Rezension: Tea Time- Ingrid Noll- Diogenes



Ingrid Noll hat erneut einen äußerst skurrilen Roman geschrieben, den man als Krimi aber durchaus auch als Liebes- oder Gesellschaftsroman lesen kann, um ihn dann entsprechend verschubladen zu können. Ich habe ihn übrigens als Krimi gelesen.

Der Ort der Handlung ist Weinheim an der Bergstraße. Dort leben die reichlich durchgeknallten Freundinnen Nina und Franziska in einem alten Fachwerkhaus unterm Dach in zwei kleinen Wohnungen. Die textlich aufgebaute Atmosphäre lässt an Spitzweg denken, speziell im Hinblick auf den dritten Mieter, einer Leseratte und weltfremden Nerd mit französischen Wurzeln. 

Die beiden Freundinnen verfügen über einige ziemlich schräge Marotten, bezeichnen sich selbst als Spinnerinnen und gründen einen gleichnamigen Club, wo sich sechs Frauen mit unterschiedlichen Berufen zusammenfinden, um über ihre Spleens zu berichten, aber auch um viel zu lachen und Spaß miteinander zu haben. 

Die Spleene von Nina und Franziska sind anfänglich im Grunde harmlos. Franziska kämmt, wo auch immer sie welche findet, Teppichfranzen, damit sie gerade liegen. Eine Pedantin ist sie dennoch nicht. Nina fotografiert seltene Kräuter in ungewöhnlichem Umfeld, später dann allerdings entwickelt sie skurril-kleptomanische Züge.  

Absurd ist der Spleen von Ninas Tante- sie ist nicht Mitglied des Clubs- , denn sie hätschelt zuhause eine kostbare Puppe, die sie dazu noch im Kinderwagen mit nach draußen nimmt. Als Kinderersatz begreift sie die Puppe allerdings nicht. Schrullen sind für alle Frauen des Clubs ein Stück Normalität.

Man lernt nicht nur die Schrulligkeit, sondern auch die Einsamkeit der Frauen kennen, die möglichweise die jeweils besagte Schrulligkeit erst hervorgerufen hat.

Aus allem Absonderlichen entspinnen sich fatale Verwicklungen, die Nina und Franzi sogar vor Mord nicht zurückschrecken lassen...

Doch bei allem gibt es da auch noch die Liebe und mit ihr die Eifersucht, viele Klischees, die aber nicht weiter stören.

Die Leichtigkeit des Seins treibt die Freundinnen lange dazu, egal, was sie tun, es auf die leichte Schulter zu nehmen, denn Moral ist nicht ihr Thema…. Alles ist erlaubt, um sich Probleme vom Hals zu schaffen. Kann das gut gehen?

Was es ist? Ein echter Noll. Sehr kurzweilig und spitzzügig. Von daher empfehlenswert für alle die schwarzen Humor und tiefgründige psychologische Verwicklungen schräger Persönlichkeiten  als Bettlektüre zu schätzen wissen. 

Helga König .

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Rezension Peter J. König: Paul Grote Am falschen Ufer der Rhone Kriminalroman- dtv

Es gibt viele Arten von Kriminalromanen, aber Paul Grote, der Berliner, studierter Politologe und Soziologe mit seiner 15jährigen Erfahrung als freier Journalist in Südamerika hat sich als Basis seiner Kriminalgeschichten das Thema Wein zu eigen gemacht. Auf die Idee kam er dazu, als er in Argentinien und Chile sich mit dem dortigen Weinbau und den besonderen Weinen befasst hat. Seine dort erworbenen profunden Kenntnisse und seine Zuneigung zu gut und spannend konzipierten Krimis haben ihn auf die Idee gebracht, eigene Kriminalromane zu schreiben, die in Verbindung mit Wein stehen und die gleichzeitig in den bekanntesten Weinbau-Gebieten Europas und darüber hinaus spielen.

Ob in Bordeaux, im Rioja, am Duoro, an der Mosel, im Chianti, in Burgund oder im Piemont und, und, und, überall sind scheußliche Verbrechen verübt worden, die Paul Grotes weinbesessene Protagonisten entweder verübt oder aufgeklärt haben. So kann der Autor mittlerweile auf 12 Werke zurückblicken, sein 13ster Krimi ist "Am falschen Ufer der Rhone". Und sie waren alle erfolgreich die Geschichten aus den berühmten Anbaugebieten, sodass Paul Grote mittlerweile längst als der erfolgreichste Autor in Sachen Wein-Krimi hierzulande gilt. 

Die Melange aus Bösem, Wein selbst und vor allen Dingen das profunde Sachwissen rund um den Wein, der Anbaugebiete mit seinem ganz speziellen Terroir, der Besonderheit der Winzer, der Region und der individuellen Vinifizierung ist nicht nur spannend und aufklärend, sie nimmt den Leser mit, elektrisiert ihn geradezu, auch wenn er in Sachen Wein nicht der größte Experte ist. Ja, es ist dieses Zusammenspiel aus Nervenkitzel, kulinarischem Wissen und dem besonderen Typus jedes einzelnen Weingebietes, das die Leser reizt. 

Am Ende hat man überdurchschnittliche Kenntnisse der Weine aus den Regionen, hat Land und Leute kennengelernt, denn bevor Grote sich zum Schreiben niedersetzt, hat er ausgiebigste Recherchen vor Ort hinter sich, neue Freundschaften mit bekannten ortsansässigen Winzern geschlossen, die ihm dann auch verraten haben, was hinter den Kulissen sich nur sehr zögerlich erzählt wird. Alle diese Ingredienzien haben den meisterlichen Autor zum Erfolg geführt. 

Wie der Titel schon sagt, ist diesmal die Rhone mit ihren berühmten Wein-Gemeinden und weltweit bekannten Weinen der Ort des Geschehens. Natürlich kommt hier die Appelation "Chateauneuf du Pape" ins Spiel, am linken Ufer der Rhone, wo Martin Bongers, ein ehemaliger Weinhändler aus Frankfurt und alter Bekannter in Paul Grotes Krimi-Sammlung , den es mittlerweile nach Bordeaux verschlagen hat, wo er das Garagen-Weingut seines ermordeten Freundes übernahm, für seine französische Patentochter Simone ein geeignetes Weingut sucht, wo sie nach erfolgreichem Studium als Weinbautechnikerin ihr Wissen in einer anderen fachlichen Umgebung vertiefen kann. 

Doch der Spitzenwinzer, den Bongers dafür ins Auge gefasst hatte, ist seit zwei Jahren spurlos verschwunden. Und ein weiterer Winzer der ersten Garde, beide hatten den berühmten"Concours de la St. Marc" hintereinander gewonnen, eine Auszeichnung, die in Frankreich und weltweit zu höchsten Ehren führt, wurde durch einen nicht aufgeklärten Autounfall getötet. Dies kann doch kein Zufall sein. Simone, die engagierte Jungwinzerin gerät in den Sog einer Serie von Verbrechen, auch weil ihr Patenonkel nicht an solche Zufälle glaubt und somit ihre Neugierde weckt. Dabei lernt sie Thomas kennen, ebenfalls seines Zeichens deutscher Jungwinzer aus der Pfalz, der nach einer unglücklichen Frauengeschichte sich spontan nach Lirac am rechten Ufer der Rhone aufgemacht hat, um dort seine Kenntnisse in Sachen Rhone-Weine zu vertiefen, aber auch um Abstand zu gewinnen. 

Und wie der Autor es so will, treffen beide jungen Weinmacher aufeinander und werden verstrickt in die Auswirkungen von Verbrechen, die sie als seriöse Winzer mit Herzblut nicht für möglich gehalten hätten. Wie immer ist auch dieser Kriminalroman von Paul Grote vielschichtig, komplex und ausdrucksstark, soll heißen, es gibt unterschiedliche Geschichten, die bestens miteinander verwoben sind, alles ist zunächst sehr undurchsichtig, aber dadurch besonders spannend, und auch an Emotionen fehlt es durchaus nicht. Und wie immer versteht es der Erzähler bei aller Aufklärung doch letztlich einen nebulösen Schleier der menschlichen Untiefen zurück zu lassen. Es ist der Phantasie des Lesers überlassen, diesen zu deuten. 

Ebenso gilt dies für die Freundschaft von Simone und Thomas, über eine französisch-deutsche Assemblage hat Paul Grote jedenfalls nichts gesagt. Aber das kann ja noch kommen, denn der versierte Krimi-Autor wird sich in andere Wein-Regionen aufmachen, wo ebenfalls Verbrechen lauern und wer weiß, wen man dort auf kriminalistischen Nachforschungen trifft? 

Paul Grote jedenfalls war dann schon da, denn ohne die Weine und eine gründliche Recherche vor Ort geht es einfach nicht. 

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

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Am falschen Ufer der Rhône: Kriminalroman

Rezension: Peter J. König -Stille Wasser - Commissario Brunettis sechsundzwanzigster Fall- Diogenes

Donna Leon und ihren Commissario Brunetti noch einmal besonders vorzustellen, heißt schlicht gesagt: "Eulen nach Athen tragen". Wem dieser alte, geflügelte Begriff nicht mehr ganz so geläufig ist, dem sei die Bedeutung noch einmal kurz zurück ins Gedächtnis gerufen. Der antike griechische Dichter Aristophanes hat in einer satirischen Komödie dieses geflügelte Wort geprägt und es steht für eine ganz überflüssige Tätigkeit. In Bezug auf die Kriminal-Autorin Donna Leon und ihren Protagonisten Guido Brunetti, seines Zeichens Commissario der Polizei Venedigs wäre eine Vorstellung der amerikanischen Schriftstellerin, die seit Jahrzehnten in Venedig lebt und ihrer Krimi-Reihe, tatsächlich  "eine überflüssige Tätigkeit", kennt man die Bücher von Donna Leon besonders hierzulande seit vielen, vielen Jahren. Der erste Fall erschien im Jahre 1992 in New York. Der Diogenes Verlag hat die erste deutsche Übersetzung ein Jahr später 1993 herausgebracht. Bei uns verzeichnen die Auflagen jedes neuen Falls absolute Spitzenwerte und die Verfilmungen der Romane erleben selbst bei der Wiederholung der Ausstrahlungen im Fernsehen noch immer Höchstwerte. In ihrem Geburtsland den USA wird die Autorin ebenfalls sehr geschätzt, ebenso in vielen Ländern rund um den Globus, denn "Commissario Brunettis Fälle" werden in 35 Sprachen übersetzt. Die Tatsache, dass Donna Leon sie nicht in italienischer Sprache herausgeben lässt, begründet sie mit der Möglichkeit, so ungestörter in ihrer zweiten Heimat Venedig besser recherchieren zu können.

Nun also zum sechsundzwanzigsten Fall der Bestseller-Autorin:

Einmal wieder ist es glühend heiß im hochsommerlichen Venedig. Die Hitze in den Büroräumen der Questura, wo Commissario Brunetti gerade einen Zeugen zu einem mysteriösen Todesfall einer jungen Frau in der letzten Nacht, gemeinsam mit einem jungen Kollegen vernimmt, ist kaum auszuhalten. Noch weniger erträglich erscheinen den beiden Polizisten die herabwürdigenden Angaben dieses aufgeblasenen Rechtsanwalts, der als Sohn eines der wichtigsten Persönlichkeiten der Stadt glaubt, absolute Sonderrechte zu besitzen. Bevor der junge Beamte voller Zorn seine Kompetenzen vergisst und den arroganten Wichtigtuer attackieren kann, simuliert Brunetti eine Herzattacke. Auf diese Weise verhindert er Schlimmeres, was dem wütenden Kollegen höchstwahrscheinlich seine Karriere bei der Polizei gerettet hat. Die sofort herbeigerufene Ambulanz sorgt für den Abtransport Brunettis ins nahegelegene Ospedale Santi Giovanni e Paolo, wo er trotz des Eingeständnisses seiner Simulanz eingehend untersucht wird. Die behandelnde Ärztin stellt akute, gesundheitsgefährdende Stress-Symptome fest und ordnet einen sofortigen Erholungsurlaub an.

Paola, Brunettis adelige Ehefrau überredet ihren Guido diese Regeneration in einem alten Anwesen von Verwandten auf der benachbarten Insel Sant Erasmo, unweit von Venedig zu unternehmen. Die Villa, heute wird sie nach dem Tod von Paolas Tante kaum noch benutzt, hat ihrer Familie seit ihrer Jugend an schon als Ferien-Domizil gedient. Ganz allein dort hinzufahren, ist die beste Möglichkeit sich zu erholen. Hier in der Abgeschiedenheit und Ruhe, ohne die Hektik von Büro, täglichem Stress und viel Zuviel Touristen soll er mit der Natur, viel Sport und ohne viel Alkohol zurückfinden zu alter Kraft und neuer Energie. Dies gelingt Brunetti allerdings nur einige wenige Tage. Und nachdem der Verwalter des Familien-Anwesens, ein alter Ruderfreund seines Vaters, wie sich bald herausgestellt hat, bei einer Sturmnacht mit seinem Boot verschwunden ist, drängt es den Commissario außer Dienst doch sofort mit den Ermittlungen zu beginnen. Dienst hin, Dienst her, Brunetti fühlt sich in der Pflicht, zumal sich bei Davide Casati, dem Verwalter und ihm, bei den langen, täglichen gemeinsamen Ruderausflügen nicht nur Sympathie und Achtung entwickelt hat, sie waren auf dem Weg Freunde zu werden. 

"Stille Wasser" zeigt erneut, warum auch dieses Mal wieder die Anhänger und Verehrer von Donna Leon absolut auf ihre Kosten kommen. Kaum hat man die ersten drei Sätze gelesen, ist man wieder ganz in die Stadt in der Lagune eingetaucht. Die Personen, das Ambiente, die Sehnsucht und die Spannung, ja die Heimeligkeit der Familie Brunetti, diesmal etwas einseitiger auf den Commissario fokussiert, alles ist wieder da und alles ist so schön und nachdenklich wie bei allen Fällen zuvor. Und wer das Versäumte endlich nachholt und nun seinen ersten Brunetti liest, dem darf gesagt werden: Achtung Suchtpotential, es ist mit erheblichen Neben- und Nachwirkungen zu rechnen. Einen Brunetti liest man nicht nur so, einem Brunetti bleibt man in der Regel auf ewig treu.

Maximal empfehlenswert

Peter J. König 

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Rezension Peter J. König:Grand Prix- Der neunte Fall für Bruno-Chef de police-Diogenes

"Grand Prix" heißt Brunos neunter Fall, der aus der Feder des bekannten Krimi-Autors Martin Walker stammt, einem Schriftsteller, Historiker und politischen Journalisten, der als Schotte seine mittlerweile berühmten Kriminal-Romane im Périgord angesiedelt hat, eine der urfranzösischen Regionen östlich von Bordeaux gelegen. 

Das Périgord ist seit vielen Jahren Walkers zweite Heimat geworden und seine Liebe zu Land und Leuten lebt er öffentlich aus, nicht zuletzt durch seine Bruno- Romane. Bruno, seines Zeichens "chef de police" in der kleinen, pittoresken Gemeinde St. Denis, verkörpert den omnipotenten "flic", der sehr einfühlsam und weitsichtig für die Einwohner seines Ortes alles gibt, natürlich um sie zu schützen, aber auch um so manche Verfehlung mit viel Geschick unbürokratisch und ohne größere Folgen aus der Welt zu schaffen. 

Mit diesem Engagement hat er die Herzen der Menschen in St.Denis für sich nachhaltig gewinnen können, sie vertrauen ihm, er ist ein tragender Teil ihrer Gemeinschaft geworden. Auch als "Single" zeigt sein Charme immer wieder Wirkung bei der "holden Weiblichkeit" des Ortes. Die Damen, ob jung oder bereits gereift, signalisieren durchaus Interesse an dem gestandenen Polizisten, der in seinen jüngeren Jahren sich die Hörner in der Fremdenlegion abgestoßen hat, bevor er in St. Denis zum "chef de police" avancierte. 

Hier im Périgord im kulinarischen Herzen Frankreichs mit seinen liebenswerten Menschen hat er seine berufliche Erfüllung gefunden. Als Polizist ist er gleichsam Respektsperson, ebenso auch Freund, der sich um die vielfältigen Belange in der Gemeinde mit ganzem Herzen und nimmermüden Engagement kümmert. So hat er sich auch dem neuesten Projekt in Sachen Öffentlichkeits-Arbeit von St. Denis verschrieben, einer Oldtimer-Rallye, die den Ort überregional bekannt machen soll, um neue Besucher anzulocken. 

Unter den Teilnehmern der Rallye befinden sich zwei junge Sammler, deren Interesse weit über die Freude am Rallye-Sport hinausgeht. Sie sind auf der Suche nach dem legendären Bugatti Type 57 SC Atlantic, einem der schönsten und teuersten Sammlerobjekte der Automobil-Geschichte. Insgesamt wurden nur vier Modelle davon gebaut, wobei bei dreien der Verbleib bekannt ist. 37 Millionen Dollar wurde zuletzt von einem kalifornischen Museum bezahlt, als sich die Möglichkeit ergab dieses Ausnahme-Exemplar von Bugatti zu erwerben. Ein zweiter Bugatti Atlantic hat der Designer und Modemacher Ralph Lauren ersteigert, das dritte Fahrzeug wurde bei einer Kollision mit einem Zug komplett vernichtet und der vierte Wagen verschwand spurlos, als die Franzosen unmittelbar vor der deutschen Besatzung die Maschinen und den Fuhrpark von Bugatti aus dem Elsass nach Bordeaux auslagerten. 

Der Legende nach soll diese automobile Pretiose auf dem Weg durch das Périgord auf einem Schloss in der Nähe von St. Denis das letzte Mal gesichtet worden sein. Da ist es doch kein Zufall, dass zwei bekannte Händler und Sammler von Oldtimer bei der Rallye in St. Denis auftauchen? Und was hat dies mit dem plötzlichen Tod eines ortsansässigen Historikers zu tun, der sich bestens mit der regionalen Geschichte während der Kriegszeit des Zweiten Weltkriegs auskennt?

Diese Fragen und viele weitere beantwortet "Der neunte Fall für Bruno". Auch jetzt ist es Martin Walker wieder bestens gelungen, Authentisches mit Spannendem zu mixen. Authentisch sind die Beschreibungen der malerischen Landschaft im Périgord, seiner Menschen, und wie kann es bei Walker anders sein, die ausschweifenden Erläuterungen des großartigen, reichhaltigen Angebots der kulinarischen Möglichkeiten hier im Garten Eden Frankreichs. Spannend wie immer ist es auch Monsieur Bruno, Chef de Police bei seiner kriminalistischen Arbeit über die Schulter zu sehen, um immer wieder die Verderbtheit dieser Menschen zu erleben, die aus lauter Gier vor nichts zurückschrecken. 

Da wundert es auch nicht, dass selbst der Geheimdienst und die europäische Polizeibehörde an der Aufklärung beteiligt sind, werden doch Geldwäsche, terroristische Aktivitäten und Betrug größten Ausmaßes vermutet. Wie immer behält Bruno den Überblick, wie immer ist es auch nicht nur sein geliebter Basset, der mit ihm allein die Abende verbringt. Dafür sind wir in Frankreich, im Périgord, dort wo das positive Lebensgefühl noch allererste Priorität genießt. Martin Walker hat es verinnerlicht und er geizt nicht damit, es durch seine Krimis den Lesern zu vermitteln. 

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

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Rezension: Peter J. König- Eskapaden Der achte Fall für Bruno Chef de police -Martin Walker-Diogenes

Martin Walker, der Autor der mittlerweile ach so berühmten Krimi-Kultserie, dessen Protagonist Bruno der Chef de Police in der Gemeinde Saint Denis im Périgord ist, hat in seinem achten Fall ein besonders heißes Eisen angefasst, steht doch im Mittelpunkt der Geschehnisse die Familie eines französischen Nationalhelden, einem Fliegerass aus dem Zweiten Weltkrieg, der in einer gemeinsamen russisch-französischen Kampfstaffel seine glorreichen Meriten verdient hat. Als Kampfflieger hat er zusammen mit russischen Kameraden sehr erfolgreich gegen die deutschen Invasoren gekämpft, was ihm die höchste Anerkennung der obersten Sowjet-Führer als auch der französischen Präsidenten eingebracht hat. 

Als der betagte Held zu seiner Geburtstagsfeier auf sein Schloss unweit von Saint Denis die Haute Vollée aus der Region und aus Paris eingeladen hat, ist es Bruno vergönnt, endlich den Held seiner Jugend kennenzulernen, da er als Freund und Begleiter einer adeligen Dame an diesem spektakulären Fest teilnehmen darf. Schon als kleiner Junge hat er Marco Desaix verehrt, als dieser als erster französischer Pilot die Schallmauer durchbrach. 

Nun konnte er seinem Idol gegenübertreten und voll Respekt von Angesicht zu Angesicht seine Glückwünsche übermitteln. Neben den illustren Gästen waren es besonders die weitverzweigten Familienangehörigen des Patriarchen die den Chef de Police neugierig machten und natürlich die ausgesuchten Leckereien des Périgord, die reichlich ihre Abnehmer fanden. Dazu wurden spezielle Weine aus dem eigenen Weingut gereicht, deren Weinberge unweit des Schlosses für herausragende Tropfen bekannt waren. 

Das Familienweingut stand unter der Leitung von einem der Söhne des Kriegshelden, seine Frau Madelaine, eine kühle Schönheit,  unternahm währenddessen alle Anstrengungen, um als Repräsentantin der Region Périgord in die französische Nationalversammlung gewählt zu werden. Bevor eine Fliegerstaffel zu Ehren des Jubilars über das Anwesen des hochdekorierten Helds hinwegdonnerte, war Bruno eine Begebenheit aufgefallen, die er zwar merkwürdig fand, ihr jedoch keine größere Bedeutung beimaß. 

Ein Gast hatte sich der schönen Enkelin des Patriarchen genähert, um auf eine sehr ruppige Art auf zu einzuwirken und sie dabei fast umstieß. Schnell hatte das Personal den Störenfried abgeführt, schien es doch so, als habe er zu viel getrunken. Beim Anblick der tieffliegenden Kampfjäger war der Vorfall rasch wieder vergessen und die Flugeinlagen hatten die Gesellschaft komplett erneut in den Bann gezogen. Zu diesem Zeitpunkt konnte Bruno noch nicht ahnen, dass er bald mehr als nur Gast auf dem Schloss des Fliegerasses sein würde, sondern dass er schon am nächsten Morgen in amtlicher Mission die gesamte Familiengeschichte mit all ihren Intrigen und Abgründen durchleuchten würde, nachdem man den vermeintlichen Trunkenbold erstickt an eigenem Erbrochenem in einem Nebengebäude des Schlosses aufgefunden hatte. 

Eskapaden, Brunos achter Fall führt die Leser in die Welt der Geheimdienste und der diplomatischen Verwicklungen während des Zweiten Weltkrieges und damit zu den Beziehungen zwischen Frankreich und der Sowjet-Union, als sie noch als Verbündete gegen das Nazi-Regime kämpften. Zwangsläufig haben sich daraus sehr persönliche Freundschaften entwickelt, die auch während des Kalten Krieges von Bestand waren und sich dadurch so manche geheime Information beschaffen ließen. Aber die französischen Flieger haben nicht nur gemeinsam gekämpft mit Russland, so manche Liaison mit den ausgesucht hübschen russischen Frauen haben Früchte getragen, die weitverzweigte Familienbande entstehen ließen und deren Hintergründe kaum zu durchschauen waren. 

Für Bruno ist dies alles eine unbekannte Welt, die Zusammenhänge mit dem Toten in der Scheune muss er erst mühsam aufdröseln. Welche Besonderheiten innerhalb der Familie gepflegt werden, ist für ihn zunächst auch ein Rätsel, schnell jedoch weiß er damit umzugehen. Martin Walker hat es auch im neuesten Bruno bestens verstanden die liebenswerten Eigenheiten des Périgord sehr nahe bringend zu schildern, Land und Leute und besonders die kulinarische Seite schmackhaft zu machen.

Als Melange mit der Kriminalgeschichte zeigt Walker erneut, wie kurzweilig und spannend er zu schreiben weiß. Für Neueinsteiger ist Brunos achter Fall eine interessante Begegnung mit der französischen Provinz im Périgord, für alte Hasen eine Rückkehr auf lieb-gewonnenes Terrain.

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

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Rezension: Peter J. König - Das Schloss in der Normandie - Ein Fall für Jacques- Ricou - #Ulrich_Wickert Hoffmann und Campe

#Ulrich_Wickert, der ehemalige Tagesthemen-Moderator ist nicht nur immer noch einer der bekanntesten Journalisten in unserem Land, als Autor zeitkritischer Sachbücher, aber auch als geschätzter Kriminal-Schriftsteller hat er sich mittlerweile einen großen Namen gemacht. Dabei ist es naheliegend, dass Ulrich Wickert die Plätze für seine Kriminal-Geschichten aussucht, die ihm zutiefst am Herzen liegen. Bekanntlich ist der studierte Jurist und Sohn eines Diplomaten durch und durch frankophil, seine Liebe zu Frankreich ist ein bestimmender Teil seines Lebens, ob als früherer Leiter des ARD-Studios in Paris, oder seit Jahrzehnten als Resident in seiner Zweit-Heimat in der Nähe von Vence auf der Anhöhe oberhalb zwischen Nizza und Cannes.

Hier auch schreibt er seine Krimis, inspiriert von dem französischen Lebensgefühl, aber auch von den politischen und gesellschaftlichen Ereignissen die die "Grande Nation" bewegen und erschüttern. Als Nachrichten-Mann hatte Wickert schon immer ein besonders feines Gespür für die Ereignisse hinter den Kulissen, was ihm natürlich bei der Entwicklung einer guten Story bestens entgegen kommt. Wickerts Kriminal-Geschichten sind um die Figur des Untersuchungsrichters Jacques Ricou gewoben.

"Das Schloss in der Normandie" ist bereits sein sechster Fall. Ricou, der einst aus Nizza kommend, Karriere in Paris machen wollte, hat sich hier aber alsbald als überaus schwierig und unbeugsam rechtstreu erwiesen, was den juristischen Eliten in der Regierung, in den einschlägigen Ministerien und in der Justiz-Verwaltung nicht immer schmeckt. Dass Ricou diese Einstellung nicht nur Freunde macht, liegt auf der Hand. Sowohl im kriminellen Milieu, als manchmal auch auf der Seite der "Guten" hätte man ich schon lange gern scheitern gesehen. 

Aber Angst kennt der Pariser Untersuchungsrichter eigentlich nicht, nicht vor der Obrigkeit, nicht vor der "haute vollée" und auch nicht vor den gewieften Tricksereien von Anwälten mit großen Namen, wenn es wie hier um deren Millionen-schwere Mandanten geht, wie z.B. dem Sohn eines zentralafrikanischen Despoten, der seine Millionen mit allerlei Schweinereien in der Schwerst-Kriminalität weltweit zusammenrafft, und dabei beste Beziehungen zur Unterwelt pflegt. Menschenhandel, Prostitution, Geldwäsche, Erpressung, Schmiergeld im großen Stil, ja gelegentlich ein Mord, alles ist drin. 

Und natürlich spielt sich alles im besten Ambiente ab, das Paris, ja ganz Frankreich zu bieten hat. Luxus kennt hier keine Grenzen, Geld scheint alles möglich zu machen. Da hat es ein kleiner Untersuchungsrichter im Dickicht des politischen Geflechts nicht leicht, wenn Millionen aus afrikanischen Despoten-Säckeln in die Wahlkampf-Kassen von französischen Präsidentschafts-Kandidaten wandern. 

Ulrich Wickert versteht es wunderbar aus einer solchen Melange einen spannenden Krimi zu machen, und wer sich näher mit den einzelnen Details befasst, wird feststellen, dass er dabei nicht nur Detail-getreu durch Paris und die nördliche Normandie geführt wird, er hat auch die Chance etwas über interessante Plätze und Lokalitäten in der französischen Hauptstadt zu erfahren, die zu besuchen ein ganz besonderer Reiz sind. Hier kommt dem Autor seine profunde Kenntnis zugute, zumal Wickert weiß, wo man es sich in Paris bestens gehen lassen kann. All dieses macht den Kriminalroman authentisch, frisch und lebensnah, für die zusätzliche Spannung sorgt der Autor mit seiner direkten, kompromisslosen Sprache, die einen solchen gelungenen Kriminalroman ausmacht. 

Sehr empfehlenswert 

Peter J. König

Das Buch ist im Fachhandel erhältlich
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Rezension: #Der_Mittagstisch –#Ingrid_Noll - Diogenes

Die Krimiautorin Ingrid Noll wird Ende September 80 Jahre alt. Geboren wurde sie am 29.9. 1935 in Shanghai und studierte in Bonn Germanistik sowie Kunstgeschichte. 

All ihre Krimis wurden zu Bestsellern und das liegt wohl daran, dass sie eine besondere Begabung besitzt, die Realität mit viel Sarkasmus zu überzeichnen. 

Ihre Realität ist von schonungslosem Egoismus geprägt, der selbst vor Mord nicht zurück schreckt, aber bei aller Abgebrühtheit und sporadischer Kaltblütigkeit ihre Protagonisten als Opfer widriger Umstände darzustellen weiß, so auch in ihrem jüngsten Krimi. 

Nelly, eine Frau Mitte 30,  hat zwei Kinder, die sie allein erziehend ernähren muss, denn der Vater, ein ehemaliger GI und späterer Drogen-Dealer ist aus dem Leben der Studienabrecherin verschwunden. Ohne abgeschlossene Berufsausbildung sucht die Tochter aus nicht unbetuchtem Hause eine Möglichkeit, um ihre Familie über Wasser zu halten, weil sie zu stolz ist,  ihre verwitwete, reiselustige  Mutter um Hilfe zu bitten. 

Nelly erbt das Haus ihrer Großmutter an der Bergstraße und eröffnet dort ein illegales Restaurant. Zum Mittagstisch finden sich alsbald einige Gäste ein, die eine Art illustre Familie bilden, in der, wie in solchen Familien üblich,  schräge Spielchen mit nicht immer erfreulichem Ausgang stattfinden… 

Interessant sind die einzelnen Charakterbilder ihrer Romanfiguren. Es sind Helden des Alltags, die sich ihre eigene Moral zurechtgezimmert haben, um das tägliche Leben zu meistern, weil Bilderbuchbürgerlichkeit sich heutzutage offenbar nur noch schwer umsetzen lässt oder ist es am Ende das, was sich hinter der bilderbuchbürgerlichen Fassade zumeist verbirgt?

Empfehlenswert.

Helga König

Bitte klicken Sie auf den Link, dann gelangen Sie zum Diogenes-Verlag und können das Buch bestellen. Sie können es aber auch direkt beim Buchhändler um die Ecke ordern.http://diogenes.ch/leser/katalog/nach_autoren/a-z/n/9783257069549/buch

Rezension Peter J. König: Provokateure- Der siebte Fall für Bruno Chef de police- Martin Walker- Diogenes

Der eingeschworenen Fan-Gemeinde von Martin Walkers Bruno- Krimis kann man nicht zuvorkommen, denn schon längst haben sie sich in seinen 7. Fall vertieft. Betrachtet man die riesige Anhänger-Schar, die die Krimi-Reihe aus dem Diogenes Verlag jedes Mal aufs Neue mit großer Begeisterung und voll Spannung verschlingt, in Deutschland wurden allein 1,3 Millionen Exemplare verkauft, dazu noch Übersetzungen in 10 weitere Sprachen, so stellt sich doch unweigerlich die Frage: Wo liegt das Geheimnis dieses Riesen-Erfolgs des 1947 in Schottland geborenen Autors Martin Walker? Der Schriftsteller hat einst als Historiker und politischer Journalist gearbeitet, bevor er die Figur des Bruno ersann, dem Chef de Police in St.Denis im Périgord in Südwest-Frankreich.

Dass dies kein Zufall war, liegt auch in der Tatsache begründet, dass Martin Walker vor Jahrzehnten seine Liebe für diese pittoreske Landschaft mit seinem großen kulturellen Erbe und seinen wunderbaren Menschen entdeckt hat, wobei die Küche und die Weinkeller der Region bestimmt keine unwesentliche Rolle gespielt haben. Längst hat er hier ein zweites Zuhause gefunden, und hier bezieht er auch seine Inspirationen. Er beobachtet Land und Leute, genießt die kulinarischen Freuden, die in seinen Romanen einen hohen Stellenwert besitzen und bindet alles zusammen mit dem aktuellen Zeitgeschehen in Frankreich, und darüber hinaus. Natürlich muss das Böse, das Brutale, das Abgründige eine wesentliche Rolle spielen, denn immerhin handelt es sich doch letztendlich um einen Kriminalroman, und zwar um einen höchst spannenden. Wie auch sollte sein Held Bruno, der Chef de police seine heroischen Taten vollbringen können, wenn ihm nicht immer wieder jede Form des Kriminellen gegenüber stehen würde, das er versucht zur Strecke zu bringen.

Allen Nichteingeweihten soll an dieser Stelle nur so viel verraten werden: Bei dem hier vorliegenden siebten Fall mit dem Titel  "Provokateure" hat Bruno mit gemeinen Verbrechen von Islamisten zu tun, die junge französische Muslime für ihre terroristischen Zwecke in Afghanistan missbrauchen, um sie dort unter Zwang als Attentäter einzusetzen. Nachdem der Chef de police von einem guten Freund aus gemeinsamer Armeezeit aus einem französischen Stützpunkt in Afghanistan angerufen wurde, weil ein völlig verstörter junger Muslime mit französischer Staatsangehörigkeit behauptet, er sei bei seinem Onkel in St.Denis aufgewachsen, wird Bruno aktiv.

Es folgt eine Auseinandersetzung zwischen der französischen Staatsmacht und brutalen, militanten islamistischen Terroristen, bei der Bruno des Öfteren in Lebensgefahr schwebt. Aber Martin Walker wäre nicht der geistige Vater von Bruno, wenn er diesem nicht auch die Annehmlichkeiten des Lebens gönnen würde. Neben dem exzellenten Essen und den wunderbaren Weinen, beides zeichnet ja das Périgord aus, ist es die Liebe und die Zuneigung zu seinen Mitbürgern in St. Denis, die ihn dort sich so wohlfühlen läßt, zumal er auch alles uneingeschränkt zurück erhält. Dass speziell das weibliche Geschlecht immer wieder ein besonderes Faible für Bruno entwickelt, stört den Ablauf des Kriminalromans keineswegs, ganz im Gegenteil, schließlich sind wir ja in Südfrankreich.

"Provokateure", Martin Walkers siebter Bruno-Krimi ist so spannend und mitreißend wie seine sechs Romane zuvor. Wer nun glaubt, mit jedem weiteren Roman der Reihe müsste doch mal die Ermüdung einsetzen, sieht sich getäuscht. Einmal wieder ist großes Mitfiebern und Nervenkitzel angesagt, was die Handlung anbetrifft. Genüsse jeglicher Art werden durchaus anregend und mitfühlend aufgenommen, sodass die Melange erneut stimmt. Abschließend nur so viel, Millionen von Bruno-Freunden können einfach nicht irren.

Sehr empfehlenswert

Peter J. König

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Rezension: Todesbotschafter- Thriller- Cassandra Negra

Erneut hat die promovierte Politik- und Sozialwissenschaftlerin, die in Zürich in der Schweiz zu Hause ist,  unter ihrem Künstlernamen Cassandra Negra einen bemerkenswerten Thriller zu Papier gebracht. Zuletzt hatte sie mit ihrem Werk "Die Lust des Bösen" die Krimifreunde überrascht, denn selten hat ein Thriller dem Leser so vorgeführt, wie eindringlich und wie äußerst drastisch das Verbrechen geschildert werden kann, so dass man das Gefühl bekam, unmittelbar involviert zu sein.

In ihrem aktuellen Krimi "Todes-Botschafter" erleben wir nicht minder all die besonderen Eigenschaften des Schreibens, die Cassandra Negra so meisterlich beherrscht. Dazu gehört natürlich ein nie abfallender Spannungsbogen, der zunächst eine spektakuläre Story voraussetzt. Hier orientiert sich die Autorin an aktuelle Geschehnisse der Zeitgeschichte, an spektakulären Verbrechen, die extreme Ausmaße angenommen haben und immer die ganze Gesellschaft zutiefst berührt oder sie unmittelbar trifft. 

Verankert ist der gesamte Kriminalroman bei der Profilerin Lea Lands, die in ihrem zweiten Fall sich mit nichts Geringerem befassen muss, als mit einem Selbstmordattentäter, der eine Bombe just zu dem Zeitpunkt im Kabinettssaal zündet, als die Bundeskanzlerin zur wöchentlichen Kabinettssitzung aufruft. Dass ein solches Verbrechen einen langen Vorlauf, aber auch mit ganz besonders perfiden Strategien von abartig und bösartigen, hochintelligenten Menschen zu tun haben muss, leuchtet sofort ein. 

Selbstverständlich spielen dabei die politischen Ereignisse und die Auseinandersetzungen mit der muslimischen Welt eine Schlüsselrolle. Dass seit den Ereignissen von "nine-eleven" in den USA auch die Bundesrepublik im Fokus von islamistischen Attentätern mehrmals gestanden hat, bisher allerdings mit keinem mörderischen Ausgang wie in anderen westlichen Staaten, dies war für die Autorin jedoch Anlass genug, ein solches Szenario zu entwerfen. Dabei scheint es typisch für die Thriller von Cassandra Negra zu sein, wir erleben es hier zum zweiten Mal, wie schonungslos sie die Details der Verbrechen beschreibt. 

Rücksicht auf das zarte Gemüt irgendwelcher Leser wird da nicht genommen, ganz im Gegenteil. Aber ebenso detailliert und akribisch werden die Charaktere und die Handlungsweisen ihrer Protagonisten durchleuchtet. Besonders ist es immer wieder die Psyche all dieser Personen, denen sich die Autorin ausgiebig widmet. Scheinen zunächst erwähnte Detailbeschreibungen, die von einer großen Ortskenntnis zeugen, mit der Story wenig oder gar nichts zu tun zu haben, so entwickelt sich mit dem Fortschreiten der Ereignisse ein feinmaschiges Netz, das immer deutlicher macht, welche ungeheureren Verbrechen sich anzubahnen drohen. Dies ist wahrlich hohe Krimi-Kunst. Dabei wird die Spannung immer erlebbar, der Leser wird ganz eng durch die Seiten geführt, ein gedankliches Abschweifen findet einfach nicht statt.

Er will unbedingt wissen, welche Abgefeimtheiten die Täter sich immer und immer wieder einfallen lassen und wie Lea Lands diese kontert. Dabei zeigt sich die Profilerin alles andere als ein Kriminalroboter. Auch hier hat sich Cassandra Negra von dem üblichen Krimi-Genre entscheidend entfernt. Der Leser steht einer außergewöhnlichen jungen Frau gegenüber, hoch intelligent und bestens für ihren Job ausgebildet, aber auch mit gelegentlichen Selbstzweifeln, psychischen Verunsicherungen und dabei jedoch dem Leben gegenüber stets gefühlsoffen.

Auf die Frage, warum dieser zweite Thriller von Cassandra Negra "Todes-Botschafter" so lesenswert ist, darauf wurde zuvor in den unterschiedlichsten Details hingewiesen. Entscheidend aber ist, dass sich die Story immer auf höchstem Niveau bewegt, die Erzählweise ihre eigene Eindringlichkeit besitzt, die Autorin unmittelbar am Puls der Zeit schreibt, dabei die Dinge beim Namen nennt, soll heißen, wenn es um Sex geht, wird auch Sex beschrieben und, dies ist der eigentliche Kern dieses Buches, der Leser immer bestens unterhalten wird. 

Sehr empfehlenswert.


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Rezension Peter J. König: TÖDLICHER STEILHANG- Kriminalroman-Paul Grote

Der Autor Paul Grote ist kein Neuling auf dem Gebiet des Kriminalromans. Nicht nur, dass er im dtv-Verlag bereits sieben sehr erfolgreiche Krimis veröffentlicht hat, nein es ist die Art und Weise die begeistert, wie er diese spannende Lektüre jeweils aufbaut. Kriminalromane sind schon immer die wohl am meisten gelesenen Bücher weltweit. Dabei ist es das ausgesprochene Spannungspotential, das den Leser auf die Reise durch die Welt des Verbrechens, der Abartigkeiten und der menschlichen Niedertracht führt. Diesen Themenreigen bedienen sie alle von jeher, diese Romane, die dem Liebhaber von solcher Lektüre den gewünschten „thrill“ geben, der ihn immer wieder in den Bann zieht. Deshalb ist es müssig, viele Worte über die Tatsache zu verlieren, dass Paul Grotes Werk „Tödlicher Steilhang“ natürlich äußerst spannungsgeladen ist, er ist ein Meister in diesem Fach. Darüber hinaus hat der Autor sich zum Ziel gesetzt, seine Handlung in dem Milieu zu platzieren, das ihn schon seit vielen Jahren fasziniert. 

Wie in seinen früheren Kriminalromanen ist auch diesmal ein spezielles Weinanbaugebiet in Europa der Ort, wo sich die Verbrechen abspielen, wo hinter der Idylle der Landschaft sich die großen und kleinen Abgründe menschlichen Seins auftun. Für den Kenner Grote “scher Literatur ist es nach dem Titel auch keine große Sache mehr, zumal wenn er sich mit Wein auskennt, zu bestimmen, wohin uns der Autor dieses Mal führt. Es sind die Steilhanglagen an der Mosel, bestens geeignet die Basis allen Übels herzugeben. Doch nicht nur der harte Existenzkampf und die Konkurrenz untereinander geben Anlass zu mancherlei Querelen der Winzer und ihrer Familien. 

Ein Mammutprojekt, die Moselhochbrücke an der Mittelmosel, ein seit Jahren umstrittenes Bauprojekt des europäischen Straßenbaus droht weltberühmte Weinlagen zu zerstören und deren Eigentümer Jahrhunderte alter Besitz fortzureißen. Das beschwört den erbitterten Widerstand der betroffenen Anwohner heraus, schließlich erhofft man sich, als Weltkulturerbe eingestuft zu werden. Dies ist die Situation, die Georg Hellberger, Geschäftsführer eines Sicherheitsunternehmens in Hannover vorfindet, als er der Einladung eines Winzers in sein Weingut an der Mosel folgt. Kaum dort angekommen, verlässt sein Gastgeber überstürzt seinen Betrieb in Richtung südliche Toskana, in seinem italienischen Weingut haben erhebliche Manipulationen mit den geernteten Trauben stattgefunden.

Hellberger selbst in Schwierigkeiten mit seiner Firma, glaubt in der Beschaulichkeit der Mosellandschaft die nötige Ruhe und den Abstand zu finden, der ihn wieder ins Gleichgewicht bringen soll. Doch schon am nächsten Tag wird die Leiche eines Winzers am Moselufer angespült. Als Unfall eingestuft, beginnt die Gerüchteküche unter den Einheimischen zu brodeln. Hellberger bleibt davon nicht verschont, zu lange hat er in seinem Beruf investigativ gearbeitet, um seine Neugierde zu zügeln. So dauert es nicht lange und er steckt mitten drin in der Angelegenheit, die an sich nicht seine eigene ist. 

Wer „Tödlicher Steilhang“ sich genussvoll zu Gemüte führt, wird wie immer von Paul Grote mit einem starken Krimi belohnt, er hat auch wie in allen Büchern dieses Autors die wunderbare Gelegenheit, die besonderen Vorzüge der jeweiligen Landschaften, ihrer Menschen und vor allen Dingen ihrer Weine kennen zu lernen. Doch dieses Mal ist Grote noch einen Schritt weiter gegangen. Eingebunden in die Handlung, entwickelt sich der Leser zu einem profunden Weinkenner, zumindest lernt er alle wesentlichen Schritte des Weinmachens an der Mosel kennen, wobei diese Schritte ziemlich gefährlich sein können, solange man sich in den einmaligen Riesling- Steillagen bewegt. 

Sehr empfehlenswert

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