Rezension: Der Tote im Zwillbrocker Venn


Tuna von Blumenstein, eine jung gebliebene ältere Dame aus dem Münsterland, hat sich entschlossen, einen Krimi zu schreiben.

Der Grund hierfür ist ihre Liebe zum "Zwillbrocker Venn", einem Naturschutzgebiet im Kreis Borken, das einst ein Hochmoor war. Hochmoore sind die ideale Kulisse für Texte dieses Genres und erzeugen per se Gruseleffekte.

Im "Zwillbrocker Venn", das die nördlichste Flamingokolonie der Welt beherbergt, gibt es u.a. eine Allee mit bizarren hohlen Kopfeichen, auch einen Prozessionsweg, der dort eine alte Barockkirche umgibt und ein riesiges Holzkreuz, das auf dem Buchdeckel des Krimis abgelichtet ist. Das Kreuz soll ein magischer Anziehungspunkt im Venn sein und erinnert mich in gewisser Weise an Droste von Hülshoffs Judenbuche.

Wer hier einen Toten findet, ahnt, dass dieser Tote eher ein Täter als ein Opfer ist.

In welchem Zusammenhang steht die in Blut getauchte Natur auf dem Buchdeckel mit dem idyllischen Foto eines liebevoll dekorierten hölzernen Gartentores?

Welches Drama breitet die Autorin in ihrem dicht geschriebenen Krimi aus, der sich teilweise so schnörkellos wie ein Polizeibericht liest und von lyrischen Texten Sylvia Bs. begleitet wird?

Ich war es übrigens, die Tuna darum gebeten hat, Gedichte von Sylvia in ihren Krimi einzubinden, einerseits, weil ich diesen Mix für ein gelungenes Experiment halte, andererseits, um die Bandbreite des Könnens von münsterländer Autoren aufzuzeigen. Kritiker mögen diese Vorgehensweise in Frage stellen, ich aber finde Arbeit im Team sehr gut, wenn es darum geht, eine Sache voranzubringen. In diesem Fall geht es darum, das Münsterland auch als Reiseziel interessant zu machen.


Nun zum Krimi: Ein Mann argentinischer Herkunft wird im Venn tot aufgefunden. Wurde er ermordet oder hat er sich selbst getötet?

Tuna hat ein interessantes Verwirrspiel inszeniert. Ihr Krimi beginnt mit einer Intrige. Dass sie nahe an der holländischen Grenze auch die Drogenproblematik nicht außen vor lässt, zeigt, dass sie die Region, die sie fokussiert, mit all ihren Facetten, auch den dunkleren, thematisiert.

Diebstahl, Rauschgiftdelikte, Kindesmord und Mord bestimmen den Handlungsablauf, in dem es immer wieder pychologische Reflektionsebenen gibt und Tuna sich der Schwarz-Weiß-Malerei bewusst enthält, wenn es um das Opfer- oder das Täterprofil geht: "Mein Eindruck ist der, dass der Verstorbene als Kind zeitweise unter Kalzium-Mangel-Rachits gelitten hatte, die durch einen Vitamin-D-Mangel verursacht wird. Die Fehlstellung der Zehen kann durchaus auf das Tragen nicht geeigneten Schuhwerkes zurückzuführen sein..." ( S. 55).

Zwei Frauen spielen im Krimi, neben dem verstorbenen Argentinier mit dubiosem Vorleben, eine entscheidende Rolle. In welchem Zusammenhang sie zu ihm standen, werde ich nicht verraten.

Es gibt Menschen, die, bevor sie ein Buch zu lesen beginnen, einen Blick auf die letzte Seite werfen. Tuna lässt ihren Krimi mit einem Gedicht enden. Die letzten beiden Verse lauten:

es wird der moment kommen
in dem ich spüre
da ist nichts mehr
weder liebe
noch hass
weder angst
noch kälte

wärme wird
meinen körper durchfluten
dann werde ich ruhig
und gefasst sein
und wissen
dass ich abschied
nehmen
kann.

Diese Zeilen sind der Schlüssel zu diesem Beziehungs-Krimi, der von einem Mann handelt, von dem man sich wünscht, er habe nie gelebt.

Sehr spannend zu lesen, empfehlenswert.

Das Bildmaterial wurde uns freundlicherweise von der Biologischen Station Zwillbrock zur Verfügung gestellt. Wir bedanken uns dafür herzlich.
Covergestaltung:
Satzstudio Roth, Emden



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Rezension:Der unsichtbare Dritte - SZ-Cinemathek (DVD)

"Der unsichtbare Dritte" ist ein Werk Alfred Hitchcocks, ein Gemisch aus Thriller und Komödie mit exzellent espritvollen Dialogen und viel Tempo.

Cary Grant (sein Synchronsprecher lässt zu wünschen übrig; die Stimme könnte sonorer sein, das ist aber für die Beurteilung des Films letztlich ohne Bedeutung) spielt den Werbefachmann Roger O. Thornhill, der ohne sein Zutun in die Fänge eines Spionagerings gerät. Man hält ihn irrtümlich für einen anderen und verfolgt ihn daraufhin mit aller Verbissenheit. Hitchcock lässt seinen Protagonisten in immer ausweglosere Situationen geraten. Dabei stellt die Flucht über das Präsidenten-Denkmal am Mont Rushmore den Höhepunkt des spannungsgeladenen Streifens dar.....

Grants Gegenspieler wird von James Mason gemimt. Die weibliche Hauptrolle spielt Eva Marie Saint, die optisch mit Grace Kelly Ähnlichkeiten aufweist, aber letztlich nicht an deren Format heranreicht. Es sind die leicht verbissenen Züge um die Mundpartie, die der Kühle die edle Ausstrahlung nehmen. Für die Filmrolle ist Eva Marie Saint allerdings die Idealbesetzung.

Sowohl den Aktion- als auch den Liebesszenen werden durch die betont ironischen Spracheinlagen und Grants unnachahmlicher Mimik jeglicher Ernst genommen, ohne dadurch der Lächerlichkeit anheim zu fallen. Dadurch ist es dem Zuschauer möglich, die einzelnen Szenen distanziert zu genießen. Der Szenenaufbau ist bewundernswert subtil konstruiert.

In diesem Streifen werden bewusst keine künstlichen Emotionen beim Betrachter hervorgerufen.

Der Zuschauer bekommt von Hitchcock die Rolle des Beobachters zugewiesen. Der Regisseur gestattet dem Zuschauer nicht, sich mit den Darstellern zu identifizieren.
Jeder hat seinen Platz. Das Zusammenspiel zwischen Regie, Drehbuch und schauspielerischem Können könnte nicht besser sein.

Die Bild- und Tonqualität sind zufrieden stellend.


Rezension:Der Marathon Mann (DVD)

"Der Marathon Mann" ist ein psychologisch ausgeklügelter Action -Film des Regisseurs John Schlesinger, der auf mich zunächst ein wenig verwirrend wirkte, weil die etwas verwickelten Handlungsstränge anfänglich bei mir einen chaotischen Eindruck hinterließen. Dieser Film ist subtil. Man muss ihn sich sehr aufmerksam anschauen, um ihn in all seinen Facetten zu begreifen.

Der Doktorand und Marathonläufer Thomas Babington Levy (Dustin Hoffmann) schreibt an einer Doktorarbeit, deren Schwerpunkt eine kritische Beleuchtung der McCarthy Ära ist. (Zum besseren Verständnis: McCarthy (1908- 1957) war ein amerikanischer Politiker und in den 1950er Jahren die treibende Kraft einer antikommunistischen Verfolgungswelle, die sich besonders gegen Regierungsangestellte, Künstler und Intellektuelle richtete.)

Levys Vater war Geschichtsprofessor und verübte zu Zeiten der McCarthy -Ära aufgrund seines Verfolgtwerdens Selbstmord. Offenbar konnte er den psychischen Druck, den die McCarthy-Leute auf ihn ausübten, nicht aushalten. Im Gegensatz zu seinem Bruder ist der Doktorand Levy ein Intellektueller. Er lebt bescheiden und ist ähnlich wie sein Vater der Wissenschaft verpflichtet. Der Ausgleich zu seinem geistigen Tun ist das Joggen.

Sein Bruder, von dem er annimmt, dass er mit Ölgeschäften zu Reichtum gekommen ist, arbeitet in Wahrheit für eine Organisation, die ihre Dienste jedem anbietet, der für die Dienstleitung gut bezahlt. Levys Bruder liebt ein luxuriöses Leben und ist bereit, dafür auch kriminell zu agieren. Die Organisation, für die er agiert, stellt ihre Dienste auch einem psychopathischen Arzt, der in der NS-Zeit in einem Konzentrationslager Leid und Tod über die Insassen brachte, zur Verfügung.

Dr. Szell lässt sich von Kurieren (Leuten der Organisation) Geld und seine Brillianten, die er einst Juden im Konzentrationslager entwendet hat, aus dem Ausland herbeischaffen und beginnt Levys Bruder zu verfolgen, von dem er annimmt, dass er an sein Vermögen will..... Levy gerät in einen Strudel von Ereignissen, die er erst zum Schluss begreifen wird. Der arglose junge Wissenschaftler muss sich u.a. der perfiden Foltermethoden dieses übrig gebliebenen Nazimonsters aussetzen und beginnt sich zu wehren...

Die pausenlos visualisierten Trainingsläufe für den Marathon lassen den Eindruck einer unendlicher Gehetztheit des Protagonisten entstehen und steigern die Spannung enorm. Schlesinger erinnert daran, dass die Grundmuster von Terror immer die gleichen sind, auch wenn die Auswirkungen verschieden sein mögen. Gottlob haben sie seit der NS-Zeit nicht mehr zu solch perversen Auswüchsen geführt. Die McCarthy Ära verdeutlicht wie schnell Intoleranz auch in demokratischen Ländern zu Verfolgung Andersdenkender führen kann. Ursache der Verfolgung von Andersdenkenden ist immer Intoleranz und mangelnde Liberalität. Schlesinger dokumentiert dies.

Empfehlenswert.




Rezension: Der Besuch der alten Dame (DVD)

Die Multimillionärin Claire Zachanassian (Christiane Hörbiger) besucht nach 40 Jahren ihren Heimatort, die Kleinstadt Gülle. In den USA wurde sie steinreich. In Gülle war sie einst ein unbegütertes Mädchen, dem man übel mitspielte.

Vor Ort geht der Pleitegeier um, weil der größte Arbeitgeber und Steuerzahler in Gülle seinen Betrieb geschlossen hat. Der Bürgermeister erhofft sich eine kräftige Finanzspritze seitens Claire. Um diese zur Spendenfreudigkeit zu bewegen, bittet er und der Gemeinderat den Autohausbesitzer Allfred Ill (Michael Mendl), -den ehemaligen Verlobten von Claire-, auf diese einzureden. Zunächst windet sich Ill, sagt dann aber schließlich doch zu.

Im Vieraugengespräch mit ihr erfährt der Ex-Verlobte die Konditionen für die finanzielle Zuwendung. Claire lässt ihn nicht im Ungewissen, dass sie der Stadt zwei Milliarden Franken zahlt, wenn er sterben wird. Diese Bedingung wiederholt sie im Stadtrat und erklärt, dass das Geld anteilig pro Kopf an jeden Mitbürger ausgezahlt werden soll. Anfänglich sind die Bürger empört über das unmoralische Angebot. Doch die Gier beginnt schnell zu wachsen. Man plant bereits gedanklich mit dem Geld. Als deutlich wird, dass Ill seine einstige Verlobte 40 Jahre zuvor verraten und im Stich gelassen hat, haben die Bürger einen Exkulpationsgrund für ihre unmoralischen Erwägungen, die in Wahrheit einzig auf Habsucht beruhen. Ill hatte mit seiner schwangeren Verlobten damals einen Verkehrsunfall, bei dem diese schwer verletzt wurde und als Spätfolge ihr Kind verlor.

Als klar wurde, dass Claire ein Invalide bleiben würde, stritt Ill die Vaterschaft ab und sagte gemeinsam mit zwei Freunden aus, dass Claire mit allen drei Männern Sex hatte. Da es zu diesem Zeitpunkt noch keinen Gentest gab, musste Ill für das Kind nicht aufkommen. Claire war nun als Flittchen verschrien und verließ die Kleinstadt, um in den USA ihr Glück zu versuchen. Nach einer Fehlgeburt heiratete sie in den USA einen steinreichen alten Mann, dessen Vermögen sie erbte. Trotz des materiellen Erfolges konnte sie Ill nicht vergeben, zumal sie ahnt, dass er der Verursacher des damaligen Verkehrsunfalls war, für den man sie veranwortlich gemacht hat. Sie will sich an Ill, aber auch an anderen Mitbürgern der Kleinstadt rächen, die ihr damals nicht zur Seite standen. Ill möchte sie vernichten und die bigotten Kleinstädter in ihrer Monstrosität entlarven...... Dies gelingt ihr bestens.

Kann man ihren Hass und ihren Wunsch nach Vergeltung nachvollziehen? Im gewissen Sinne schon, aber man weiß, dass Hass kein guter Berater ist, denn er lässt den Akteur in der Regel verbittern. Auch Claire kehrt als verbitterte Frau in die USA zurück.

Mir hat die filmische Darstellung von Dürrenmatts Stück gefallen, auch wenn der Drehbuchautor leichte Veränderungen vorgenommen hat.

Hörbiger und Mendl haben überzeugend gespielt.


Empfehlenswert.



Rezension:Der Richter und sein Henker. SZ-Bibliothek Band 42 (Gebundene Ausgabe)

In diesem Roman wird der Mord an einem Polizisten aufgeklärt. Die beiden Protagonisten, Kommissar Bärlach und der Finanzier Gastmann, kennen sich seit über vierzig Jahren. Seither spielen sie ein perfides Spiel miteinander. Der eine als Vertreter des Staates, der andere als Person, die nicht immer auf legaler Seite operiert.

In einer verfallenen Schänke am Bosporus haben sie einst eine Wette abgeschlossen, die letztlich beide mit schwerer Schuld beladen hat, weil ein Dritter Opfer ihrer "teuflischen Versuchung des Geistes durch den Geist", wie Dürrenmatt formuliert, geworden ist. Auch nach vierzig Jahren hat sich die abgründige Sicht der beiden Akteure nicht geändert. Erneut wird ein Dritter Opfer ihres perfiden Spiels, erneut wird ein anderer benutzt für einen im Grunde fragwürdigen Zweck .....

Nicht Recht und Aufklärung, sondern persönliches Machtspiel stehen im Vordergrund der Handlungsmotivation und wie stets in solchen Fällen ist auch hier das Ergebnis : verbrannte Erde!


Empfehlenswert!


Rezension: Klute- DVD

"Klute" wurde 1971 gedreht. Regie führte Alan J. Pakula.
Hauptdarstellerin des Films ist die hübsche Jane Fonda. Sie spielt das New Yorker Callgirl Bree Daniels. In Ihrem Job ist sie heiß begehrt, weil sie keine Hemmungen kennt und die Sexualfantasien ihren Freier mehr als nur zufrieden stellend befriedigt.

Als ein Ingenieur und Familienvater aus der Provinz verschwindet und man zwischen ihm und Bree einen Zusammenhang herstellen kann, weil man bei ihr Briefe findet, die die Unterschrift des Ingenieurs tragen, beginnt sein bester Freund "Klute" (Donald Sutherland) nach ihm zu suchen. Vieles spricht dafür, dass sein Freund ein Doppelleben führt und bei Prostituierten seine Gewaltphantasien auslebt.

Bree kann sich an keinen Mann erinnern, zu dem das Foto des Ingenieurs passt, gleichwohl hatte sie eine Begegnung mit einem Gewalttätigen und glaubt sich seitdem verfolgt. Klute lernt Bree in Gesprächen ganz allmählich kennen und entdeckt einen zarten, sehr ängstlichen Menschen dort, wo andere nur ein hart gesottenes, gefühlskaltes Callgirl erblicken.

Bree möchte eigentlich Schauspielerin werden, aber sie genießt ihren Job als Callgirl, weil sie, wie sie ihrer Therapeutin mitteilt, auf diese Weise Kontrolle über Männer haben und gleichzeitig auf einfachem Wege Geld verdienen kann. Ihr Gesamtverhalten scheint auf Ängsten unterschiedlicher Art zu beruhen. Diese werden ihr durch Klute allmählich genommen. Dabei spricht er wenig mit ihr, sondern vermittelt ihr durch seine bloße Anwesenheit Schutz und löst offenbar Gefühle des Geborgenseins bei ihr aus. Sie kann es nicht fassen, dass Klute sie sehr mag, obschon er ihr Vorleben kennt.

Die Szenen mit Brees Freiern sind übrigens sehr gut dargestellt. Hier wird ausschließlich der Blick darauf fokussiert, was sich psychologisch ereignet. Bree verliert niemals die Kontrolle beim sexuellem Tun. Dokumentiert wird dies, wenn sie, während ihrer sexuellen Schauspielereien entnervt auf die Uhr sieht, während die Männer lustvoll stöhnen. Ihrer Therapeutin gesteht sie, dass sie bei noch keinem Mann sexuell etwas empfunden habe. Das ändert sich als sie mit Klute beischläft. Ihr macht ihre uneingestandene Liebe zu Klute zunächst Angst. Deshalb versucht sie sich zu entziehen.

Klute , der am Anfang nur nach seinem Freund sucht, beginnt Bree nun intensiver zu schützen, denn noch immer wird sie von einem Psychopathen verfolgt. Ist dieser Mensch tatsächlich Klutes Freund?

Spannend. Kein Kitsch.

Die Ton- und Bildqualität sind o.k. Das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Empfehlenswert.


Rezension:Bruno Chef de police (Gebundene Ausgabe)


Die Handlung dieses Krimis spielt in Südwestfrankreich und dort in der Kleinstadt St. Denis. Hier sorgt Bruno, der Chef de Police, für Ordnung und Sicherheit. Bruno ist überaus beliebt bei der Bevölkerung und kennt den Lebenslauf aller Menschen vor Ort persönlich.

Thematisiert wird der Mord an einem alten Algerier, der während des 2. Weltkrieges, wie sich herausstellt, mit den Deutschen kollaborierte. Wer hat diesen Mann ermordert? Ist dieser Mord eine Racheakt?

Bruno ermittelt in diesem Fall gemeinsam mit Pariser Agenten des Innenministeriums.
Zur Sprache kommen auch die Ausschreitungen von Rechtradikalen in der Provinz während einer Parade. Wie wird Bruno mit diesen Ausschreitungen fertig?

Die Liebe, auch Sex und Drogen sind weitere Themen in Walkers Roman und natürlich auch die idyllische, französische Landschaft, in der immer mehr Engländer und Holländer sich Häuser kaufen und dadurch die einheimische Bevölkerung seltener in der Lage ist,  solche Güter selbst zu erwerben.

Kulinarische Köstlichkeiten der Region werden nicht nur von Bruno geschätzt. Auf dem Markt von St. Denis werden diese bevorzugt angeboten, nach alten Rezepten, die jedoch laut Brüsseler Regulierungswut nicht mehr zulässig sind.

Bruno, ein liebenswerter Flic, mit dem Herzen am rechten Fleck, lässt eine junge, intelligente Pariser Polizistin mit großen Aufstiegschancen nicht unbeeindruckt. Gemeinsam werden sie den Mord aufklären.


Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.

Sir Carol Reed »Der dritte Mann«

"Der dritte Mann" ist eine amerikanische Literaturverfilmung des gleichnamigen Buches von Graham Greene. Die Handlung ereignet sich unmittelbar nach dem 2. Weltkrieg im zerbombten Wien. Die Stadt war zu diesem Zeitpunkt ähnlich wie Berlin von amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Truppen besetzt und in vier Besatzungszonen aufgeteilt

Der amerikanische Schriftsteller Holly Martins (Joseph Cotton) ist in die Metropole gekommen, um dort seinen Freund Harry Lime (Orson Welles) zu besuchen. Dieser soll in der britischen Besatzungszone leben. Als Lime dort angelangt, erfährt er, dass sein Freund unmittelbar zuvor von einem Auto überfahren wurde. Er schafft es gerade noch an der Beerdigung teilzunehmen und trifft dort auf einen österreichischen Freund von Harry, auf seine Geliebte(die schöne Alida Valli) und auf zahlreiche Besatzungssoldaten.

Der britischen Major behauptet, dass Lime Wiens größter Schieber war. Harry ist empört über die Worte des Engländers und möchte beweisen, dass diese Anschuldigung nicht stimmt. Er glaubt an seinen Freund und gelangt aufgrund seiner persönlichen Recherche zu der Auffassung, dass Lime ermordet worden ist. Erst ganz allmählich ist er bereit die tatsächlichen Geschehnisse als Realität zu akzeptieren. Lime ist ein hat eiskalter Dealer, der mit gepantschtem Penicillin gehandelt und als Folge davon Krankheit, Leid und Tod vieler Menschen verursacht hat. Als klar wird, dass Lime noch lebt, entscheidet sich Martins dafür den Lockvogel zu spielen, damit man den Verbrecher stellen kann. Das hindert Holly jedoch nicht daran, den letzten Wunsch des einstigen Freundes zu erfüllen......

Dieser Schwarz-Weiß- Film zeigt ein sehr düsteres Nachkriegs-Wien. In den Gesichtern der Statisten liest man Trauer, Depression, Enttäuschung aber auch viel Skepsis. Die zahlreichen Bilder der zerstörten Stadt werden von einer eingängigen Zittermelodie begleitet, die seither mit dem so genannten dritten Mann auf ewig verbunden ist.

Kritisch betrachtet wird die Art und Weise, wie die Besatzer mit der Zivilbevölkerung nach der NS-Zeit umgegangen sind und sie auf diese Weise gegen sich aufbrachten. Ebenfalls im Fokus der Kritik steht das kulturelle Umerziehungsprogramm der Alliierten, das offenbar mit heißer Nadel gestrickt worden ist und die ehemaligen Nazi-Sympathisanten nicht wirklich erreichen konnte. Verstocktsein war das unweigerliche Ergebnis.

Dass der größte Dealer in der Film- und Romanhandlung ein Amerikaner ist, sollte vermutlich dem amerikanischen Publikum verdeutlichen, dass unmoralisches, bzw. kriminelles Handeln nicht an die Nationalität einer Person gebunden ist, sondern der ethischen Entscheidung jeweils eines bestimmten Individuums bedarf.
Dieser Gedanke zeugt von Fairness und Versöhnungsbereitschaft gegenüber allen, die guten Willens sind.

Ein großes Thema des Films sind Freundschaft und Liebe. Während Freundschaft zwischen Martin und Lime wegen des hochgradig unmoralischen Tuns Limes gegenüber Dritten - aufgrund der bewussten Entscheidung Martins- zum Ende der Freundschaft führt, kann die Geliebte Limes trotz des Wissens um dessen Verbrechen sich innerlich nicht von ihm lösen. Ihre emotionale Verbundenheit ist stärker als ihr Gewissen. Sie kann aufgrund ihrer Emotion der ethischen Abwägung Martins nicht folgen. Sie bleibt zu befangen.

Claude Chabrol »Blutige Hochzeit«

Sprachen/Ton:

DE/FR
Untertitel:
DE
Laufzeit:
96 Minuten
Bild 4:3
Region Pal/2

Dieser Film des jüngst verstorbenen begnadeten französischen Regisseurs Claude Chabrol aus dem Jahre 1972 befasst sich mit der fatalen Liebesgeschichte zwischen Pierre Maury (Michel Piccoli) und Lucienne (Stéphane Audran).

Lucienne ist die Ehefrau des Kleinstadtbürgermeisters Paul (Claude Piépu), der sie einst trotz eines unehelichen Kindes von einem anderen Mann, geheiratet hat. Zwischen Paul und Lucienne scheint es keine intimen Beziehungen mehr zu geben. Paul ist ausschließlich an seiner Karriere und an den materiellen Vorteilen, die ihm sein Amt bringen, interessiert.

Lucienne geht mit dem verheirateten Paul eine sexuelle Beziehung ein. Paul ist ähnlich wie sie sexuell ausgehungert, denn seine Ehefrau ist hochgradig depressiv und hat sich dem Leben schon lange abgewandt.

Pierre entscheidet sich, seine Frau zu ermorden, damit er und seine Geliebte ein ungestörtes Liebesnest haben können. Als Paul dahinterkommt, dass seine Frau fremd geht, willigt er in diesen Zustand ein und redet mit Lucienne und Pierre offen darüber.

Die beiden Ehebrecher fühlen sich ertappt und ermorden aus Scham den im Grunde sehr großzügigen Paul....

Wie diese Geschichte weitergeht, will ich nicht verraten. Interessant finde ich, dass Lucienne und Pierre, die beiden Angehörigen der Kleinstadtoberschicht, keinen anderen Ausweg für ihre Liebe sehen, als die Ermordung ihrer Ehepartner. Furcht vor Neuanfängen führt nicht selten in ausweglos erscheinende Situationen. Wie weit diese gehen können, zeigt die Filmhandlung sehr gut.

Die DVD-Hülle kann man u.a. Informationen u.a. zu Chabrol entnehmen, auch zwei Kurzkritiken, ein Einzeiler der "Zeit" und einen anderer Einzeiler aus dem "Lexikon des internationalen Films" sind nachlesbar. Dort wird kurz erwähnt, dass der Streifen scharfe Kritik an den gaullistischen Rechtstendenzen nimmt. Aus heutiger Sicht finde ich diese Beschreibung reichlich übertrieben. Der politische Hintergrund bleibt eher Beiwerk, der Fokus liegt eindeutig auf den Abgründen zweier Liebender. Der Philosoph Friedrich Nietzsche sagte einst: "Was aus Liebe getan wird, geschieht immer jenseits von Gut und Böse." Das mag sein. Dennoch exkulpiert es Täter, die aus Liebe Straftaten begehen, nicht und zwar zu Recht.

Sehr gute schauspielerische Leistungen, intelligente, spannende Dialoge. Die Bild und Tonqualität sind bestens.


Empfehlenswert.
Das besprochene Produkt ist überall im Handel erhältlich.




Claude Chabrol »Vor Einbruch der Nacht«

Dieser pychologisch subtil gestaltete Film des Regisseurs Claude Chabrol stammt aus dem Jahre 1971.

Sprachen/ Ton : DE/FR- Dolby Digital 2.0
Untertitel: DE
Laufzeit: 106 Minuten
Bild: 16:9
Region: Pal/2

Wie sooft befasst sich Chabrol auch in diesem Film mit den widersprüchlichen Moralvorstellungen des gehobenen Bürgertums in Frankreich.
Der Film beginnt mit einer Szene, in der eine nackte, sich auf dem Bett räkelnde Schöne einen ziemlich spießig aussehenden Mann in den mittleren Jahren auffordert mit ihr sado-masochistische Sexspiele zu betreiben. Bei den beiden Personen handelt es sich um den Pariser Publicity-Manager Charles Masson (Michel Bouquet) und um Laura, die Frau seines besten Freundes Francois (Francois Périer).

Laura fordert Charles auf, sie zu erdrosseln. Sie bittet ihn immer wieder, verführt ihn zur Tat. Schon in dieser kleinen Sequenz wird klar, dass Charles ein schwacher Mann ist, der sich dem Willen der vermeintlichen Masochistin unterwirft und ihr tatsächlich auch die Kehle zudrückt.
Vom Augenblick der Tat an plagt ihn das Gewissen. Er spricht mit seinem Freund und seiner Frau und gesteht die Tat. Er möchte seine Schuld sühnen, doch seine bodenständige Frau (Stéphane Audran) und sein Freund raten ihm davon ab. Sie erinnern ihn an seine Verantwortung für Frau und Kinder. Er soll sie durch einen Skandal nicht ins Unglück ziehen.

Als Charles sich dennoch entschließt zur Polizei zu gehen, weil er zu schwach ist, seine Schuld zu tragen und von ihr durch staatliche Strafmaßnahmen erlöst werden möchte, entschließt sich seine Frau dem Spuk ein Ende zu setzen.....

Ein großartiger Film, der die Schwäche eines Mannes aufzeigt, der sich seiner Mutter, seiner Frau und seiner Geliebten bedingungslos unterworfen hat und im Grunde der eigentliche Masochist ist.

Die Hülle der DVD enthält u.a. eine Kurzbiographie von Claude Chabrol und zwei Kurzkritiken zum Film. TV Spielfilm schreibt "Einer der besten von Chabrols Krimis" und das Lexikon des internationalen Films meint "Ein gelegentlich etwas konstruierter, aber mit psychologischer Finesse inszenierter Film, der eindrucksvoll zerstörerische Aspekte einer nur halb vollzogenen Emanzipation von von bürgerlich-christlichen Moralvorstellungen behandelt."

Die Ton- und Bildqualität sind bestens, die schauspielerische Leistung der Hauptakteure ebenfalls.

Claude Chabrol »Die Unschuldigen mit den schmutzigen Händen«

Der vorliegende Film stammt aus dem Jahr 1974. Es handelt sich um ein Werk des Regisseurs Claude Chabrol.

Sprachen/Ton: DE/FR, Dolby Digital 2.0
Untertitel: DE
Laufzeit:121 Minuten
Bild: 16:9
Region: PAL/2

Die Filmhandlung beginnt mit einer Szene, in der sich schöne Julie (Romy Schneider) nackt im Garten des Anwesens ihres wesentlich älteren, wohlhabenden Gatten Louis (Rod Steiger) sonnt. Das Anwesen befindet sich in St. Tropez. In diesem Moment nimmt die Affaire zwischen Julie und dem jungen, mittellosen Nichtstuer Jeff Marle (Paolo Giusti) seinen Anfang.

Schon in der zweiten Szene wird klar, dass Louis Alkoholiker und wenig später, dass er impotent ist. Louis liebt seine Frau abgöttisch. Sie ist von seiner Trinksucht, wohl aber nicht von seinem Geld angewidert. Julie verläßt Louis nicht, weil sie finanziell von ihm abhängig ist und plant mit Jeff ihren Gatten zu ermorden.

Die Dinge entwickeln sich anders als erwartet....

Der Film besticht durch sein subtil psychologisch angelegtes Drehbuch, seine intelligenten Dialoge, die hervorragenden schauspielerischen Leistungen, vor allem von Romy Schneider und Rod Steiger, aber auch von Henri Attal, der einen Polizeibeamten mimt und von dem Richter Hans Christian Blech. Natürlich werden Klischees bedient. Das sehe ich jedoch nicht als Kritikpunkt.

Die Bilder von Saint Tropez und der Landschaft in der Gegend des alten Fischerdorfes haben mich beeindruckt. Wie idyllisch dort alles noch war zu Beginn der 70er Jahre!

Der DVD -Hülle sind bemerkenswerte Infos zum Regisseur und zur Vita Romy Schneiders sowie zwei Kurzkritiken zu entnehmen. Das Erste interpretiert Julie als eine Frau, die zwischen zwei mehr oder minder unsympathischen Männern völlig isoliert ist. So sehe ich das nicht. Julie ist in erster Linie vorteilsdenkend. Das sie nach meiner Meinung bis zum Schluss. Sie gehört dem Typ Frauen an, die sich stets dort hin orientieren, wo sie am meisten zu erwarten haben, materiell oder emotional, also zu den Vampiren, die nicht nur unbedarfte Männer aufs Glatteis führen. Mitunter finden die Damen ihren Meister. Jeff ist das Pendat zu Julie.

Ein toller Film.


Francois Dupeyron »Die Maschine«

Dieser Psychothriller des Regiesseurs Francois Dupeyron beginnt mit einer Szene, die für den Betrachter zunächst kaum deutbar ist. Ein etwa zehnjähriger Junge schickt sich an, seine Mutter zu töten. Was veranlasst ihn dazu?

In der dann folgenden Rückblende entwickelt sich die Geschichte, die zu dem Ereignis zu Beginn des Filmes führt. Dr. Lacroix (Gérard Depardieu) befasst sich nach seinem Medizinstudium mit dem menschlichen Gehirn und macht aus diesem Grund eine Zusatzausbildung als Psychiater, baut sogar eine Maschine, um alles über das Gehirn und dessen Geheimnisse in Erfahrung zu bringen.

Als Psychiater beschäftigt er sich mit Psychopathen und untersucht deren Charakterdeformationen. Sind diese Deformationen veränderbar? Dr. Lacroix ist von dem Fall des Psychopathen und Serienkillers Zyto (Didier Bourdon) fasiziniert. Dieser Mann zieht ihn völlig in seinen Bann. Zyto gewinnt Macht über ihn. Das gelingt Psychopathen immer, wenn man sich nicht bewusst abgrenzt.

Dr.Lacroix, Vater eines Sohnes, Ehemann von Marie (Nathalie Baye) und Geliebter von Marianne (Natalia Wörner) entfernt sich immer mehr von seinem realen Leben und befasst sich gedanklich immer intensiver mit Zyto. Er entschließt sich letztendlich, sich dessen Hirn zu eigen zu machen, um es besser verstehen zu können.

Mittels der Maschine, die der Psychiater konstruiert hat, kommt es zu einem Hirntransfer. Zyto besitzt nun die Persönlichkeit Dr. Lacroix und Lacroix die Persönlichkeit des Serienkillers. Welche Folgen das hat, möchte ich an dieser Stelle nicht näher ausführen, um die Spannung des Filmes nicht zu mindern...

Der Film verdeutlicht, dass die Möglichkeiten zu denken, zu entscheiden und aber auch zu fühlen im Hirn lokalisiert sind und der Körper unabhängig von all dem funktioniert. Der Film suggeriert, dass dann, wenn ein Hirntransfer stattgefunden hat, das Individuum aufgehört hat im alten Körper zu existieren.

Ein nicht uninteressanter Gedanke. Und wo ist die Seele? Gibt es die überhaupt oder ist sie nur eine Fiktion?

Die Bild- und Tonqualität sind bestens, die Dialoge lassen auch nichts zu wünschen übrig. Die Schauspieler spielen ihre Rollen hervorragend. Depardieu schafft es wie immer durch seine Ausdrucksstärke den Zuschauer in den Bann zu ziehen.

Empfehlenswert.




Alfred Hitchcock »Über den Dächern von Nizza«

Die Handlung dieses 1955 gedrehten Films braucht man nur kurz anreißen, denn der Hitchcock-Streifen ist ein wirklicher Klassiker der Filmgeschichte. Fast jeder kennt ihn. Der ehemalige Juwelendieb John Robie (Gary Grant) wird an der Cote d` Azur von seiner Vergangenheit eingeholt. Er war einst Juwelendieb und setzt nun seine Kenntnisse dafür ein, die Täter, die seinen Stil kopieren, dingfest zu machen. Robie verliebt sich in die bildschöne Tochter (Grace Kelly) einer steinreichen Amerikanerin. Daraus ergeben sich allerlei Turbulenzen...

Der Film lebt neben der spannenden Filmhandlung von den beeindruckenden Aufnahmen der Cote`d Azur, den Bildern von der Stadt Nizza und deren Hafen, von der Ufer-Promenade von Cannes, dem Luxushotel Charlton, der alten Villa Rothschild und vielem anderen mehr, das sich seit dem Dreh kaum verändert hat, wie ich während meiner zahlreichen Aufenthalte an der Cote feststellen konnte. Grace Kelly lernte unmittelbar nach den Dreharbeiten zum Film ihren zukünftigen Mann kennen und residierte seitdem in Monte Carlo. Die junge Schauspielerin hatte schöne, ebenmäßige, klare Gesichtszüge, eine kühle erotische Ausstrahlung, aber wenig Sexappeal. Sie war keine Bardot.
Sexappeal war für den Film aber nicht notwendig. An der Seite des Charmeurs Gary Grant machte Kelly eine gute Figur und spielt ihre Rolle überzeugend. Die beiden Schauspieler harmonieren, trotz des immensen Altersunterschiedes sehr gut miteinander, was wohl damit zusammenhängt, dass beide eine natürliche Eleganz und eine unaufdringliche, edle Aura besitzen. Diese harmoniert fantastisch mit dem Ambiente Nizzas und Cannes, während die sexuelle - sinnliche Ausstrahlung einer Bardot eher zu dem Lebensgefühl des alten Fischerortes St. Tropez passte. Hitchcock hat das sehr genau gesehen und danach gehandelt. Das war klug von ihm .


Ein schöner Film, den ich mir sicher noch viele Male ansehen werde. Die Bilder sind einzigartig.

Empfehlenswert!

Rezension:Blutige Steine: Commissario Brunettis vierzehnter Fall (Taschenbuch)

In Venedig wird ein fliegender Händler auf offener Straße erschossen. Bei diesem Toten handelt es sich um einen Schwarzafrikaner ungeklärter Herkunft. Wie seine Kollegen hat er verbilligt Handtaschen italienischer Nobelhersteller an Touristen verkauft und sich damit bei seriösen venezianischen Kaufleuten, die an Festpreise gebunden sind, keine Freunde gemacht. Durch stets steigende Kosten für Ladenmieten, für Personal und für Staatsabgaben bedeutet dieser unlautere Wettbewerb mit keineswegs imitierten Produkten eine ernst zunehmende Gefährung ihrer Existenz.

Die illegalen Händler sind den Kaufleuten ebenso ein Dorn im Auge, wie deren Hintermänner, die mit den italienischen Lederwaren-Manufakturen offenbar einen Deal vereinbart haben, wonach nachts für den Schwarzmarzmarkt die gleichen Handtaschen produziert werden, wie tagsüber für den legalen Handel. Durch diese Machenschaften bereichern sich nicht nur die Dealer, sondern auch die Manufakturbesitzer zum Nachteil der mittelständischen Geschäftleute. "Vucumpras" sind die schwarzen, unterbezahlten Arbeitsbienen der Dealer, die, sobald Schwierigkeiten auftauchen, auf keinerlei Schutz hoffen dürfen, da sie illegal im Land sind und als Schwarzafrikaner ohnehin keine Fürsprecher haben.

Commissario Brunetti, der zunächst mit dem Fall betraut ist, sucht nach einem Tatmotiv und glaubt es in diesem Problembereich ausloten zu können. Als er jedoch in der illegalen Unterkunft des Ermordeten versteckte Rohdiamanten im Werte von sechs Millionen Euro findet und ihm das Innen- und Außenministerium zeitgleich die Sache aus der Hand nehmen, wird ihm klar, dass dieser Fall einen politisch brisanten Hintergrund haben muss...

Leon macht den Leser in der Folge mit dem internationalen Diamantenhandel vertraut. Detailliert berichtet sie über diesen westafrikanischen Bodenschatz und dem weltweiten Interesse an den lukrativen Schürfrechten. Nicht selten werden im Gegenzug zu Schürfrechten Waffen in Bürgerkriegsregionen geliefert, die jene Seite unterstützen sollen, die sich als die wirtschaftspolitisch nützlicher erweist.

Donna Leon hat in diesem Roman Angola und das Leid der dort lebenden Menschen im Blickfeld und macht dem Leser das Unrecht, das dort der Habgier einer Machtclique wegen geschieht, drastisch bewußt. Außerdem verdeutlicht sie diesbezüglich die undemokratischen Machenschaften und Korruptionshandlungen italienischer Politiker und Beamter. Auch in Brunettis 14. Fall erweist sich die Welt als gleichbleibend schlecht.

Bei aller Unbill findet der gebeutelte Commissario Gelegenheit erfolgreich seinen lukullischen Interessen nachzuspüren und sich am relativ harmonischen Miteinander seiner Familie zu erfreuen.

Das rezensierte Produkt ist überall im Handel erhältlich.


Rezension:Beweise, daß es böse ist: Commissario Brunettis dreizehnter Fall (Gebundene Ausgabe)

Commissario Brunetti recherchiert in seinem 13. Fall in Sachen des Mordes an der dreiundachtzigjährigen Maria Grazia Battestini. Wie er ermittelt, hat es sich bei dieser alten Frau um eine höchst unbeliebte Person gehandelt. Die harmonische Kooperation mit Dritten wurde durch ihre Charakterzüge stets verhindert. Besonders verschrien war die Alte aufgrund ihrer Habgier, ihres Geizes und wegen ihrer niederträchtigen Art mit ihrem Personal umzugehen.
Brunetti trifft im Laufe seiner Ermittlungen auf eine Reihe potentieller Tatverdächtiger und lotet in der Folge ganz allmählich das Tatmotiv aus.

Parallel hierzu befasst sich Brunettis Gattin Paola zu diesem Zeitpunkt intellektuell mit den sieben Todsünden, weil diese im Religionsunterricht ihrer Tochter gerade behandelt werden. Paola diskutiert mit Brunetti die diesbezüglichen Problemfelder. Sünden, also Laster, wie etwa Neid, Habsucht, Hochmut aber auch Trägheit prädisponieren zu Delikten und Verbrechen, wie Donna Leon in ihrem Buch herausarbeitet. Die Tatsache, dass man besagte Sünden heute als bloße Charakterfehler abtut, könnte möglicherweise die eigentliche Ursache für die erhöhte Kriminalitätsanfälligkeit in der Gesellschaft darstellen. Das Postulat einer ethisch weniger laxen Grundhaltung zieht sich, wie ein roter Faden, durch Leons jüngstes Buch. Brunetti konstatiert, dass ihm die Verhaltensmuster, welche auf den sieben Todsünden beruhen, andauernd begegnen. Beklagt werden von ihm der bürokratische Filz und die allgegenwärtige Korruption, sowie Boshaftigkeiten innerhalb seiner Dienststelle.

Diese Zustände beruhen gleichfalls auf der allgemeinen moralischen Desensiblisierung. In Brunettis 13. Fall geht es in erster Linie um die Darstellung menschlicher Abgründe, auch um die Frage wer Täter und wer eigentliche Opfer ist, sowie nicht zuletzt eben um Betrachtungen ethischer Notwendigkeiten in der Gesellschaft. Bei allem liest man, wie immer, vom entspannenden Miteinander in Brunettis Familie, von Paolas Kochkünsten und Brunettis unabänderlicher Faszination gegenüber seiner vielseitig begabten Lebensgefährtin.


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Rezension:Der talentierte Mr. Ripley (Taschenbuch)

"Die meisten Menschen sterben, bevor sie geboren sind."(Fromm)

Richard Greenleaf, Sohn eines amerikanischen Millionärs, lebt als Bohemien in Italien. Sein Vater möchte, dass er dieses Leben aufgibt und sich stattdessen im väterlichen Unternehmen nützlich macht. Deshalb bittet er den jungen, unbegüterten Tom Ripley nach Europa zu reisen und dort mit dem, ihm gleichaltrigen Möchtegern-Maler zu sprechen. Er hofft, dass Ripley Richard überzeugen kann, mit zurück in die USA zu gehen.

Der alte Greenleaf finanziert Tom die Reise ans Mittelmeer. Dort angekommen, trifft er sogleich auf den Millionärssohn und von da an nimmt die intelligent aufgebaute Handlung einen unvorhergesehenen Verlauf. Tom ist fasziniert von den schönen Seiten Italiens, dem "Dolce Vita", das er durch Richard kennenlernt. Er beginnt die mediterrane Kultur zu schätzen und entwickelt Sinn für Qualität und Kennerschaft. Nicht zuletzt aufgrund dieser Neigungen erwacht in ihm eine nicht unherhebliche kriminelle Energie, die er in der Folge auslebt...

Die Handlungsmotive dieses chamäleonartigen Protagonisten sind vielschichtig. Profane Habsucht spielt, wenn überhaupt, eine untergeordnete Rolle. Highsmith gelingt es ein Bild von Ripley zu zeichnen, das den Leser dazu verführt, diesem hochkriminellen Akteur nahezu all seine Taten nachzusehen. Das ist psychologisch äußert raffiniert eingefädelt. Die talentierte Mrs. Highsmith beherrscht die Gesetze der Beeinflußung exzellent und manipuliert zu einer moralisch alles andere als unbedenklichen Sichtweise.

Ein spannendes Buch, mit wunderschönen italienischen Impressionen, die den Leser zum Reisen verlocken.


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Rezension: "Leichenschmaus"

Der von der Zeitschrift "essen & trinken" empfohlene Kriminalroman "Leichenschmaus" erweist sich als kurzweilige, spannende Lektüre nicht nur für die Hochsommertage.

In einem Kölner "Ein-Sterne-Lokal" ereignen sich höchst dubiose Todesfälle, welche in fortlaufender Handlung aufgeklärt werden. Die Protagonistin Katharina Schweizer, eine aus Baden stammende begnadete Köchin für kalte Speisen, die in besagtem Lokal tätig ist, berichtet ausführlich, was sich an ihrem Arbeitsplatz zuträgt. Um das Lesevergnügen nicht zu schmälern, wird an dieser Stelle allerdings das kriminalistisch interessante Geschehen nicht näher erläutert.

Stattdessen soll darauf hingewiesen werden , dass es der Autorin gelungen ist, dem Leser im Rahmen ihrer Story, über Leistungsdruck und damit einhergehender hektischer Betriebsamkeit in der gehobenen Küche breitgefächert zu berichten. Man erfährt mit welch' ungeheurem Aufwand ein vom Michelin ausgezeichnetes Speiselokal sein Handwerk betreiben muss, aus wie vielen Personen eine so genannte Küchenbrigade zusammengesetzt ist, welche Funktionen die verschiedenen Köche haben und was sie im Einzelnen leisten müssen. Ferner lässt sich die Autorin auch über die Beschaffungs-Logistik hochwertiger Lebensmittel aus (Rungis bleibt nicht unerwähnt) und über all die vielen Vorbereitungen, die getroffen werden müssen, bis der eigentliche Kochvorgang beginnt.

Wir erfahren, wie sehr der Gast, das scheue Reh, gehegt und gepflegt wird, und wie kostenintensiv das ganze Prozedere letztlich ist. Auch wird man in Kenntnis gesetzt, dass der jeweilige große Meister selbst selten am abendlichen Herd steht, nicht zuletzt, weil dessen Aufgabe im kreativen Bereich zu suchen ist. Er ist derjenige, der fortwährend neue Rezepte entwickeln muss, um den Gast nicht zu langweilen und das Niveau zu halten. Zudem ist er für die Werbung zuständig, muss also pausenlos Kontakt zu den Medien halten und sich mit den lästigen Gastro-Kritikern herumärgern.

Brigitte Glaser lässt den Leser also hinter den Vorhang schauen und bereitet dabei dem kulinarisch Interessierten die Freude, eine Vielzahl feinster Speisen näher kennen zulernen, indem sie die Herstellung detailliert beschreibt. Aber man wird auch mitgenommen auf Erkundungen durch die unterschiedlichsten Kölner Stadtviertel und erhält gut verwertbare Informationen über die dort ansässige Gastronomie.

Durch die bunte Mixtur aus Homosexuellengeschichten, Kokainproblemen, WDR-Präzens und Kölner Klüngel koloriert die Autorin den vorliegenden Krimi mit gekonnt köl`schem Pinsel und unterlegt das Ganze mit einer Fülle von Zitaten aus Goethes Faust, was sicher nicht ohne Grund geschieht!


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