Rezension: Todesbotschafter- Thriller- Cassandra Negra

Erneut hat die promovierte Politik- und Sozialwissenschaftlerin, die in Zürich in der Schweiz zu Hause ist,  unter ihrem Künstlernamen Cassandra Negra einen bemerkenswerten Thriller zu Papier gebracht. Zuletzt hatte sie mit ihrem Werk "Die Lust des Bösen" die Krimifreunde überrascht, denn selten hat ein Thriller dem Leser so vorgeführt, wie eindringlich und wie äußerst drastisch das Verbrechen geschildert werden kann, so dass man das Gefühl bekam, unmittelbar involviert zu sein.

In ihrem aktuellen Krimi "Todes-Botschafter" erleben wir nicht minder all die besonderen Eigenschaften des Schreibens, die Cassandra Negra so meisterlich beherrscht. Dazu gehört natürlich ein nie abfallender Spannungsbogen, der zunächst eine spektakuläre Story voraussetzt. Hier orientiert sich die Autorin an aktuelle Geschehnisse der Zeitgeschichte, an spektakulären Verbrechen, die extreme Ausmaße angenommen haben und immer die ganze Gesellschaft zutiefst berührt oder sie unmittelbar trifft. 

Verankert ist der gesamte Kriminalroman bei der Profilerin Lea Lands, die in ihrem zweiten Fall sich mit nichts Geringerem befassen muss, als mit einem Selbstmordattentäter, der eine Bombe just zu dem Zeitpunkt im Kabinettssaal zündet, als die Bundeskanzlerin zur wöchentlichen Kabinettssitzung aufruft. Dass ein solches Verbrechen einen langen Vorlauf, aber auch mit ganz besonders perfiden Strategien von abartig und bösartigen, hochintelligenten Menschen zu tun haben muss, leuchtet sofort ein. 

Selbstverständlich spielen dabei die politischen Ereignisse und die Auseinandersetzungen mit der muslimischen Welt eine Schlüsselrolle. Dass seit den Ereignissen von "nine-eleven" in den USA auch die Bundesrepublik im Fokus von islamistischen Attentätern mehrmals gestanden hat, bisher allerdings mit keinem mörderischen Ausgang wie in anderen westlichen Staaten, dies war für die Autorin jedoch Anlass genug, ein solches Szenario zu entwerfen. Dabei scheint es typisch für die Thriller von Cassandra Negra zu sein, wir erleben es hier zum zweiten Mal, wie schonungslos sie die Details der Verbrechen beschreibt. 

Rücksicht auf das zarte Gemüt irgendwelcher Leser wird da nicht genommen, ganz im Gegenteil. Aber ebenso detailliert und akribisch werden die Charaktere und die Handlungsweisen ihrer Protagonisten durchleuchtet. Besonders ist es immer wieder die Psyche all dieser Personen, denen sich die Autorin ausgiebig widmet. Scheinen zunächst erwähnte Detailbeschreibungen, die von einer großen Ortskenntnis zeugen, mit der Story wenig oder gar nichts zu tun zu haben, so entwickelt sich mit dem Fortschreiten der Ereignisse ein feinmaschiges Netz, das immer deutlicher macht, welche ungeheureren Verbrechen sich anzubahnen drohen. Dies ist wahrlich hohe Krimi-Kunst. Dabei wird die Spannung immer erlebbar, der Leser wird ganz eng durch die Seiten geführt, ein gedankliches Abschweifen findet einfach nicht statt.

Er will unbedingt wissen, welche Abgefeimtheiten die Täter sich immer und immer wieder einfallen lassen und wie Lea Lands diese kontert. Dabei zeigt sich die Profilerin alles andere als ein Kriminalroboter. Auch hier hat sich Cassandra Negra von dem üblichen Krimi-Genre entscheidend entfernt. Der Leser steht einer außergewöhnlichen jungen Frau gegenüber, hoch intelligent und bestens für ihren Job ausgebildet, aber auch mit gelegentlichen Selbstzweifeln, psychischen Verunsicherungen und dabei jedoch dem Leben gegenüber stets gefühlsoffen.

Auf die Frage, warum dieser zweite Thriller von Cassandra Negra "Todes-Botschafter" so lesenswert ist, darauf wurde zuvor in den unterschiedlichsten Details hingewiesen. Entscheidend aber ist, dass sich die Story immer auf höchstem Niveau bewegt, die Erzählweise ihre eigene Eindringlichkeit besitzt, die Autorin unmittelbar am Puls der Zeit schreibt, dabei die Dinge beim Namen nennt, soll heißen, wenn es um Sex geht, wird auch Sex beschrieben und, dies ist der eigentliche Kern dieses Buches, der Leser immer bestens unterhalten wird. 

Sehr empfehlenswert.


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