Rezension: Rüdiger Opelt- WASSER UND EIS-Alpen-Klima-Krimi

Zugegeben, wenn man das Buch zum ersten Mal in den Händen hält und unter dem Titel die Machart dieses Werkes, also Krimi, mitgeteilt bekommt, der dann auch noch näher definiert wird und zwar als Alpen-Klima-Krimi, dann kommt man als Leser doch schon ins Grübeln. Krimis gibt es ja so viele wie Chinesen auf dem Roten Platz in Peking, wenn einst Mao die Geschichte vom großen Marsch durch das Riesenreich propagierte. Ebenso kennen wir die unterschiedlichsten Spielarten, die verschiedensten Genres, die sich die Schreiberlinge so ausgedacht haben. Aber was ist bitte ein Alpen-Klima-Krimi?

 Schnell wird beim Lesen dieses Werkes klar, worum es dem Autor Rüdiger Opelt wirklich geht. Natürlich wollte er einen Krimi schreiben, mit all seinen Facetten, die eine solche Geschichte auszeichnet: skrupellose Verbrecher, die ihre Gier und Habsucht ausleben, ohne Rücksichtnahme auf das Leben, die Gesundheit oder das Eigentum von einzelnen oder vielen Menschen. Dann gehören natürlich die Fahnder und Ermittler dazu, also die Kriminalbeamten, manchmal mehr und manchmal weniger klug. Daraus ergibt sich dann eine Handlung, manchmal mehr und manchmal weniger spannend, allgemein Ermittlungsphase genannt. 

 In der Regel kommt es dann, wenn man sich dem Ende nähert zur Auflösung des Gesamtkomplexes, sprich Kommissar Zufall war den Kripobeamten gnädig, der Fall wurde gelöst. Wenn die Hirnwindungen des Erzählers weniger klar strukturiert und mehr verschlungen sind, wenn er auch noch dem Positiven in dieser Welt nichts mehr abgewinnen kann, dann triumphiert das Verbrechen. 

Wir leben in der Zeit um das Jahr 2030. Die Klimaerwärmung hat dafür gesorgt, dass die Pole massiv abgeschmolzen, die Hochgebirge weltweit nur noch verkarstete, trockene Mondlandschaften und die einst wasserreichen Ströme nur noch stinkende Rinnsale sind. In den Alpen sind die Gletscher verschwunden, im österreichischen Dachsteingebiet, einst bekannt durch seine herrlichen schneebedeckten Berge und einzigartigen Wintersportaktivitäten ist nichts mehr von der weißen Pracht und dem natürlichen Hochgebirges Idyll übriggeblieben. 

Waren es früher der Schnee und das Eis, die das Alpenpanorama verzauberten und auch konservierten, so setzen heute Regen und Sonne dem Gestein derart zu, dass eine fortschreitende Erosion unaufhaltsam ist. Die menschliche Gier tut ihr Übriges. Die Berge werden zugepflastert mit absonderlichen, touristischen Freizeitaktivitäten, in Form von alpinen Aquaparks, Abfahrten auf Rollenskier und befremdlichen Hüpfburgen, die es erlauben, angeseilt durch die Lüfte, die Hänge hinab zu springen. Die natürliche Vegetation ist durch diese Massenaktivitäten schon lange ein Relikt der Vergangenheit. 

Jetzt sind wir mittendrin in dem Szenario, das der Psychologe Rüdiger Opelt gewählt hat, um hier Perfides geschehen zu lassen. Bei so viel Raffgier und Missachtung der Natur sind auch die entsprechenden Protagonisten nicht weit, die noch mehr an sich reißen wollen. Dabei planen sie das Gebiet um den Dachstein als riesiges Wasserreservoir umzufunktionieren, in Form eines gigantischen Stausees, von dem man dann Wasser von bester mineralischer Qualität durch umfunktionierte Gaspipelines bis in die Länder am Persischen Golf transportiert, da dort nur Wasser minderer Qualität aus Entsalzungsanlagen gewonnen wird. Schon lange hat der Rohstoff Wasser den pekuniären Stellenwert erreicht, den Öl einst hatte. Somit sind auch die Gewinne exorbitant, die mit den österreichischen Ressourcen verdient werden können. 

Dass außerdem mit entsprechenden Wasserkraftwerken auch noch Energiegeschäfte gemacht werden, ist ein zusätzlicher angenehmer Nebeneffekt und mindert zudem die Produktionskosten. Natürlich ruft eine solche Goldader die unterschiedlichsten gierigen Strategen auf den Plan. Angeheuerte Killer sorgen für die notwendige Einschüchterung in Form von Leichen. Jeder von ihnen versucht den Anderen zu übertrumpfen, ihn kaltzustellen oder ihn ermorden zu lassen. Die Einheimischen sehnen sich nach früheren Zeiten zurück, als die Natur noch intakt war. Dabei gehen sie bei ihrem Widerstand auch nicht gerade zimperlich mit ihren Mitteln um. 

Diesem Allem stehen zwei ermittelnde Beamte gegenüber, die der Autor aber nicht in die zukünftigen Jahrzehnte versetzt hat. Diese Exemplare stammen eher noch aus der Zeit, als Österreich als noch besonders bodenständig galt, und genauso werden auch ihre Ermittlungen durchgeführt. Ob sie am Ende reüssieren werden, zeigt die Lektüre des Kriminalromans. 

 Was ist jetzt von diesem Buch zu halten?

 Der in Salzburg lebende und als Klinischer Psychologe und Psychotherapeut arbeitende Rüdiger Opelt beweist in diesem Kriminalroman, dass er über eine ausgeprägte Phantasie verfügt, die ihm ermöglicht, die fortschreitende Zerstörung in der Natur, in seiner unmittelbaren österreichischen, alpinen Heimat zu thematisieren und sie hier in zukünftigen Jahrzehnten erlebbar zu machen. Dass ihn die in unserer Gesellschaft grassierende kriminelle Raffsucht ankotzt, die eine solche Zerstörung der Natur erst möglich macht, erlaube ich mir aus dem Text zu entnehmen. Für den Autor war es ein Bedürfnis dieses gesellschaftliche Versagen in diesem Buch zu verarbeiten, deshalb also ein Alpen-Klima-Krimi. 

Für Spannung und genügend Leichen ist, neben den oben erwähnten Anliegen, reichlich gesorgt und sie werden dem Leser auch nicht zu unappetitlich serviert. Das Lokale kommt nicht zu kurz, alles spielt sich in den österreichischen Alpen ab, also ein Krimi aus der Region. Was diesen Roman für mich so besonders macht und darin unterscheidet er sich von den meisten anderen, ist die versteckte, feine Ironie, die sich durch das ganze Buch zieht und die auf Anhieb nicht erkennbar, sich erst nach einigen Seiten offenbart. Zuerst glaubt man sich in einen kitschigen, überspannten Heimatkrimi verirrt zu haben. Dem ist aber absolut nicht so, denn je tiefer man in den Roman eindringt, umso mehr erkennt man, wie sensibel ironisierend der Autor mit den Figuren in seinem Werk umgeht und doch scheint vordergründig alles ganz anders. Dies ist wirklich gekonnt gemacht.

Fazit: Rüdiger Opelt ist es gelungen einen spannenden, kurzweiligen, aber trotzdem nachdenklichen Kriminalroman vorzulegen, der seine Wirkung bei dem anspruchsvollen  Leser  nicht verfehlen wird.

Empfehlenswert.

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