Rezension Peter J. König: Der hässliche Zwilling: Ein Münsterland-Krimi (Broschiert)

Mit ihrem zweiten Kriminalroman "Der hässliche Zwilling" hat die Autorin Tuna von Blumenstein ein weiteres spannendes Buch aus dem Genre "Krimi aus der Region" vorgelegt.

Wie man allerorten feststellen kann, erfreuen sich diese Kriminalgeschichten mit regional-festem Bezug immer größerer Beliebtheit hierzulande. Nicht nur die Auflagenzahlen zeigen, dass den neugierigen Leser heute mehr interessiert als nur perfide Mordgeschichten, irgendwo angesiedelt zwischen Venedig, London oder New York. Es ist die räumliche Nähe, die vermeintliche Idylle des regionalen Umfeldes, die die Fantasie des Krimilesers reizt.

Hier kennt er sich aus und hier erlebt er die Normalität. Doch hier geschehen plötzlich abgrundtief böse Dinge, die man so hier nie erwartet hätte, hier doch nicht.

Die beiden Zwillingsschwestern Vera und Gerda leben zusammen mit Gerdas Ehemann zurückgezogen in der ländlichen Beschaulichkeit des westlichen Münsterlandes. Jedoch der Reiz der friedlichen Landschaft hat seinen Charme verloren, als Gerdas Tochter Simone nach einem mysteriösen Ereignis ins Koma gefallen ist und sie lebenslang auf fremde Betreuung angewiesen sein wird. An diesem schweren Schicksal droht Gerda zu zerbrechen.

Nur die Fürsorglichkeit ihrer Zwillingsschwester gibt ihr noch den notwendigen Halt, derweil ihr Mann wie eh und je seinen geschäftlichen Aktivitäten verfallen ist.

Nach außen eine fürsorgliche Familie, so tun sich doch hinter der gehobenen bürgerlichen Fassade tiefe Risse auf, zumal das Anwesen, das dieses emotional so unterschiedliche Trio ihr Zuhause nennt, aus dem ländlichen Familienbesitz der Zwillingsschwestern stammt.

Die weite Landschaft des Münsterlandes ist von ergiebigen Schneefällen bedeckt, als in Sichtweite des Hofes an der nahen Landstraße ein Auto mit einer Panne liegengeblieben ist. Durchaus normal bei diesen Witterungsbedingungen und Straßenverhältnissen, aber von diesem Ereignis an ist nichts mehr normal....

Tuna von Blumenstein versteht es gekonnt, Land und Leute mit den Geschehnissen zu verbinden. Ihre Charaktere sind ausgeprägt, jedoch nicht so abgehoben, als dass man als Leser nicht sehr schnell Parallelen im eigenen Umfeld zu erkennen vermag. Die erzählte Emotionalität ist nicht aufgesetzt, man kann sich durchaus eine Begegnung mit den Protagonisten vorstellen, ob sie allerdings wünschenswert ist, liegt im Auge des Betrachters.

Die Autorin spricht eine moderne Sprache, die jedoch von dem Liebhaber eines guten Krimis jeden Alters gerne gelesen wird. Auch besitzt sie die Fähigkeit sehr realitätsnah menschliche Abgründe in geheimnisvolle Verwicklungen einzubauen, bekanntlich der Stoff, aus dem die Spannung kommt.

Alles in allem ein Krimi auf anspruchsvollem Niveau, der dazu beiträgt, dass eine neue Leserschaft dem Verbrechen im Münsterland auf der Spur bleiben wird, denn Tuna von Blumenstein wird auch weiterhin dafür sorgen zu erzählen, was sich hinter der reizvollen Fassade einer intakten Landschaft zu verbergen sucht.

Empfehlenswert.

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