein Ende sollte man meinen. Irgendwie müsste sich der üble Zyniker doch einmal abgenutzt oder vielleicht sogar totgesoffen haben. Vielleicht sind auch seine Knochen von seinen Gewalteinsätzen derart lädiert, dass es nicht mehr reicht seine Beretta, also seine großkalibrige Pistole hochzuhalten, um sich wirksam gegen das kriminelle Gesindel, dem er immer wieder nachstellt, wehren zu können.

Alles stimmt und stimmt doch nicht in dieser fünften Episode von COMMISSAIRE CARLUCCI. 

 Wie der Titel „Der Austernzüchter von Arcachon“ vielleicht suggeriert, könnte der Leser auf die Idee kommen, dass der "Commissaire"   tatsächlich seine Drohung wahrgemacht, seinen Abschied, mehr oder minder freiwillig, genommen hat, um in der malerischen Bucht von Arcachon im Südwesten Frankreichs am Atlantik den Austernzüchtern bei ihrer Arbeit zuzusehen und um täglich bei wohldosierter Menge an Martinis und „Gitanes mais“ über sein verpfuschtes Juristenleben nachzudenken.

 Er könnte im Zustand tiefer Reflektion, quasi auf Metaebene über die Gier und Verkommenheit der menschlichen Gesellschaft sein Polizistenleben Revue passieren lassen, um dann in der Hoffnung, dass irgendjemand sich für seine Weisheiten interessiert, noch alles  zu Papier zu  bringen.

Aber was wäre denn das für ein Carlucci?

 Jedenfalls keiner, der von dem Autor Monsieur Rainer geschrieben worden wäre. Seine Carluccis sind hart, unerbittlich, intelligent, unverwüstlich, nicht korrupt, desillusioniert und nicht allzu sentimental, es sei denn, dieser lauscht während der Proben den großen italienischen Opern.

Tatsächlich wird der wahre Carlucci, er ist jetzt unabhängiger Sonderermittler des Innenministeriums, von "Monsieur le ministre", dem er direkt unterstellt ist, zu Genesungszwecken, bei seinem letzten Einsatz hat es ihn arg zerrupft (siehe im Band 4: Der Sizilianer) nach Arcachon geschickt. Dort wartet ein 5Sterne Hotel auf ihn, mit einem entsprechenden "Spa", so recht geeignet um verwöhnt zu werden. Eigentlich wollte Carlucci einen ausgiebigen Urlaub in der Normandie machen, um nach einem alten Bauernhof für seinen Ruhestand zu suchen. Ausschlaggebend für seine Reise nach Arcachon war die Tatsache, dass der gesamte Aufenthalt dort unten zu Lasten der Staatskasse erfolgen sollte. Da konnte das Häuschen im Calvados warten.

Nebenbei, so hatte der Minister gesagt, soll er doch einmal überprüfen, warum die Bevölkerung nach einem Mord an einem Austernzüchter so aufgebracht ist.  Gut, die Gendarmerie aus Bordeaux konnte den Täter nicht ermitteln. Zudem wurde den Züchtern seitens der Präfektur auch noch der Handel mit den Schalentieren untersagt, weil sie laut dubioser Tests angeblich nicht mehr zum Verzehr geeignet sind. Dies bedeutet ein wirtschaftliches Desaster für die Menschen in der Region. Die meisten Familien leben von der Austernzucht.

Der Innenminister sieht sich genötigt seinen erfahrensten Sonderermittler vor Ort zu entsenden, denn Austern aus Arcachon stehen Trüffeln, Käse, Cognac und fois gras in nichts nach. Alle diese Köstlichkeiten sind dem Franzosen heilig. Sich daran zu vergehen ist ein unverzeihliches Sakrileg. So etwas kann die Chancen zu Höherem für einen Politiker komplett zunichte machen. 

 In seiner gewohnten unprätentiösen Art wird Commissaire Carlucci den Tod des Austernzüchters untersuchen. Dazu muss er erst das Vertrauen der Leute in Arcachon gewinnen, zumal die Ermittler aus Bordeaux alle Sympathien bei der Bevölkerung verspielt haben.

Nach akribischer Recherche wird Carlucci klar, dass hier überdimensionale Räder gedreht werden. In großem Stil wurden rund um die Bucht riesige Grundstücksmengen von einer anonymen Immobiliengesellschaft, die auf Curacao den holländischen Antillen registriert ist, aufgekauft. Der Mord an dem Vorsitzenden des Züchterverbandes sollte allein dazu dienen, weitere Anwohner der Bucht einzuschüchtern, um sie zum Verkauf zu bewegen.

Doch wer hat all dieses eingefädelt, wer hat seine dreckigen Finger im Spiel?

Woher kommen die vielen Milliarden, die notwendig waren, um all die Ländereien zusammen zu kaufen?

Carlucci wird es herausfinden und wenn dabei der Rest seines malträtierten Körpers draufgeht.

Monsieur Rainer hat hier ein ganz heißes Eisen angepackt. An Hand dieses Kriminalromans will er aufzeigen, wie die Billionen vagabundierenden Geldes rund um den Globus immer wieder neue Anlagemöglichkeiten organisieren müssen. Kriminell erworbenes Geld sucht kriminell organisierte, lukrative Rendite, so heißt der Deal. Dass im Roman David, also Carlucci und seine Leute, den Goliath, sprich das internationale Großverbrechertum, im Gegensatz zur Realität besiegt, ist dem Gerechtigkeitssinn des Autors geschuldet. Der Leser sollte es Monsieur Rainer großzügig nachsehen. Im Gegenzug erhält er einen Roman voller in sich verwobener Strukturen deren Auflösung man spannend verfolgen kann. Der Handlungsrahmen bewegt sich wie immer europaweit, überall dorthin, wo die kriminellen Köpfe des Verbrechens sich festgefressen haben. Kurzum, wir haben es hier mit einem Kriminalroman der besonderen Güte zu tun, der wie immer auf tatsächlichen Verbrechen fußt.

Empfehlenswert.
     

Rezension: Monsieur Rainer- Commissaire Carlucci- Der Sizilianer-

Die bösen Vorahnungen, die sich zum Ende der Zeit, als Carlucci, der Commissaire noch Leiter der "Wilden Brigarde" war, nachzulesen in der Episode "Der Pate von Nizza" in der gleichnamigen Krimireihe Commissaire Carlucci, diese düsteren Vorboten sind tatsächlich eingetroffen. Die Wirkung dieses schicksalhaften Niederschlags war von einer derartigen Dimension, dass es den ausgebufften Commissaire der Police national, der ja als gebürtiger Sizilianer doch so manche Niederträchtigkeit in seinem jahrzehntelangen Polizistenleben wegstecken musste, der Länge nach hingeschlagen hat. Bei Boxern spricht man in so einem Fall von einem k.o., zustande gekommen durch fiese, hinterhältige Tricks, die bei Kirmesveranstaltungen besonders gerne vom blutrünstigen Publikum gesehen werden. Carlucci wälzt sich im Sand, und das im wahrsten Sinne des Wortes.

Was war geschehen?

Die Innenministerin hatte mit Carluccis Dienstwaffe, die er achtlos im Handschuhfach seines Dienstwagens verstaut hatte, als er Madame vom Flughafen zu ihrem heimatlichen Domizil nach St. Jean de Luz bringen wollte, im Zustand tiefster Depression ihrem Leben ein Ende gesetzt. Möglich war dies nur, da er sie in seinem Wagen an ihrem Lieblingsstrand, für einige Minuten der Selbstfindung, wie sie es sich erbat, alleine gelassen hatte, nicht ahnend, dass diese ehrbare Politikerin, nach all den verschwörerischen Intrigen und ihrer Verschleppung durch skrupellose Mafiosi, für sich keine Möglichkeit mehr sah, ihre Reputation wieder makellos herzustellen. Aus diesem unprofessionellen Umgang mit seiner Dienstwaffe wurde Carlucci der Strick gedreht, an dem man ihn baumeln sehen wollte. Dies war die Gelegenheit, ihn für alle Zeiten zu entsorgen, niedergeschmettert mit einer unehrenhaften Entlassung, ausgestattet nur mit einer Minimalrente, die kaum den monatlichen Konsum von seinen Gitanes deckt. Wahrlich eine Kanonade unter die Gürtellinie, und das nachdem er sich dutzendhaft für die "Grande Nation" eingesetzt hatte, sich nicht zu schade war, auch das dreckigste Rattenloch auszumisten, dabei sich mit dem höchst verkommenen Gesindel, das man auf Gottes Erdboden findet, herumschlug, wenn sein Job es von ihm verlangt hat.

Dann ging alles ganz schnell. Binnen Stunden war er alles los, was jemals für ihn eine Bedeutung hatte. Seine Identität als einer der erfolgreichsten commissaire Frankreichs, seinen Ausweis nebst Dienstwaffe, seine Autorität gegenüber jedermann, seine Fürsorglichkeit für seine Mitarbeiter, alles löste sich in Luft auf, und zurück blieb eine leere Hülle, die dem früheren Carlucci noch nicht einmal äußerlich annähernd ähnlich sah. In den Kneipen rund um den Blumenmarkt, nahe der Altstadt von Nizza wird ein versoffener, abgerissener Penner wahrgenommen, der jeden Clochard in ganz Paris hätte alt aussehen lassen, wenn Carlucci schon morgens, anstatt eines café, sich mit billigem Rotwein die Kugel gibt, natürlich aufgewärmt, die Dröhnung der letzten Nacht ist ja noch gar nicht verdaut. Das Personal in den Restaurants an dem Platz, wo man an der ganzen Cote d´ Azur zweifellos die schönsten Blumengebinde ersteht und es sich auch wunderbar die attraktiven Einwohnerinnen der ach so italienisch anmutenden Metropole der Cote beim Einkauf beobachten lässt, diese Jungs fluchen verächtlich vor sich hin, wenn der alte Säufer, wieder einmal gegen Mittag, natürlich wie immer ohne einen Sous zu hinterlassen, sternhagelvoll zum Strand an der Promenade d´ Anglais wankt, um sich mit seinen abgerissenen Klamotten in den Sand zu werfen, ohnmächtig überhaupt noch irgendetwas um sich herum zu erkennen. Alle Kneipiers lassen das unwürdige Schauspiel nur gewähren, weil sie wissen, dass am nächsten Ersten der Suffkopp für die Unmengen der vernichteten "Rouge" seine letzten Scheine der Rente hinblättert und dass es dabei aber noch nie zu einem Rückstand gekommen ist. Wie der Alte sich die Wohnung unmittelbar über eines dieser Restaurants, an so begehrter Stelle nicht unweit der Promenade und des berühmten Hotels Negresco leisten kann, ist für jedermann ein einziges Rätsel.

Allein seiner Tochter Lucia verdankt Carlucci es, dass er überhaupt noch ein Dach über dem Kopf hat. Nachdem sie gegen seinen Wunsch Jean de Sobieski, den Colonel des militärischen Geheimdienstes, den sie im Zuge ihrer Tätigkeit als Sonderstaatsanwältin bei der "Wilden Brigade" kennen und lieben lernte, ihm nach der Eheschließung auf sein Anwesen in der Nähe von St. Tropez gefolgt ist, um dort Mutter einer Tochter zu werden, hat sie ihren Vater erweichen können, in ihre leerstehende Eigentumswohnung zu ziehen. Dieses war keineswegs einfach, denn Carlucci hat nach dem Rausschmiss aus dem Dienst einen totalen Blackout gehabt. Sofortige Trennung von der Familie, seinen Freunden und guten Bekannten, Trennung von allem was ihm einst lieb und teuer war. Allein die Trunksucht und seine Gitanes sind ihm geblieben. So konnte Lucia wenigstens für eine feste Bleibe sorgen, ohne die Carlucci schon längst verendet wäre.

Spät, aber nicht zu spät, greift das Schicksal erneut in das Leben des gestrandeten commissaire ein. Carluccis Enkeltochter wird entführt. Dieser Umstand alleine ist ausschlaggebend, dass der Verzweifelte in die Realität zurückkehrt. Wie von einem starken Stromstoß durchfahren, bäumt sich der Niedergestreckte auf. Mit einem Schlag sind sein unbändiger Wille, aber auch sein Hass und seine Gefährlichkeit wieder da. Seine Achtung vor dem Gesetz allerdings hat er für alle Zeit verloren. Davon ist er zutiefst überzeugt. Die Aussicht seine Enkelin vielleicht nie mehr lebend zu sehen, macht ihn rasend. Was jetzt kommt, ist einem Ausbruch des Ätna nicht unähnlich, beides zeugt von sizilianischer Urgewalt, mögen auch die Dimensionen auf Anhieb recht unterschiedlich anmuten.


An dieser Stelle will ich die Besonderheiten eines Carlucci-Krimis von Monsieur Rainer nicht schon wieder runterbeten. Immerhin ist es mir bis dato mehrmals vergönnt gewesen, einige Romane dieser Reihe zu lesen und ihre Vorzüge kundzutun. Allein diese Tatsache zeigt schon, dass es sich hierbei um spannende, unterhaltsame, aber auch wirklichkeitsnahe Texte handelt, denn nichts ist dröger als ein Krimi, der seinen Leser nicht richtig antörnt, und kein Mensch tut sich dann auch noch die Wiederholung einer solchen Langweile an. Dieses mute ich mir jedenfalls nicht zu. Im vorliegenden Fall aber wäre es ein grobes Versäumnis gewesen, nicht zum nächsten Band gegriffen zu haben. Dieser Carlucci hat immer wieder etwas Neues auf der Pfanne, dank Monsieur Rainer und seinem scheinbar unerschöpflichen Reservoir an Phantasie, Wissen und Erzählkunst.

Hiermit schließe ich mich meinen früheren Empfehlungen an.

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Rezensionen: Monsieur Rainer- Commissaire Carlucci: Der Pate von Nizza

Der Ruf der Cote d` Azur ist arg ramponiert.  Nicht nur, dass die Preise sich ins Unverschämte gesteigert haben, ein "rouge" oder ein Bier kosten "pieds dans l`eau", also in den Bistros am Hafen oder mit Blick auf das Mittelmeer so viel, dass man andernorts in Frankreich, außer in Paris natürlich, sich für das gleiche Geld schon einmal in einen fröhlichen Zustand versetzen kann. Nein, damit haben sich die Bewohner der Cote, schicksalsergeben, aber murrend abgefunden. Ihr einziger Trost ist, dass  den Touristen noch viel übler eingeschenkt  wird, denn sie bekommen buchstäblich das Fell über die Ohren gezogen, wenn sie gaffend auf Promisuche, in Monte Carlo, Nizza, Cannes oder St. Tropez  den Reichen und Schönen auf die Pelle rücken wollen. Da macht die Urlaubskasse  nicht mit, und speziell die Deutschen aus dem Osten, in ihrem Bewusstsein der neu erlangten unendlichen Freiheit, verfluchen schnell die Entscheidung nicht doch lieber wieder an die Ostsee gefahren zu sein.

Dieses ist seit vielen Jahrzehnten der Normalzustand. Nicht normal ist jedoch, dass in den letzten Jahren die Kriminalitätsrate explodiert ist. Verbrecher und kleine  Gauner  gehören natürlich zu solchen "hot spots", dafür konzentriert sich einfach zu viel Geld an den südfranzösischen Gestaden des Mittelmeers.  Jetzt aber hat die korsische Mafia ihre Krakenarme  bis in die hintersten Amtsstuben von Polizei und Justiz ausgefahren, nachdem die Korruption auch schon die Eliten für sich vereinnahmt hatte, eine große Zahl an Richtern, Staatsanwälten und hohen Beamten stehen auf der  Gehaltsliste der Mafiosi  aus Korsika. Sie haben mit der Zeit die gesamte Palette der Kapitalverbrechen an sich gerissen, eine effektive Verfolgung seitens der Obrigkeit wurde dank dieser massiven  Zahlungen eingeschläfert, ein Akt der jedes Staatswesen in Kürze ruiniert.
Ganz Frankreich weiß mittlerweile um die  skandalöse Vorherrschaft des organisierten Verbrechens unter dem das Ferienparadies  der Begüterten aus aller Welt leidet, der Ruf verliert zusehends an Ansehen.
Dieses kann  die neue Innenministerin der Französischen Republik  nicht weiter dulden, sie will radikal mit diesen Missständen aufräumen, sie will die staatliche Handlungsfähigkeit wieder herstellen. Dazu hat sie unmittelbar nach ihrem Amtsantritt ein neues  Organisationskonzept vorgelegt, indem eine Sondereinheit, die "Wilden Brigaden" genannt, losgelöst von allen staatlichen Einflüssen, und nur der Ministerin direkt unterstellt, mit letzter Konsequenz aufräumen soll. Zu diesem Zweck werden aus ganz Frankreich nur die härtesten und zuverlässigsten Polizisten in diesen neuen Einheiten zusammengestellt.
Commissaire Carlucci  trifft es unvorbereitet. Er, der nach seinem tragischen Abgang von Paris in Antibes im dortigen Kommissariat, als Leiter  eher gewöhnlich die ruhige Kugel schiebt, nur gelegentlich muss er seine Knochen für Einsätze gegen das bandenmäßige Verbrechen hinhalten, wird persönlich von der Innenministerin beauftragt, die Sektion der "Wilden Brigaden" an der Cote d`Azur  aufzubauen und zu leiten. Dabei hat er völlig freie Hand, sowohl was "manpower" aber auch was die finanzielle Ausstattung  anbetrifft.

 In Antibes-Sophia Antipolis richtet er sein Hauptquartier ein, ein ehemaliger Hotelkomplex, der zu einer Festung ausgebaut wurde, gesichert mit den modernsten Mitteln der Überwachung, technisch hochgerüstet, und bestückt  mit  dem neuesten Equipment, sowohl an Autos, als auch an Hubschraubern. Neben seinen besten Mitarbeitern aus dem Kommissariat von Antibes wirbt er Männer und Frauen aus ganz Frankreich an, denen er von früheren gemeinsamen Einsätzen uneingeschränkt vertraut, von denen er weiß, dass sie ihm bedingungslos  folgen. 

Ob dies auch weiterhin so sein wird, muss sich dann im Zuge der Ereignisse weisen. Sein Sohn, als Brigadeführer  der schnellen Eingreiftruppe ist ebenso an Bord, wie seine Tochter, die als Sonderstaatsanwältin die Einheit ergänzt. Alles ist bestens organisiert, jetzt können sie losschlagen.  Zudem ist Carlucci klar, dass sein Feind übermächtig ist, denn er vermutet einen Schutzpatron, einen Paten,  ohne den eine solche Machtfülle durch die korsische Mafia nicht zustande kommen konnte. Dieser Pate hat alle Möglichkeiten  am Kopf der französischen Politik zu agieren, vermutlich sogar mit unmittelbarem Einfluss auf die französische Staatsführung, wahrlich ein Kampf David gegen Goliath, nur mit dem Unterschied, dass in der Historie sich die beiden Duellanten sichtbar gegenüber standen. Carlucci weiß aber mitnichten, wo die Hydra sich verbirgt, der er den Kopf abschlagen soll.

Commissaire Carlucci, der Pate von Nizza, eine weitere Episode aus der Krimireihe von Monsieur Rainer. Alles scheint zu laufen wie gehabt, unbestechlicher, trunksüchtiger  Cop mit sizilianischem Familiensinn, dem irgendwie das Mafia Gen fehlt, dem die Freundschaft über alles geht, und doch zeigen sich Risse im Konstrukt. Die vermeintliche Einheit von Carlucci und seiner Truppe zeigt Auflösungserscheinungen, bisher unvorstellbar, aber ein verändertes Momentum, das der Geschichte guttut, das das Konzept des Autors in eine andere Richtung zu lenken scheint. 

Was haben wir da noch zu erwarten, lieber Monsieur Rainer, vielleicht einen Wandel im Charakter des "commissaire", vielleicht eine dunkle Seite, die bisher nicht zur Sprache kam? "On vera", sagt der Franzose, man wird sehen. Natürlich auch hier wieder als Vorlage eine Kriminalgeschichte , die im Original zu den spektakulärsten der französischen Nachkriegszeit gehört, als fiktiver Kriminalroman spannend und mitreißend, aber auch sehr authentisch, bezüglich der "locations", wie es auf neudeutsch heißt , in Szene gesetzt. Monsieur Rainer braucht den Vergleich mit anderen Krimigrößen wie Donna Leon oder auch Martin Walker wirklich nicht zu scheuen, ganz im Gegenteil, er spielt in einer Liga mit diesen Bestsellerautoren. Sein Carlucci ist wohl der komplexeste aller Kommissare, seine Kriminalgeschichten haben nachweislich ganz Frankreich erschüttert, und der Spannungsbogen, den der Schriftsteller  gespannt hat, zeigt nachhaltige Wirkung beim Leser, mit einem nicht zu unterschätzenden, langanhaltenden  Suchtpotential.

Empfehlenswert.

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Rezension: Delikatessen-Der vierte Fall für Bruno, Chef de police

In  Saint-Denis, dem ansonsten friedlichen Flecken im Herzen des Perigord, dort wo man glaubt,  dank seiner freundlichen Menschen, die den wirklichen Sinn des Lebens kennen, indem sie sich großzügig  Zeit für die ausgiebigen  Genüsse für Leib und Seele gönnen, das wahre Frankreich entdeckt zu haben, müssen die Bewohner plötzlich feststellen, dass auch sie sich  nicht im Zustand des paradiesischen Losgelöstseins  von  kriminellen Machenschaften  wähnen können.

Wer wüsste das besser als Bruno, Chef de police dieser malerischen Kleinstadt, deren Bewohner überwiegend von berühmten, französischen Spezialitäten leben, die von hier aus immer wieder ihren kulinarischen Siegeszug um die ganze Welt antreten.  Trüffel und "Foie gras" sind nur zwei Beispiele, die den Feinschmecker sofort an das Perigord denken lassen.

Gewöhnlich sind es die Probleme des Alltages, mit denen sich der allseits beliebte und in der Gemeinde hoch geschätzte  Chef der Stadtpolizei  herum schlagen muss. Kapitalverbrechen sind eher die Ausnahme und er findet trotz seines großen Engagement  für die Menschen in seinem Revier noch genügend Zeit viele Freundschaften zu pflegen, oftmals verbunden mit großartigen Genüssen in fröhlichen, kulinarischen Runden.   

Als jedoch aus Paris die Information eintrifft, ein französisch-spanisches  Gipfeltreffen soll in einigen Tagen vor Ort stattfinden, kommt Hektik ins Spiel, ein Zustand den der besonnene Bruno so gar nicht liebt. Zu allem Überfluss wird auf dem historischen Ausgrabungsfeld, schon vor über 30.000 Jahren haben unsere menschlichen Vorfahren auch schon den Reiz dieses besonderen Fleckchens  Erde erkannt, seitens eines Archäologie-Studenten, anstelle des Skeletts eines prähistorischen Ureinwohners, die Leiche eines vor etwa zwanzig Jahren ermordeten Mannes aus gegraben. Mit diesen Knochen haben die Archäologen eindeutig nichts zu tun, hier muss Bruno  mit  seinen  Männer ran.  

Zeitgleich werden auf verschiedenen Bauernhöfen in der Umgebung Anschläge auf die Stallungen und Gehege der Bauern verübt, die sich ihren Lebensunterhalt mit den gestopften Gänsen und deren Aufzucht verdienen, eine Sache, die den Tierschutzaktivisten schon lange ein Dorn im Auge ist. Sie haben den Bauern den rücksichtslosen Kampf angesagt, bei dem sie auch vor strafbaren Aktionen nicht zurück schrecken. Auch hier ist Bruno gefragt, schnell die Täter zu ermitteln. Er muss unbedingt verhindern, dass die Aktionen sich ausweiten. Die Existenz der Bauern steht auf dem Spiel, aber viel mehr noch ist ein nationales  kulinarisches Heiligtum angegriffen worden, denn fast alle Franzosen lieben ihre "Foie-gras". An den hohen Feiertagen darf sie auf nahezu keiner Festtafel fehlen. Bruno ist gefordert, weit mehr als er anfänglich überschauen kann. Es wird zu dramatischen Aktionen kommen, die für ihn lebensbedrohlich werden, da das Gipfeltreffen Terroristen auf den Plan ruft, eiskalte Killer mit unbedingtem Tötungswillen. Nur gut, dass seine Kollegin und frühere Freundin mit ihm die Sache durchstehen kann. Sein geliebter Basset kann es zum großen Schmerzen seines Herrchens leider nicht.  

Martin Walker hat in dem hier vorgelegten vierten Band seiner Reihe: Bruno, Chef de police  wieder einmal mehr ein heikles Thema der französischen Innenpolitik angepackt, die Problematik der baskischen, militanten Untergrundsorganisation ETA, ihre Aktionen beiderseits der spanisch-französischen Grenze, und wie der französische Staat mit den aus Spanien geflüchteten  Mitgliedern umgegangen ist. Dies ist eine äußerst brisante Angelegenheit, da die Basken ja bekanntermaßen auf beiden Seiten der Pyrenäen zu Hause sind. 

Der Autor aber hat nicht nur ein großes Interesse an den politischen Problemen des geliebten Landes,  sein ganzes Herz ist voll für das Perigord, seine Menschen, seine Landschaften und nicht zuletzt für das "Savoir vivre" , das dort entfaltet wird, kurzum alles das was auch sein Protagonist Bruno so besonders schätzt. 

Dabei versteht er es dem Leser auf spannende Art und Weise alles zusammen leichtfüßig und schmackhaft aufzutischen, nicht unähnlich wie bei einem besonderen Menü, just aus dieser Region. Sollte man nicht wie viele schon dreimal die köstliche Melange Martin Walkers genossen haben, darf man sich auf das Recht der ersten großen Vergnügung freuen, für alle anderen ist es das vertraute Wissen, mit diesem Buch ist man für viele schöne Stunden erst einmal wieder weg, dorthin wo das Leben noch mit den ganz besonderen Reizen aufwartet.

Empfehlenswert

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Rezension: Commissaire Carlucci - Die Richterin von Nizza


Für Commissaire Carlucci  kann es nicht besser laufen, so wie es jetzt ist. Er ist seit geraumer Zeit Chef der Police Nationale von Antibes und Juan-les-Pins, weit weg von Paris mit all seinem Dreck, seinem Improvisationsdruck, seiner überbordenden Kriminalität und zu allem Überfluss, mit seinen politischen Intrigen, die auch vor den höchsten Kriminalbehörden des Landes keinen Halt machen.
Dagegen hier an der Cote d“Azur  findet er motivierte, gut ausgebildete Mitarbeiter, die sich für ihren Chef genauso ins Zeug legen, wie seine Mannen, die ihm aus der Kapitale gefolgt sind. Seine Herzensdame,  liebevoll  "Nenette" genannt,  leitet als Chefin das benachbarte Kommissariat  von Cannes. Eine glückliche Fügung,  da sich so nicht nur ein gemeinsames Zuhause pflegen lässt, sondern beide sich auch umstandslos  bei der Verbrecherjagd unterstützen können. 
 Antibes selbst ist  ganz seine Kragenweite mit dem malerischen Fort, der verwinkelten Altstadt und dem quirligen Naturhafen, wo er in der warmen Jahreszeit seine Zelte auf einer Yacht aufschlägt, die ihm ein arabischer Scheich zwecks  Betreuung überantwortet hat. Hier an diesem wunderbaren Ort hat er auch neue Freundschaften geschlossen, Freundschaften, die eine gelungene Symbiose mit Herz und Verstand und einer seiner größten Leidenschaften, dem vorzüglichen Essen und Trinken erbringt. Aber was soll man machen, wenn ein ehemaliger   Commissaire aus Algerien eine Altstadtkneipe in Antibes betreibt, bei der alles rund läuft, mit wunderbarem  mediterranen  Essen, dazu den passenden Wein, Gäste, die den richtigen Geschmack mitbringen, und alles bezahlbar, ein seltenes Kleinod an der Cote.
Als hätte Carlucci nicht schon genug des persönlichen Glücks erwischt, wird ganz zu seiner Freude auch noch "sein kleines Mädchen", soeben hat sie erfolgreich die "Ecole nationale  de la Magistrature" in Bordeaux  absolviert, als Untersuchungsrichterin an das Landgericht  Nizza berufen. Natürlich muss zu diesem  Ereignis, als Lucia Carlucci  sich zum ersten Arbeitstag am Landgericht  Nizza in ihrem neuen Büro einfindet und offiziell in ihr Amt übernommen wird, ein ganz besonderer Akt  des Familienclans zelebriert werden. Alle sind sie gekommen, der Familienanhang sowieso, aber auch die zahlreichen Freunde Carluccis und Kollegen aus Pariser Tagen. So ein Ereignis will keiner verpassen, ergibt sich doch wieder einmal die Gelegenheit eine große, gemeinsame Sause zu feiern.
Aber die entspannte Gelassenheit währt nur kurz. Los geht es, als am ersten Wochenende im März, wie jährlich die Rückkehr Napoleons aus dem Exil auf Elba  mit einem großen Schauspiel am Strand von Golfe-Juan nachempfunden wird, einem Ereignis, das in historischen Kostümen Tausende von Besuchern herbei lockt. Gerade hat der Darsteller des französischen Kaisers  den Strand  betreten, als Schüsse fallen, und  Napoleon`s Double  niedergestreckt wird, eine unfassbare Tragödie. Dies ist aber nur der Beginn einer Mordserie,  bei der mehrere hoch gestellte Persönlichkeiten  zum Opfer werden.
Carlucci  als dienstältester  Commissaire mit der größten Erfahrung wird mit diesen Mordfällen betraut, seine  Tochter  bekommt als unabhängige Untersuchungsrichterin  damit ihren ersten Fall zugeteilt. Obwohl sie als Pflichtverteidigerin am Justizpalast  in Paris zuvor schon so manche heikle Situation erlebt hat, wird sie nun mit Aktionen konfrontiert, die im wahrsten Sinne des Wortes ganz böse ausgehen können. Ihr Leben hängt an einem seidenen Faden, und das Leben ihres Vaters    nicht minder. Was war geschehen?  Mit ihren Untersuchungen haben Vater und Tochter Carlucci in ein Wespennest  gestochen, ein Nest von Verschwörung, wobei eine Anzahl von Reichen und Mächtigen glaubt,  das Schicksal von Staat und Gesellschaft innerhalb ihrer Geheimloge  bestimmen zu müssen.   Gesetze haben für diese Herrschaften keine Geltung mehr, sie alleine bestimmen über Leben und Tod.  Welche Bedeutung hat da noch die Existenzberechtigung eines kleinen Commissaire oder einer  jungen Untersuchungsrichterin, wo doch diese unabhängige, juristische Instanz, einst von Napoleon ins Leben gerufen, bei vielen eh ein Dorn im Auge ist, und besser heute als morgen abgeschafft werden sollte.
Wir erfahrenen Spezialisten in Sachen Commissaire  Carlucci wissen natürlich mittlerweile ganz genau, was uns der Meister zu bieten hat, der Meister des milieugetreuen Krimis, der Meister mit Namen Monsieur Rainer, wohnhaft an der Cote d“Azur, genau dort wo seine Helden zum Einsatz kommen. Dies ist auch ein Teil des Geheimnisses, warum die Story so authentisch ist, das Umfeld so greifbar nach empfunden werden kann, bis hin zu den beschriebenen historischen Ereignissen. Ja  man kann sogar, so man möchte, ähnlich eines Reiseführers alle Punkte aufsuchen , wo Carlucci dem Verbrechen auf der Spur ist. Auch sind Hotels und Restaurants keine Erfindung des Autors. Alles ist exakt so,  wie es  im Roman beschrieben wird. Hier gibt sich Monsieur Rainer einer ganz besonderen Recherche hin. Alles muss stimmen, es kommt ihm auf den Wiedererkennungswert an. Genau so kann man in seinen Kriminalromanen  spektakuläre  Ereignisse der französischen Kriminalgeschichte wiedererkennen, ein weiterer Punkt für höchste Identität. Nimmt man noch den speziellen Charakter des Commissaire hinzu, ist die Melange eines spannenden Krimis perfekt.
Empfehlenswert.


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Rezension: Das Perseus- Protokoll- Kai Hensel

Die Politologiestudentin  Maria Brecht will mit ihrer Freundin und deren kleinem Sohn ein paar Tage auf der griechischen  Insel Kreta ausspannen, um den Stress nach ihrem Examen vergessen zu machen, um danach ihre Ausbildung  für den diplomatischen Dienst  beim Auswärtigen Amt  zu beginnen. Es ist die Zeit der großen Verwerfungen, die Zeit der drohenden Staatspleite, der radikalen Sparmaßnahmen und der Verelendung von Volk und Wirtschaft. Griechenland muss sich Milliarden an Subventionen von den anderen EU-Ländern erbetteln, eine Aussicht auf Besserung ist nicht in Sicht.

Für die junge, attraktive Hochschulabsolventin ist dies alles überhaupt kein Thema. Das Hotel ist kommod, das Essen für studentische Verhältnisse geradezu luxuriös, und  der  Strand und die Sonne  vermitteln sinnesfrohe Tage. Um ihrem Körper auch die nötige Fitness zu verschaffen, hat sie sich beim örtlichen Bike-Verleiher ein Mountain-Bike organisiert, um damit eine Tour durch die Berge zu machen. So geht sie es an, bei sengender  Mittagssonne, ohne  jedoch die nötigen Wasserreserven mit zu nehmen. Schnell merkt sie, dass die Hitze für sie ein Problem werden könnte, da weit und breit nichts Trinkbares sich auftut. Nach anstrengender Fahrt bergauf, sieht sie unmittelbar vor dem  Hochplateau einen Wagen stehen, eine gute Gelegenheit vielleicht nach Flüssigem zu fragen.

Der Fahrer des Wagens, eine wenig auffällige Person um die Dreißig,  wirft gerade den Kofferraumdeckel zu, als sie  den Ford Fiesta einer Autoverleihfirma erreicht. Auf der Rückbank sieht sie einen Alukoffer, so wie Flugreisende sie gewöhnlich mit an Bord nehmen. Zögernd spendiert er ihr eine Dose Cola, nicht ohne  sich nach ihrer Herkunft zu erkundigen, um  zu erfragen, was man um diese heiße Mittagszeit ohne Wasser mit einem Bike in den Bergen eigentlich suchen würde. Irgendwie kommt ihr sein Verhalten merkwürdig vor, und sie beschließt schleunigst den Rückweg an zu treten. Als sie das Rad wendet, bemerkt sie Blut hinter dem Ford, und eine Schleifspur zieht sich  durch die Makkia über den Rand der Schotterpiste hinaus, den Abhang hinunter. Schlagartig wird  ihr  klar, dass Böses von diesem Mann ausgeht, dass ihr Leben durch ihn gefährdet ist. Ihr Gespür betrügt sie nicht,  von jetzt an ist  ihr Dasein ein einziges Himmelsfahrtkommando.

Der Autor Kai Hensel hat die Wirren in Griechenland genutzt, um sie zum Schauplatz eines mörderischen Thrillers zu machen. Er bezieht den gesamten östlichen Mittelmeerraum in die Geschehnisse mit ein, nebst den Strömen von Illegalen, die Griechenland  als Einfallstor  nutzen, um sich in die West- und Nordeuropastaaten  durch zu schlagen. Als Vorlage dient ihm der Putsch der Obristen von 1967, der vom amerikanischen Geheimdienst ausgeheckt,  dazu dienen sollte, Griechenland nicht den Kommunisten zu überlassen. Bekannt wurde dieser Putschplan unter dem Namen: das Perseus-Protokoll.  Zart Besaitete möchte ich vorab darauf hinweisen, dass der Autor ziemlich harte Bandagen anlegt, wenn es darum geht Menschen ins Jenseits zu befördern, die Gangart ist oftmals brutal.  Auch wird nicht mit Leichen gespart. Alles in Allem ein sehr spannendes Buch, das die Realität vielleicht blass aussehen lässt, zumindest für die Leser, die nicht täglich mit dem Geheimdienstgeschäft zu tun haben.

Empfehlenswert.
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Rezension:Monsieur Rainer - Commissaire Carlucci

Bevor man in die Tiefe dieses Buches einsteigt, also sich von dem seltsamsten Vogel, der im französischen  Polizeiwesen auf seine eigene ursubtile Weise zum Einsatz kommt, gefangen nehmen lässt, muss man sich zuerst  einmal mit  einer Reihe von Verwandten und Freunden des Commissaire vertraut machen. Ohne  einen solchen Clan geht nichts bei dem gebürtigen Sizilianer, der es aus kleinen Verhältnissen  bis in die oberste Liga der Ermittler bei der Pariser Gendarmerie  geschafft hat. Deshalb macht es Sinn sich die entsprechende Namensliste  nebst Funktionstitel vorab einmal  im Buch anzuschauen. Sie bilden ja den Vorspann. Sie erleichtern aber auch beim Lesen die Zusammenhänge und  dokumentieren,  dass notre  commissaire  kein Ermittler von Eierdieben ist, sondern dass es sich bei ihm immer um das besondere Verbrechen handelt. Wer  glaubt, dies sei aber etwas gewöhnungsbedürftig,   dem sei gesagt, dass man sich sehr schnell an die Fülle  von “Hohen Tieren“ mit klangvollen Titeln beim Lesen gewöhnt und man bemerkt sogleich, dass  die Franzosen  ebenso  gerne hierarchisch denken wie ihre östlichen Nachbarn, vielleicht sogar noch ein bisschen mehr.


Alles  dieses ficht unseren Carlucci natürlich nicht an. Titel und Dienstgrade kümmern ihn einen Dreck. Bei ihm zählen Charakter und Herz, möglichst auf dem rechten Fleck und natürlich die Geselligkeit, am liebsten im Kreise seiner Freunde und Familie, die bei ihm eine Einheit bilden. Deshalb verwundert es auch nicht, dass seine engsten Mitarbeiter auch seine besten Freunde sind, selbst dann, wenn die beruflichen Wege sich einmal getrennt haben. Einmal Freund immer Freund, dass ist sein Credo und auch dieses Mal liegt er goldrichtig mit seiner Einstellung. Seine Freunde beweisen es ihm und kommen ihm zu Hilfe ohne große Fragen zu stellen. Vertrauen ist die Basis aller Freundschaft.
Nachdem jetzt das Grundsätzliche geklärt ist, die Herangehensweise an diesen emotionsgeladenen und politisch abgefuckten Krimi hinreichend erläutert wurde, nähern wir uns den eigentlichen Geschehnissen.
„Monsieur le commissaire“ steht vor einem Rätsel, dass sich ihm, dem jahrgangsbesten Absolventen von der Offiziersakademie der Police Nationale in Saint Cyr letztlich nicht erschließt, da sich  mit dem ermittelten Täter nach dem wohl größten  Banküberfall in der Geschichte Frankreichs  eine Menge Ungereimtheiten ergeben, da auch die hohe Politik auf den Plan tritt, und damit auch seine Unangepasstheit  ihm jetzt zum Verhängnis zu werden scheint. Alle Kriecher und Schleimer,  denen er in den Jahren , in denen er im begehrtesten Polizeirevier Frankreichs, Nummero 36 Quai des Orfevres in Paris, wo er seinen Dienst versehen hat, begegnet ist,  und so manchem von ihnen dort unmissverständlich  gezeigt hat, in welchem Loch er eigentlich besser verschwinden sollte,   glaubten jetzt  der Tag der Abrechnung sei gekommen.


Carlucci  strauchelt, aber er fällt nicht, nicht zuletzt dank seiner guten Freunde und dank seiner gesamten Familie. Das Schicksal in Form seiner wohlmeinenden Vorgesetzten hat ein Einsehen mit dem Verzweifelten. Sie verfrachten ihn an die  Cote d´Azur  nach  Antibes,  dem richtigen Ort, wo selbst die geschundenste Seele Linderung erfährt. Hier übernimmt er die Leitung  des Kommissariats mit der Zuständigkeit  für den malerischen Ort mit seinem spektakulären  Yachthafen,  mit dem benachbarten mondänen Cap  nebst seinem weit hin sichtbaren Leuchtturm und der alten Seefahrerkapelle. Aber auch das pittoreske  Biot  mit seiner  traditionellen Töpferkunst  gehört  zu  seinem Dienstbereich.
In Paris noch ein menschliches  Wrack wirken die Kräfte, die von dieser mediterranen Landschaft und ihren Menschen  ausgehen, wie ein unwiderstehliches  Elixier  auf den Ausgebrannten. Nirgendwo in Frankreich verstehen die Menschen die Philosophie des „ savoir vivre“ so zu leben, wie hier an der „Cote“. Dies hinterlässt auch eindeutige Spuren bei Carlucci und seine Regeneration geht zügig voran. Dem Licht, der Kultur und der menschlichen Wärme und Freundlichkeit der Einheimischen kann er sich nicht entziehen und schon bald ist er einer von ihnen, zumal er braungebrannt und äußerst leger gekleidet daher kommt,  ganz wie es vor Ort ein nicht ausgesprochenes Muss ist,  und was  mit dem alten Carlucci  so gar nichts  gemein  hat. Selbst seine Dienstauffassung  ist ein einziges  „Laissez-faire“.  Die plats de fruits de mer und der köstliche Rosé der Domain Ott tun ihr Übriges. Sie wirken geradezu wie natürliches Viagra auf die Lebenslust und die Libido des alten Haudegens. Liebhaber der Cote d´Azur wissen, wovon ich spreche, denn dieser gesegnete Landstrich im Süden Frankreichs war immer schon, seit den Zeiten der Römer bis heute das Land für Erholung und Müßiggang.
Aber wie es im Leben einmal so ist, die Vergangenheit holt den Menschen zweifellos immer wieder ein und dies ist auch bei Carlucci nicht anders. Eine Anzahl von scheinbar  unspektakulären Selbstmorden, wie sie nach wirtschaftlichem Totalverlust immer wieder vorkommen, haben die Gemüter an den verschiedenen  Orten  entlang der Mittelmeerküste nicht besonders erregt.  Millionäre kommen und gehen  und manchmal setzen sie ihrem Leben ein Ende, zumal wenn sie auf zu großem Fuß gelebt haben und der Rückfall in die Bedeutungslosigkeit für sie nicht wirklich eine Option ist.
„Monsieur le commissaire“  hat zwar sein Leben verändert, seinen Spürsinn, seine Nase für das Verbrechen hat er aber dadurch nicht verloren.  Sofort ist er  hellwach. Sein messerscharfer Verstand sagt ihm, dass  alle diese Selbstmorde nicht zufällig  passiert sind und wieder  einmal  kommt Carlucci  so richtig in Fahrt. Dabei ist es ihm  gleich, ob seine Aktionen noch von dem Gesetz gedeckt sind, ob  Zuständigkeiten verletzt werden oder ob  gar  die internationale Politik in Misskredit  gerät.  Kompromisslos verfolgt er jede sich bietende Spur, sei es in Frankreich oder auch in jedem anderen Land. Hier zeigt sich, wie wertvoll sein früher geknüpftes Netzwerk ist, welche Möglichkeiten sich ihm auch jetzt noch bieten, um selbst die geheimsten Strukturen zu durchbrechen. Nur so gelingt es ihm an die vermeintlich Unantastbaren heran zu kommen, um ihnen mit weitaus härterer Münze das heim zu zahlen, was sie mit ihm geplant hatten, nämlich Vernichtung.
Der Autor Monsieur Rainer  wäre nicht mit seinem Werk zufrieden, wenn er seinem Protagonisten nicht auch ein paar romantische Sequenzen  in seine Erlebenswelt geschrieben hätte. Und er hat gut daran getan, denn die warme Atmosphäre des Südens verlangt geradezu  nach knisternder sexueller Spannung,  erst Recht wenn eine junge, attraktive Kollegin  sich nichts mehr wünscht, als in die Gefühlswelt  dieses Alphatieres  ein zu tauchen, um die besondere  Körperlichkeit auszuleben, die sie sich nur mit diesem Mann vorstellen kann.
Mehr ist zu diesem Werk eigentlich nicht zu sagen, als unter dem Strich festzustellen, dass der Autor sein Handwerk  bestens versteht, was dadurch bewiesen wird, dass man das Buch, einmal angefangen, nicht mehr loslassen kann und man am Ende wissen will, was wohl Carlucci demnächst umtreibt.
Ach ja, vielleicht  noch eins,  Monsieur Rainer ist bekannt dafür, dass seine Bücher immer auf  wahren Ereignissen beruhen,  so auch hier, wo der oben erwähnte Banküberfall tatsächlich stattgefunden hat, aber nie aufgeklärt worden ist, warum auch immer.
Voll umfänglich empfehlenswert.

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Rezension: Luise Kautt: Blutfreitag

Der neue Politthriller von Monsieur Rainer macht seinem Titel alle Ehre. Es fließt Blut, viel Blut und nicht nur zum besagten Ereignis, dem größten Stadtfest von Weingarten in Oberschwaben, dem Blutritt, der immer freitags nach Christi Himmelfahrt von alters her gefeiert wird. Dabei geschieht Unfassbares.
Luise Kautt, Kriminaloberrätin im Landeskriminalamt von Baden-Württemberg in Stuttgart wird mit der Aufklärung betraut. Sie die kauzige, aber überaus intelligente und selbstbewusste Polizistin hat ein Jurastudium erfolgreich absolviert und dabei die Erkenntnis gewonnen,  dass dieser ehrenwerte akademische Stand in ihren Augen eine Zusammenrottung von lauter „daube Saue“ ist, wie sie nimmermüde erklärt.
Dementsprechend ist ihre Umgangsform mit den „Großkopferten“ des staatlichen Juristengewerbes. Allein ihr messerscharfer Verstand, gepaart mit einer langen, erfolgreichen Ermittlungsarbeit im Polizeidienst hat verhindert, dass ihre Vorgesetzten sie nicht schon längst auf einen Posten in der tiefsten Provinz verbannt haben.
Kaum hat sie die Spurensuche in diesem Fall aufgenommen, wird ihr klar, dass es sich hierbei nicht um ein gängiges Verbrechen aus der alltäglichen Schwerstkriminalität handelt. Hier müssen andere Dimensionen vorliegen, zumal die obersten Justiz- und Kriminalbehörden des Landes und des Bundes blitzartig sich ebenfalls in die Ermittlungen einschalten. Kein leichter Stand für Luise Kautt und dies ist erst der Anfang einer Reihe von undurchsichtigen Kapitalverbrechen internationalen Ausmaßes.
Sie wird gefordert bis an die Grenzen ihrer physischen und psychischen Belastbarkeit. Sie wird mit Erkenntnissen konfrontiert, die sie bei aller Abgebrühtheit noch nicht einmal in den dunkelsten Stunden ihres Jobs erahnt hat.
Wenn man den Thriller von Monsieur Rainer in die Hand nimmt, denkt man zuerst: wirklich ein sehr umfangreiches Buch für diese Art von Roman. Wird es dem Autor gelingen über mehr als 380 Seiten den Leser in seinen Bann zu ziehen, ihn durch diese Story aus seinem alltäglichen Umfeld zu lösen, um ihn auf eine lange spannende Reise mitzunehmen?
Jawohl, dem Autor ist dies fabelhaft gelungen, aber mehr noch, er gibt erkenntnisreiche Einblicke hinter die Kulissen von Geschichte, Politik, Justiz, Macht und Vetternwirtschaft,  zumal Monsieur Rainer dafür bekannt ist, dass er zu allen seinen Büchern genau recherchiert, dass es ihm auch genauso wichtig ist, die Charaktere und Gepflogenheiten seiner Protagonisten identisch mit der Realität darzustellen.
Alles zusammen bindet er dann in das entsprechende Ambiente ein. Der Leser wird sachkundig mitgenommen an all die europäischen Stationen, wohin sich die Handlung bewegt. Dabei stimmt einfach alles. Der Autor muss entsprechend vielfältige Erfahrung gesammelt haben. Auch deshalb ist das Buch so erkenntnisreich….
…. und man trifft alte Freunde wieder, Freunde, denen man in früheren Romanen von M. Rainer schon begegnet ist, die man als interessierter Leser gleich ins Herz geschlossen hat.
Die Protagonistenfamilie des Autors wächst mit jedem weiteren Buch. Jede seiner Figuren hat eine spannende Geschichte zu erzählen, so spannend und realitätsnahe, dass man annehmen könnte, der Autor gibt Einblicke in sein eigenes Leben frei. Ob dieses so ist, wird er vielleicht selbst einmal später in einem weiteren Buch erzählen.
Bei Monsieur Rainer ist alles möglich.
Dieses Buch lohnt sich und es beweist, dass Masse auch wirklich Klasse hervorbringen kann, große Klasse im Bereich des Politthrillers.
Empfehlenswert.
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