Rezension: Der Besuch der alten Dame (DVD)

Die Multimillionärin Claire Zachanassian (Christiane Hörbiger) besucht nach 40 Jahren ihren Heimatort, die Kleinstadt Gülle. In den USA wurde sie steinreich. In Gülle war sie einst ein unbegütertes Mädchen, dem man übel mitspielte.

Vor Ort geht der Pleitegeier um, weil der größte Arbeitgeber und Steuerzahler in Gülle seinen Betrieb geschlossen hat. Der Bürgermeister erhofft sich eine kräftige Finanzspritze seitens Claire. Um diese zur Spendenfreudigkeit zu bewegen, bittet er und der Gemeinderat den Autohausbesitzer Allfred Ill (Michael Mendl), -den ehemaligen Verlobten von Claire-, auf diese einzureden. Zunächst windet sich Ill, sagt dann aber schließlich doch zu.

Im Vieraugengespräch mit ihr erfährt der Ex-Verlobte die Konditionen für die finanzielle Zuwendung. Claire lässt ihn nicht im Ungewissen, dass sie der Stadt zwei Milliarden Franken zahlt, wenn er sterben wird. Diese Bedingung wiederholt sie im Stadtrat und erklärt, dass das Geld anteilig pro Kopf an jeden Mitbürger ausgezahlt werden soll. Anfänglich sind die Bürger empört über das unmoralische Angebot. Doch die Gier beginnt schnell zu wachsen. Man plant bereits gedanklich mit dem Geld. Als deutlich wird, dass Ill seine einstige Verlobte 40 Jahre zuvor verraten und im Stich gelassen hat, haben die Bürger einen Exkulpationsgrund für ihre unmoralischen Erwägungen, die in Wahrheit einzig auf Habsucht beruhen. Ill hatte mit seiner schwangeren Verlobten damals einen Verkehrsunfall, bei dem diese schwer verletzt wurde und als Spätfolge ihr Kind verlor.

Als klar wurde, dass Claire ein Invalide bleiben würde, stritt Ill die Vaterschaft ab und sagte gemeinsam mit zwei Freunden aus, dass Claire mit allen drei Männern Sex hatte. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Gentest gab, musste Ill für das Kind nicht aufkommen. Claire war nun als Flittchen verschrien und verließ die Kleinstadt, um in den USA ihr Glück zu versuchen. Nach einer Fehlgeburt heiratete sie in den USA einen steinreichen alten Mann, dessen Vermögen sie erbte. Trotz des materiellen Erfolges konnte sie Ill nicht vergeben, zumal sie ahnt, dass er der Verursacher des damaligen Verkehrsunfalls war, für den man sie veranwortlich gemacht hat. Sie will sich an Ill, aber auch an anderen Mitbürgern der Kleinstadt rächen, die ihr damals nicht zur Seite standen. Ill möchte sie vernichten und die bigotten Kleinstädter in ihrer Monstrosität entlarven...... Dies gelingt ihr bestens.

Kann man ihren Hass und ihren Wunsch nach Vergeltung nachvollziehen? Im gewissen Sinne schon, aber man weiß, dass Hass kein guter Berater ist, denn er lässt den Akteur in der Regel verbittern. Auch Claire kehrt als verbitterte Frau in die USA zurück.

Mir hat die filmische Darstellung von Dürrenmatts Stück gefallen, auch wenn der Drehbuchautor leichte Veränderungen vorgenommen hat.

Hörbiger und Mendl haben überzeugend gespielt.


Empfehlenswert.



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